Schalke-Beben: Knäbel übernimmt sportliche Leitung

Schalke 04 zieht erneut die Reißleine. Der Tabellenletzte der deutschen Fußball-Bundesliga trennte sich am Sonntag von seiner gesamten sportlichen Führung. Neben Trainer Christian Gross müssen auch Sportvorstand Jochen Schneider sowie Teamkoordinator Sascha Riether, Co-Trainer Rainer Widmayer und Athletiktrainer Werner Leuthard per sofort gehen. Diesbezügliche Medienberichte bestätigte der Club der ÖFB-Legionäre Michael Langer und Alessandro Schöpf Sonntagmittag.

Die Entscheidungen seien „unausweichlich“ geworden, sagte Schalkes Aufsichtsratschef Jens Buchta. Die sportliche Gesamtverantwortung trägt demnach bis auf Weiteres der bisherige Nachwuchsdirektor Peter Knäbel. Dieser werde bei den Planungen für die nächste Saison unter anderem vom früheren Rapid-Coach und Schalke-Spieler Mike Büskens unterstützt. Wer neuer Cheftrainer wird, blieb vorerst offen. Die Trainingseinheit am Montag soll laut Clubangaben von den Athletiktrainern geleitet werden.

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Gross war kurz nach Weihnachten als vierter Schalke-Coach in dieser Saison vorgestellt worden. Doch auch unter dem 66-jährigen Schweizer schafften die „Königsblauen“ die Trendwende nicht. Aus zehn Bundesliga-Spielen unter Gross resultierte nur ein einziger Sieg. Am Samstag setzte es ein 1:5 beim VfB Stuttgart. Mit nur neun Punkten aus 23 Spielen sind die Gelsenkirchner derzeit abgeschlagen Tabellenletzter. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt neun Punkte.

Nach leiser Hoffnung im Winter nahm zuletzt das Chaos im Verein wieder Überhand. Vor der Partie in Stuttgart hatten deutsche Medien von einer Revolte der Spieler berichtet, die beim Sportvorstand eine sofortige Absetzung von Gross gefordert haben sollen. Schneider lehnte ab, auch Gross schloss nach Spielende einen Rücktritt aus. Nun müssen beide gehen. Dass Schneider seinen Posten spätestens zu Saisonende räumen muss, war bereits festgestanden.

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Nach der jüngsten Talfahrt steuert Schalke unausweichlich auf den vierten Abstieg der Clubgeschichte, den ersten nach 30 Jahren, zu. Nur eines der vergangenen 39 Ligaspiele hat der Krisenclub gewonnen – am 9. Jänner kurz nach Gross‘ Amtsübernahme mit 4:0 gegen Hoffenheim. Die womöglich letzte Chance gibt es am Freitag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Abstiegskonkurrenten FSV Mainz. Der fünfte unterschiedliche Trainer der Saison soll es richten. Büskens scheint ein Kandidat zu sein.

Die Schuld für den Niedergang Schalkes nur bei der nun entlassenen sportlichen Führung zu suchen scheint zu kurz gegriffen. Der Abfall kam gegen Ende der Ära des im vergangenen Sommer nach 19 Jahren als Aufsichtsratschef zurückgetretenen Clemens Tönnies schleichend. Unter der Führung des Fleischfabrikanten wuchs die Schuldenlast des Traditionsclubs kontinuierlich an, diese soll inzwischen rund 240 Millionen Euro betragen.

Nach drei Cupsiegen und acht Champions-League-Teilnahmen nach der Jahrtausendwende folgte ab 2018 auch der sportliche Niedergang. Die von Schneiders Vorgänger Christian Heidel teuer zusammengestellte Mannschaft wurde den Ansprüchen nie gerecht. Nachdem Schalke die Saison 2017/18 hinter Bayern München noch auf Platz zwei beendet hatte, folgte der Absturz, der im Mai im Abstieg in die 2. Bundesliga gipfeln dürfte.

(APA/sda/dpa)

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