Salzburg in San Sebastian der Außenseiter – Struber will „Punkte mitnehmen“

Der Zug ins Achtelfinale der Champions League ist bereits ohne Fußball-Meister Red Bull Salzburg abgefahren. Für die ersatzgeschwächten Salzburger geht es am Mittwoch (ab 20 Uhr live auf Sky Sport Austria 2 – streame mit dem SkyX-Traumpass) bei Tabellenführer Real Sociedad um einen möglichen Umstieg in die Europa League. Holen die Bullen in San Sebastian mehr Punkte als Benfica Lissabon im Parallelspiel gegen den zweiten Fixaufsteiger Inter Mailand, wäre ihnen das europäische Überwintern nicht mehr zu nehmen.

Damit hätte Salzburg die internationale Zielsetzung trotz eines schwierigen Herbstes schon vor dem abschließenden Heimduell mit Benfica (12. Dezember) erfüllt. „Punkte mitzunehmen ist das erklärte Ziel“, betonte Trainer Gerhard Struber. „Es braucht eine sehr kompakte, sehr konzentrierte Leistung – weg vom Träumen hin zu dem, was wir wirklich selber beeinflussen können.“

Salzburg in San Sebastian mit Engpass in der Defensive

Nur drei der jüngsten zehn Pflichtspiele hat Salzburg gewonnen, darunter ein 3:2-Zittersieg am Samstag bei der Generalprobe gegen Hartberg. In der Königsklasse gab es zuletzt drei Niederlagen in Serie, mit Ausnahme des Hinspiels gegen Real Sociedad (0:2) aber durchwegs gute Leistungen. „Wir sind dafür bekannt, dass wir in der Champions League mit unserer Tonart überraschen können“, erinnerte Struber. „Wir wollen an die Spiele gegen Inter Mailand (1:2 und 0:1/Anm.) anschließen, als wir Mannschaften auf dem Level Paroli bieten konnten.“

Salzburgs Lazarett hat sich laut Struber in den vergangenen Tagen „ein Stück weit gelichtet“. In der Defensive ist er weiterhin zum Improvisieren gezwungen. Weil Aleksa Terzic ausfällt und Daouda Guindo nicht für die Champions League gemeldet ist, ist Andreas Ulmer der einzige Linksverteidiger im Kader. Der 38-Jährige steht nach einer Knöchelverletzung erst kurz wieder im Training, die Einsatzchance bezeichnete Struber am Dienstag aber als „sehr groß. Es wäre total wichtig, wenn Andi spielen kann.“ Dadurch könnte Leandro Morgalla rechts hinten agieren und Amar Dedic erneut im Abwehrzentrum aushelfen. Dort fehlen Oumar Solet und Samson Baidoo, Ersatzmann Kamil Piatkowski hat seit 8. Oktober kein Spiel bestritten.

Salzburg-Trio kehrt vor CL-Partie in San Sebastian ins Training zurück

Bei Real Sociedad plagten Kapitän Mikel Oyarzabal zuletzt Oberschenkelprobleme. Der 26-jährige Offensivmann könnte wie beim 2:1-Sieg am Wochenende gegen den FC Sevilla vorerst auf der Ersatzbank Platz nehmen. Für den portugiesischen Nationalstürmer Andre Silva dürfte ein Einsatz laut Trainer Imanol Alguacil nach mehreren längeren Verletzungspausen noch zu früh kommen.

Struber fordert „Mut und Optimismus“

Für San Sebastian geht es im Fernduell mit Inter nur noch um den Gruppensieg. „Wir wissen, was auf dem Spiel steht“, betonte Alguacil. Ob er seine Bestbesetzung auflaufen lässt, ließ er dennoch offen. „Ich will hier mit einem Lächeln hinausgehen und mit drei Punkten, dafür werden wir alles geben – wer auch immer am Ende spielt“, versicherte der Baske. „Diese Einstellung hat uns hierher gebracht. Wenn wir gut spielen, perfekt, wenn nicht, dann geht es ums Gewinnen.“

Real Sociedad ist in dieser CL-Saison noch ungeschlagen, steht erstmals seit 20 Jahren in der K.o.-Phase. In der eigenen Reale Arena haben die „Txuri-Urdin“ (die Weiß-Blauen) nur eines ihren jüngsten 20 Pflichtspiele verloren – vor etwas mehr als drei Wochen gegen den FC Barcelona (0:1). „Wir wissen, dass das eine richtige Aufgabe ist“, sagte Struber. „Das ist ein Gegner, der mit allen Wassern gewaschen ist.“ Von seinem Team forderte der Salzburger „eine ausgeprägte Portion Optimismus. Dann wird es Momente geben, in denen sie es nicht so einfach haben gegen uns.“

Jesse Marsch & Andreas Herzog beim CL-Hit der Salzburger bei Real Sociedad – live bei Sky

Strubers Plan: immer wieder Überzahlsituationen herstellen. „Es braucht totale Raum- und Zeitnot für jeden einzelnen Spanier.“ Der Tabellensechste von La Liga verfüge über Spieler mit herausragenden technischen Fähigkeiten. „Da gilt es, sehr engmaschig zu agieren, ein enges Netz zu haben und im Spiel auch resistent zu bleiben, einmal ein bisschen was auszuhalten, wenn wir tiefer verteidigen müssen.“ Nadelstiche wollen die Bullen dann in ihren typischen Umschaltsituationen setzen.

„Wir brauchen defensiv eine gute, kompakte Einheit“, meinte Schlüsselspieler Mads Bidstrup, der sich nach einer Erkrankung wieder „bei 100 Prozent“ sieht. „Sie haben nicht die größten Namen, aber eine richtig gute Mannschaft.“ Salzburg hat von bisher zehn Partien in Spanien nur eine (2009 in der Europa League mit 1:0 bei Villarreal) gewonnen. Auch in den jüngsten zehn Europacup-Auswärtsspielen insgesamt gab es nur einen Sieg – das 2:0 im September bei Benfica, das am Ende Gold wert sein könnte.

Der neuerliche EL-Umstieg winkt. In der Zwischenrunde, in der in der Vorsaison gegen AS Roma Endstation war, wartet ein Gruppenzweiter aus der Europa League. „Wir haben eine gute Chance und jetzt zwei Finalspiele“, sagte Bidstrup über den angestrebten dritten Gruppenrang. „Wenn wir einen Punkt holen und eine gute Leistung zeigen, sieht es gut aus für uns.“ Es wäre Balsam für die Red-Bull-Seele. Bidstrup: „Die Dinge kommen nicht so einfach für uns im Moment. Wir müssen wirklich hart arbeiten und machen das jeden Tag.“

(APA)

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