Ring-Gegner Arbesser fürchtet Spielberg als „Ischgl 2“

Eine Woche vor dem verspäteten Saison-Auftakt der Formel 1 im obersteirischen Spielberg geht unter Teilen der Bevölkerung Sorge um. „Es fällt mir schwer, Versuchskaninchen zu sein“, kritisierte etwa der langjährige Ring-Gegner Karl Arbesser im APA-Gespräch. Er meint, dass die Grands Prix nach dem Motto „Schauen wir mal, was passiert“ abgehalten werden. Er warnte vor einem „Ischgl 2“.

Arbesser erkennt an, dass es auch positive Effekte wie beispielsweise den Werbewert gibt, aber „die sind das Risiko nicht wert“, ist er überzeugt. Natürlich würden Hotels von den Buchungen des Formel 1-Trosses profitieren und auch einzelne Campingplätze in der Region – jene direkt um den Ring sind ja gesperrt. Doch gerade auf den Campingplätzen könnte es bei ein paar Tausend Fans, die nun trotzdem kommen könnten, wild zugehen, speziell wenn der Alkohol fließt, meinte der langjährige Anrainer-Vertreter.

Er hält die Rennen für nicht gesetzeskonform, denn das steirische Veranstaltungsgesetz schreibe vor, dass Änderungen gemacht werden können, um eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung zu vermeiden. In der aktuellen Situation könne das aber nicht vermieden, sondern das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus könne nur minimiert werden. Deshalb seien die Grands Prix nicht rechtens. Er sei dagegen vorgegangen, erwartet sich aber nach den Jahren der Erfahrung mit den Behörden kein Gehör.

Arbesser stört es, dass in Corona-Zeiten der Bevölkerung in Spielberg gleich mehrere Großveranstaltungen zugemutet werden. „Es kann schnell gehen, dass wieder etwas aufflammt. Das geht rasend schnell, und die Tests sind noch nicht zuverlässig“, sagte er. Er wolle den „jubelnden Massen nicht das Feld überlassen“ und spreche jene Kritik aus, die sich viele nur denken würden. Nach mehreren Medienauftritten in den vergangenen Wochen habe er zahlreiche Zuschriften und Mails bekommen, die ihn in seiner Kritik bestärkt hätten.

„Ich bin nicht ängstlich, aber das muss ich mir nicht geben“, fuhr er fort und kündigte an, dass er Einkäufe in der Region in den kommenden Wochen vermeiden will. „Da kommen ja nicht nur die Teams, sondern auch Touristen, die die Abstandsregeln nicht einhalten“, meinte er. Skeptisch sei er auch, weil das Projekt Spielberg das Gesundheits- und Sicherheitskonzept nicht öffentlich machen wolle: „Das ist eisern unter Verschluss. Ich glaube daher nicht an die Großartigkeit dieses Konzepts. Die haben offenbar etwas zu verbergen“, so sein Verdacht.

Von den Behörden erwarte er sich nach den Jahren des oftmals erfolglosen Vorgehens u.a. gegen den Lärm durch den Ring nur wenig. Beim Konzept sei nur wichtig, was dort stehe – „für die Genehmigung“. Die Realität sei oft anders und die „Dinge riechen nach Korruption“. Er hält den Umgang mit den Menschen der Region seitens der Verantwortlichen für zynisch. Er sorgt sich, dass die internationalen Gäste das Virus einschleppen und Spielberg zu einem Hotspot werden könnte.

(APA)

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