Salzburg will im Hexenkessel ersten Schritt zum Finale tun

Wer im Europa-League-Halbfinale steht, hat Lust auf mehr. Das gilt auch für Österreichs Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg, der am Donnerstag (21.05 Uhr/Sky) im Hinspiel bei Olympique Marseille gefordert ist. „Wir sind schon so weit gekommen, natürlich wollen wir jetzt auch noch den Schritt ins Finale machen“, sagte Goalgetter Munas Dabbur vor dem historischen Auftritt.

Zum ersten Mal seit Rapid 1996 im Cup der Cupsieger hat es ein österreichisches Team unter die Top vier eines Europacupbewerbs geschafft – zum insgesamt neunten Mal. Und die Vorzeichen für den fünften Einzug ins Endspiel (16. Mai in Lyon) sind durchaus gut. Dabbur ist sich der Herausforderung allerdings bewusst. „Auf uns wartet ein wirklich starker Gegner, der in den letzten Wochen noch gefährlicher geworden ist. Wir stehen vor der nächsten richtig großen Aufgabe, die wir mit aller Kraft bewältigen wollen“, betonte der 26-fache Saisontorschütze (davon 7 international), dessen Truppe heuer sogar die Chance auf das Triple hat.

Marseille mit Steigerung im Lauf des Turniers

Real Sociedad, Borussia Dortmund, Lazio Rom – klingende Namen mit weit höheren Budgets, deren Stimmen Salzburg auf dem Weg ins Halbfinale zum Verstummen brachte. Warum also sollte nicht auch Marseille zu überwinden sein? Noch dazu, wo man schon in der Gruppenphase mit einem 1:0-Heimerfolg und einem Auswärts-0:0 eine Duftmarke gegen den Champions-League-Gewinner von 1993 gesetzt hat. Klar ist freilich, dass sich die offensivstarken Franzosen im Lauf der Saison gesteigert haben und sich nach Erfolgen über Sporting Braga und Athletic Bilbao im Viertelfinale gegen RB Leipzig auch taktisch von ihrer variablen Seite zeigten. Mehrere Ausfälle ließen Trainer Rudi Garcia von seiner Standard-Viererkette auf eine Fünferabwehr wechseln, die ihre Aufgabe schließlich gut erledigte.

Im Duell mit Salzburg wird der 54-jährige Franzose wie schon beim jüngsten 5:1-Ligasieg über Lille eher wieder zu seiner Standardformation zurückkehren. Fix fehlen ihm nur Außenverteidiger Hiroki Sakai und Goalie Steve Mandanda, Innenverteidiger Rolando ist fraglich. Denkbar ist damit, dass Garcia Luiz Gustavo, 2013 Champions-League-Sieger mit den Bayern, zurückziehen könnte und dann mit einer Vierer-, aber auch Fünferkette spielen könnte. Der Coach will jedenfalls „auf dieser dynamischen Welle weiterschwimmen“, wie er am Wochenende erklärte. Offensivmann Florian Thauvin, mit 19 Saisontreffern in der Ligue 1 Nummer drei hinter den PSG-Stars Edinson Cavani (25) und Neymar (20), stellt sich auf harte Gegenwehr ein. „Wir erwarten ein kompliziertes Spiel“, sagte der 25-Jährige.

Lainer: „Unguter Gegner“

Um die Qualität der von transfermarkt.at mit 188 Millionen Marktwert (Salzburg: 83) taxierten Franzosen rund um Stürmerstar Dimitri Payet muss man sich der möglichen Ausfälle zum Trotz aber wohl keine Sorgen machen. Für Außenverteidiger Stefan Lainer ist klar: „Ein unguter Gegner mit Einzelspielern, die sich im Laufe der Zeit gesteigert haben und in Schwung gekommen sind.“ Der Vergleich mit den Herbst-Duellen hinke. „Sie sind stärker als in der Gruppenphase, aber auch wir haben uns gegenüber der Gruppenphase verbessert“, meinte der ÖFB-Teamspieler.

Recht unkompliziert ist Salzburgs eigene Personalsituation. Trotz des bevorstehenden 55. Saisonpflichtspiels sind alle Kicker einsatzbereit, selbst Amadou Haidara wurde nach seiner im Cup erlittenen Risswunde am Oberschenkel rechtzeitig fit. In jedem Fall wartet auf das Team von Marco Rose ein Hexenkessel, die Partie ist so wie das Rückspiel in Salzburg am 3. Mai mit über 60.000 Fans ausverkauft – rund 700 werden aufseiten von Valon Berisha und Co. sein. Marseille ist im Beliebtheitsranking in Frankreich zwar zuletzt erstmals von PSG abgelöst worden, aber immer noch die Nummer zwei. Rund 20 Prozent der französischen Fußballfans bekennen sich zu OM.

„Es wird eine extrem heiße Atmosphäre in Marseille, dafür brauchen wir wieder eine besondere Leistung“, meinte Rose, der es ähnlich sah wie Lainer. „Olympique hat nicht nur Topspieler in seinen Reihen, sondern sich auch als Mannschaft zuletzt extrem weiterentwickelt. Die beiden Gruppenspiele sind schon ziemlich lange her, es hat sich bei beiden Teams mittlerweile einiges verändert.“

Beitragsbild: GEPA

(APA)