Rossi-Degradierung sorgt für Unverständnis: Minnesota-Coach unter Druck

Marco Rossi hat sich seine erste, vermeintlich volle NHL-Saison wohl anders vorgestellt. Der junge Vorarlberger von den Minnesota Wild hat sich mit einer fantastischen Pre-Season eigentlich ins NHL-Line-Up gespielt. Nach nur zwei Saisonspielen und 21 Shifts hat es allerdings den Anschein, dass Head-Coach Dean Evason schon das Vertrauen in Rossi verloren hat.

Zurück zum Anfang: Als bei den Minnesota Wild am 22. September das Training-Camp startete, machte sich Österreichs Eishockey-Juwel Marco Rossi große Hoffnungen auf den Sprung in den NHL-Kader. Eine Woche später begannen die offiziellen Vorbereitungsspiele und der Vorarlberger war mittendrin im Geschehen. In sechs Vorbereitungspartien sammelte der Center überragende neun Punkte (zwei Tore & sieben Assists).

Rossi „freut sich enorm“ über Sprung in den NHL-Kader

Der beim NHL-Draft 2020 an neunter Stelle ausgewählte Rossi agierte dabei stets in der ersten oder zweiten Offensivlinie. „Ich spiele mit so guten Spielern, es war mir eine Ehre. Ich bin mit dem Gedanken aufs Eis gegangen, so gut wie möglich zu helfen“, sagte der 21-Jährige nach dem vorletzten Pre-Season-Match bei den Chicago Blackhawks, wo er ein Tor und eine Vorlage beisteuerte. Head-Coach Dean Evason lobte Rossi für seine Auftritte mehrmals.

Vor etwa einer Woche war es dann fix: Marco Rossi hat sich einen Kaderplatz bei den Minnesota Wild gesichert. „Ich freue mich enorm“, sagte der Vorarlberger nach der Verkündung am 9. Oktober. Evason lobte den jungen Center in höchsten Tönen: „Er hat nicht nur in der Vorbereitung eine unglaubliche Einstellung gezeigt, sondern sich auch in der letzten Saison beim AHL-Team in Iowa angeboten.“

Saisonstart misslingt – Evason degradiert Rossi

Neun Tage später ist in St. Cloud die Euphorie verflogen. Die ersten drei Regular-Season-Partien der Wild gingen allesamt verloren. Rossi stand bei der 7:3-Auftaktpleite gegen die New York Rangers (VIDEO-Highlights) etwa zehn Minuten auf dem Eis. Auch wenn Rossi gegen die Rangers Power-Play-Luft schnuppern durfte, kam er nur in der vierten Angriffsreihe zum Einsatz. Rossi und seine Linie standen beim 0:3 auf dem Eis. „Unser gesamtes Defensivspiel war schrecklich. Unser Offensivspiel war gut“, sagte Head-Coach Evason nach dem Match.

Nach einer schwachen Mannschaftsleistung wollte Minnesota zwei Tage später gegen die Los Angeles Kings zurückschlagen. Letztlich stand Rossi bei der 7:6-Niederlage (VIDEO-Highlights) nur 4:33 Minuten lang auf dem Eis. Erneut war die Wild-Verteidigung desaströs und für die Pleite verantwortlich, während Evason den jungen Rossi auf der Bank versauern ließ.

Vor dem dritten Saisonspiel wurde es in St. Cloud unruhig. Wie einige Insider berichteten, überlegte Evason den jungen Österreicher nach zwei Misserfolgen aus dem Line-Up zu nehmen. Wenige Minuten vor Spielbeginn war es dann fix: Marco Rossi wurde gegen die Colorado Avalanche aus dem Kader gestrichen. 21 Shifts in etwa 15 Minuten Eiszeit verteilt auf zwei Matches haben Evason offenbar gereicht, um das Vertrauen in einen Erstrunden-Draftpick zu verlieren. Beim dritten Selbstfaller in Serie verlor Minnesota ohne Rossi mit 6:2 (VIDEO-Highlights).

Evason: „Er soll eine Reaktion zeigen“

Mittlerweile herrscht in Minnesota Katerstimmung. 20 Gegentore in den ersten drei Regular-Season-Spielen gab es in der NHL zuletzt vor mehr als 30 Jahren. Rossi gab sich trotz der Degradierung kämpferisch: „Das Wichtigste ist jetzt, einfach weiterzumachen und nicht zu viel nachzudenken. Alles andere wäre grundverkehrt. Ich muss versuchen, mein Bestes zu geben, gerade in schwierigen Situationen“, meinte Rossi am Montag und ergänzte: „Im Moment ist es nicht leicht für mich, aber ich weiß, dass ich inzwischen reif genug bin, mich da durchzuboxen.“

Auch sein Coach äußerte sich zur Ausbootung: „Er ist ein junger Mann in einem Entwicklungsprozess. Er wird noch große Dinge für uns vollbringen.“ Rossi solle die Nicht-Nominierung nicht negativ auffassen. „Es ist eine Gelegenheit für ihn, eine Reaktion zu zeigen und vielleicht ein bisschen durchzuatmen“, erklärte Evason.

Unter dem Strich muss Head-Coach Dean Evason den verpatzten Saisonstart verantworten. Warum Rossi während der Pre-Season ausschließlich in der ersten oder zweiten Offensivreihe zum Einsatz gekommen ist und in der Regular Season vierte Linie bzw. gar nicht spielen durfte, bleibt vorerst ein Geheimnis. Nach drei absolvierten Partien spricht die Statistik jedenfalls nicht für die Entscheidungen des 58-jährigen Kanadiers.

Verfasst von: Mathias Blaas

Beitragsbild: Imago