Selecao bittet Vize-Weltmeister Kroatien zu nächstem Tanz

Für die zuletzt zaubernden Brasilianer wartet am Freitag (16.00 Uhr) bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit Kroatien der erste richtige Härtetest auf dem Weg zum sechsten Titel. Die favorisierte Selecao möchte im Duell mit dem Vize-Weltmeister abermals mit spektakulärem und effektivem Offensivfußball glänzen und folglich zahlreiche Jubeltänze darbieten. Die Kroaten zeigten im Vorfeld großen Respekt vor Neymar und Co.

Nationaltrainer Zlatko Dalic bezeichnete Brasilien gar als „furchteinflößend“, nachdem der fünfmalige Weltmeister beim 4:1 im Achtelfinale gegen Südkorea eine beeindruckende Gala geboten hatte. Vor allem in der ersten Spielhälfte (4:0) überzeugte die Selecao durch Spielfreude, sehenswertes Kombinationsspiel und Effizienz. Der wiedergenesene Neymar lief dabei zur Höchstleistung auf und dürfte auch im Viertelfinale die Schlüsselfigur im brasilianischen Starensemble sein.

Für Nationaltrainer Tite ist der Superstar der „technische Anführer“ seiner Mannschaft. „Jeder Spieler hat eine herausragende Eigenschaft, er ist das Zentrum, der die anderen noch besser macht“, betonte Brasiliens Teamchef, der gegen Kroatien wohl weiter auf seinen etatmäßigen Linksverteidiger Alex Sandro verzichten muss. Der an der Hüfte verletzte Abwehrspieler absolvierte zwar das Abschlusstraining, „die Tendenz geht aber dahin, dass er nicht dabei sein kann“, sagte Tite. Daher dürfte Danilo wieder die Position auf der linken Abwehrseite einnehmen, der etatmäßige Innenverteidiger Eder Militao wird abermals in die Rolle des Rechtsverteidigers schlüpfen.

In der Offensive wollen neben Neymar auch Richarlison und Vinicius Junior für Treffer und damit auch weitere tänzerische Darbietungen sorgen. Der ausgefallene Jubel der Brasilianer löste zuletzt einige Kritik aus und führte zu zahlreichen Diskussionen im Internet. Vinicius Jr. betonte allerdings, dass er und seine Teamkollegen mit dem Tanzen nach einem Torerfolg nicht aufhören werden. „Das ist ein Ausdruck des Glücks und ein Teil der brasilianischen Kultur“, betonte der Real Madrid-Legionär. Die Kritik sei für ihn unverständlich. „Manche beschweren sich gerne, wenn sie das Glück anderer sehen.“

Zuletzt beteiligte sich auch Tite an den Tänzen seiner Akteure. Im Viertelfinale würde er dies im Falle einer Aufforderung wieder tun. „Sie könnten meine Enkel sein, und ich habe eine Verbindung zu ihnen. Und wenn ich tanzen muss, um eine Verbindung zu ihnen herzustellen, dann werde ich weiter mit ihnen tanzen“, sagte der Nationaltrainer.

Brasilien bestreitet das achte WM-Viertelfinale in Serie, 1994 und 2002 wurden die Südamerikaner Weltmeister, 1998 Vize-Weltmeister. Nach dem letzten Titel erreichte die Selecao nur ein einziges Mal das Halbfinale (2014). In bisher vier Begegnungen mit Kroatien blieb Brasilien ungeschlagen, zwei davon wurden im Rahmen einer WM ausgetragen, wobei die Selecao 2006 mit 1:0 und 2014 als Gastgeber mit 3:1 jeweils die Oberhand behielt.

Kroaten zeigten großen Respekt

Kroatien zog erst dank eines Erfolgs im Elfmeterschießen gegen Außenseiter Japan in das Viertelfinale ein und steht nun vor einer weitaus schwierigeren Aufgabe. Angeführt von den erfahrenen Luka Modric, Dejan Lovren, Ivan Perisic und Marcelo Brozovic will der Finalist von 2018 zum zweiten Mal in Serie das Halbfinale einer WM-Endrunde erreichen, dafür braucht es allerdings eine deutliche Leistungssteigerung.

Laut Nationaltrainer Dalic sei die brasilianische Selecao „die stärkste und beste Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft.“ Dennoch rechnen sich die Kroaten eine Chance aus. „Es ist kein Fifty-fifty-Spiel, aber wir sind auch keine Außenseiter. Wir werden versuchen, gut zu sein“, sagte Dalic.

Rechtzeitig für das Duell mit dem fünfmaligen Weltmeister meldete sich Außenverteidiger Borna Sosa fit und dürfte wieder den Startelfplatz von Borna Barisic einnehmen. Grundsätzlich werde Dalic aber nicht viele Wechsel machen, denn „das Achtelfinale lief großartig für uns und unser Team“, sagte er. Im Sturm könnte Marko Livaja anstelle des zuletzt schwachen Bruno Petkovic in die erste Elf zurückkehren.

Für den 37-jährigen Modric könnte es das letzte Spiel auf der großen WM-Bühne werden. „Wenn Sie ein Rezept für mich haben, wie ich jung bleibe: Geben Sie es mir gerne“, antwortete der kroatische Kapitän im Hinblick auf die Endrunde 2026.

(APA)/Bild: GEPA