Salzburg „krönt“ Saison im Cup – „Viel mehr geht nicht“

Bierduschen, „Sweet Caroline“ und Kabinenpartys – Salzburgs Sonntagsprogramm der vergangenen beiden Wochenenden fordert Durchhaltevermögen. Nach der Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga eine Woche davor heimsten die „Roten Bullen“ am Wörthersee die nächste Trophäe ein. Das 3:0 im Finale des ÖFB-Cups gegen SV Ried ließ auch Trainer Matthias Jaissle nach ungewohnter Nervosität frohlocken. Die Rieder warfen viel in die Schale, und wurden dennoch nicht belohnt.

„Es fühlt sich überragend an. Es war merklich Druck zu spüren, wir sind als Favoriten ins Spiel gegangen. Die Erleichterung ist riesig“, sagte Jaissle nach vollbrachter Tat. Luka Sucic (27.) per Traumtor, Maximilian Wöber (52.) mit Köpfchen und Benjamin Sesko (87.) im Konter ließen Salzburg mit den 1.700 mitgereisten Fans feiern. „Wir haben die Saison gekrönt. Champions-League-Achtelfinale, Meister, Cupsieger – viel mehr geht nicht in Salzburg“, meinte Wöber. Seit 2014 haben die Roten Bullen nun von 18 möglichen nationalen Titeln 17 eingefahren.

Eine klare Angelegenheit war die Partie jedoch lange nicht. Ried konnte über den schnellen Ante Bajic Nadelstiche setzen. Philipp Köhn im Salzburger Tor war mehrmals gefordert. Wöber selbst rettete in der 83. Minute akrobatisch vor der Linie, kurz darauf wurde der Verteidiger im Strafraum an der Hand getroffen. Schiedsrichter Alexander Harkam griff jedoch nicht ein, auch der VAR blieb untätig. Eine Szene, die die Rieder mehr als nur wurmte.

„Es hat genau das bisschen gefehlt, das es gebraucht hätte, um Salzburg schlagen zu können. Auch bei Entscheidungen des Schiedsrichters“, erklärte der „angefressene“ SVR-Trainer Christian Heinle. Er sprach bei der Szene mit Wöber von einer klaren Elferentscheidung. Harkam, so der Vorwurf der Rieder, hätte sich die Wiederholung zumindest auf dem Schirm anschauen müssen. Selbst Wöber gab zu, dass er im ersten Moment mit einem Strafstoß gerechnet habe.

„Beim Stand von 0:2 lassen wir einen Sitzer aus, den Elfer hätte man eventuell geben können. Ich muss es halt machen gegen Salzburg, dann haben wir das Momentum auf unserer Seite“, analysierte Rieds Kapitän Marcel Ziegl. Der Cupsieger von 2011 versuchte wie die Teamkollegen, Salzburgs spielerische Vorteile durch Laufarbeit wett zu machen – am Ende vergeblich.

Die Innviertler müssen den Blick nun wieder weg von Cup-Trophäen hin zum Kampf gegen den Abstieg richten. Am Samstag gastiert Ried in der Quali-Gruppe in Altach. Vier Zähler trennen das Schlusslicht aus Vorarlberg vom Vorletzten. Heinle wusste: „Ein Endspiel war heute, das nächste ist am Samstag. Wir fahren nach Altach, um zu gewinnen und das Thema abzuhaken. Auch, wenn es schwierig wird.“

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Und Salzburg? Wollte nun einmal feiern. „Jetzt gibt’s sicher zwei Tage frei für die Jungs“, meinte Jaissle – der beim Pressetermin neben ihm sitzende Wöber besserte auf drei aus. Man wolle die Erfolge nun genießen, so Salzburgs Coach. „Chapeau, was die Mannschaft in dieser Saison geschafft hat. Wir waren im Champions-League-Achtelfinale, mit dem Double haben wir die Pflicht nun erfüllt“, sagte der 34-jährige Deutsche.

Die restlichen drei Runden will der alte und neue Meister trotz aller Feierlaune seriös über die Bühne bringen. Die jüngste Niederlage gegen Sturm Graz soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben. „Wir werden hoffentlich wieder so auftreten wie wir es in den vergangenen Wochen und Monaten getan haben. Es ist unser Anspruch, diese Spiele zu gewinnen“, betonte Jaissle. Am Sonntag gastiert der WAC in Wals-Siezenheim, danach spielt Salzburg noch in Wien gegen Rapid und zum Abschluss daheim gegen Austria Klagenfurt.

Wie es danach weitergeht, ist offen. Angesichts von Salzburgs Erfolgen im Scheinwerferlicht der Champions League wird Österreichs Serienmeister die eine oder andere Stütze wieder zu Geld machen. Karim Adeyemis Transfer zu Borussia Dortmund ist nur noch eine Frage der Zeit, auch andere wie Rasmus Kristensen, Mohamed Camara, Nicolas Seiwald oder Wöber stehen unter Beobachtung. Ob Jaissle in der nächsten Saison bei den „Bullen“ weilt, scheint ebenfalls nicht gesichert. Am Sonntag hielt sich der Coach bedeckt: „Ich mache mir jetzt keine Gedanken um meine Zukunft“, meinte Jaissle. „Ich fühle mich wohl hier und freue mich in erster Linie über das Double.“

Sportdirektor Christoph Freund meinte zuletzt im Sky-Interview: „Wenn ein junger Trainer so eine Saison spielt, ist es normal, dass auch er interessant ist am Markt. Wir haben mit ihm ein langfristiges Projekt, planen bereits die neue Saison mit ihm und deshalb gehe ich davon aus, dass er auch nächstes Jahr unser Trainer ist.“ Zu hundert Prozent könne man freilich nie sicher sein. Freund hielt fest, dass Salzburg auch kommende Saison eine gute Mannschaft stellen werde. „Dafür müssen wir einige Jungs, die heuer eine richtig gute Saison gespielt haben, bei uns behalten und das werden wir auch tun.“

(APA)

Bild: GEPA