Russland wird Pyeongchang 2018 laut Putin nicht boykottieren

Nischnij Nowgorod (APA/dpa/sda/Reuters) – Russland wird die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang trotz der Bestrafung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) vom Dienstag nicht boykottieren. Das gab Präsident Wladimir Putin am Mittwoch in Nischni Nowgorod bekannt. „Wir werden zweifellos keinen Boykott machen, wir werden unsere Sportler nicht daran hindern, teilzunehmen“, erklärte Putin.

Das IOC hatte Russland am Dienstag von den Olympischen Winterspielen 2018 ausgeschlossen, erlaubt aber nachweislich sauberen russischen Athleten die Teilnahme unter der Olympischen Flagge. „Es schaut nach einer politisch motivierten Kollektivbestrafung aus. Wir sehen das so, für mich gibt es daran keine Zweifel“, betonte Putin gegenüber der Agentur Interfax. Er räumte zugleich aber auch ein, dass Russland eine gewisse Verantwortung für die Entscheidung des IOC trage.

Die Vorwürfe gegen die wegen Dopingvorwürfen gesperrten Athleten entbehrten laut ihm jeder Grundlage. Diese kämen in erster Linie von Personen, deren moralische und ethische Prinzipien infrage zu stellen seien. Putin fragte sich jedoch, warum die Athleten nicht unter der russischen Fahne starten dürften und die Staatssymbole wie die Flagge oder die russische Hymne verboten seien. „Wenn es niemals ein staatlich unterstütztes Dopingsystem gab, bleibt noch immer diese Frage“, sagte der 65-Jährige.

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Gegen einen Boykott entschied er sich aus einem bestimmten Grund. „Ich sorge mich sehr um die Leute, die von dem Ausschluss betroffen sind. Sie haben ihre ganze Karriere darauf ausgerichtet, deshalb ist eine Teilnahme sehr wichtig“, so Russlands Präsident, der am Mittwoch auch bekanntgab 2018 bei den Wahlen neuerlich für das höchste Amt Russlands kandidieren zu wollen.

Gegen einen Boykott sprach sich indes auch Russlands zweifache Stabhochsprung-Olympiasiegerin Jelena Isinbajewa, die in der IOC-Athletenkommission sitzt, aus. „Ich möchte allen russischen Athleten, die sich derzeit auf die Olympischen Spiele vorbereiten, sagen, dass sie sich von der Nachricht nicht verunsichern lassen sollen. Und auf keinen Fall so etwas dummes wie einen Boykott in Erwägung ziehen“, sagte Isinbajewa im russischen TV.

Putin wies zudem eine Verstrickung in die Dopingmachenschaften von sich. Er habe von Funktionären und Sportlern nie Siege und Medaillen gefordert. So auch nicht im Hinblick auf die Winterspiele 2014 in Sotschi.

Das IOC fällte die Strafe aufgrund von Beweisen, wonach russischen Sportlern mit einem staatlich unterstützten Dopingprogramm zu Medaillengewinnen verholfen wurde. Zentrale Erkenntnisse finden sich im sogenannten McLaren-Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), der nach dem kanadischen Juristen Richard McLaren benannt ist.

IOC-Präsident Bach begrüßt Russlands Entscheidung

IOC-Präsident Thomas Bach hat es am Mittwochabend begrüßt, dass sich Russland nach den Doping-Sanktionen gegen einen Total-Boykott der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang ausgesprochen hat. Er hoffe, dass eine neue Generation von Athleten eine Brücke in „eine saubere Zukunft des russischen Sports baut“, erklärte der Deutsche zum Abschluss zweitägiger Beratungen der IOC-Spitze in Lausanne.

Die Aussagen von Russlands Präsident Wladimir Putin, der keine russischen Sportler an der Teilnahme unter neutraler Flagge hindern will, seien ihm nicht entgangen. „Ich habe die heutige Erklärung mitbekommen“, erklärte Bach. Persönlichen Kontakt mit dem russischen Staatschef habe es diesbezüglich aber keinen gegeben – „weder vor noch nach der Entscheidung“, sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Bach äußerte sich zuversichtlich, dass sich russische Sportler für eine Olympia-Teilnahme entscheiden. Der Großteil der Stars aus Russland hat das – trotz weitverbreiteter Kritik am IOC-Urteil in der Affäre um mutmaßlich staatlich gefördertes bzw. geduldetes Doping – auch vor. „Man muss zu den Olympischen Spielen fahren. Sich zu weigern würde heißen, sich zu ergeben“, sagte etwa die Eishockey-Größe Ilja Kowaltschuk der Agentur TASS.

Bild: Getty Images