Set-up-Kult steht ÖSV-Slalomherren beim Rennfahren im Weg

Nach dem schief gegangenen Slalom in Madonna di Campiglio folgte eine Analyse, eine Erkenntnis, Gespräche mit den Athleten und der Austausch mit den Serviceleuten. Österreichs Slalom-Coach Marko Pfeifer ist überzeugt, dass es nicht am skifahrerischen Können liegt, dass die Resultate bisher ausblieben. Er weiß aber auch: „Es braucht halt ein Podium, das wäre in gewisser Hinsicht eine Befreiung.“

Im Berner Oberland steht am Sonntag der fünfte Weltcup-Slalom an, die ÖSV-Herren kamen bisher über die Ränge sieben in Levi durch Christian Hirschbühl, fünf durch Michael Matt in Val d’Isere, elf durch Marco Schwarz in Zagreb und zehn durch Johannes Strolz in Madonna als jeweils beste Platzierung nicht hinaus. Zur Erinnerung: Erst im vergangenen Februar feierte die Slalom-Truppe bei der WM in Aare mit Marcel Hirscher, Matt und Schwarz noch einen Dreifachsieg und brachte Manuel Feller als Sechsten sowie Hirschbühl als Elften ins Ziel.

Aktuell präsentiert sich die Situation so: Hirscher trat zurück, Schwarz fehlen nach dem Kreuzbandriss noch Trainingstage und der Speed, Feller kam gerade erst von einem Bandscheibenvorfall zurück und für Hirschbühl ist die Saison nach einer Sehnenverletzung im Leistenbereich vorzeitig zu Ende. „Auf den hätte ich heuer brutal gesetzt, er war so gut drauf, so stabil. Sein Ausfall war der nächste Stich für uns. Es ist ein bisserl verhext. Aber diesen Test werden sie bestehen, die Saison ist noch lang“, ist Pfeifer im APA-Gespräch überzeugt.

Mit dem Ausscheiden Hirschers wurde Platz frei, aber es kam auch Anspruch dazu. „Es gibt zwar keiner der Athleten zu, aber ich glaube schon, dass sie wissen, jetzt müssen sie liefern. Wenn es beim ersten oder zweiten Rennen gleich funktioniert, dann ist es ruhig. Aber dieses Warten aufs erste Podium ist eine neue Situation für die Mannschaft.“ Damit es nicht richtig „zäh“ wird, hofft Pfeifer, dass der Stockerlplatz rasch passiert. „Ich kann nicht in die Athleten reinschauen, aber die Stimmung ist gut, es wird hart gearbeitet“, schilderte der Trainer.

Nach dem Madonna-Slalom war es aber an der Zeit, Dinge anzusprechen. „Wir betreiben mehr Kult mit dem Material und Set up als andere und machen eine Wissenschaft draus. Wir sind sehr auf der Spitze, alles ist auf Schub und Speed bedacht“, zählte Pfeifer auf. Vielleicht sei es gescheiter, bei gewissen Sachen etwas rauszunehmen und sich nicht so aggressiv am Limit zu bewegen, dass es nicht mehr fahrbar sei. „Damit man mehr Spielraum beim Fahren bekommt, speziell Michael Matt.“

Matt sei kein so dynamischer Fahrer wie Hirscher oder Clement Noel, wenn bei ihm was nicht passe, „zieht es ihn hinten rein, dann fällt das System zusammen. Dann bringt er schwer eine gute Zeit hin“. Es sei wichtig gewesen, das mit den Athleten und Serviceleuten zu besprechen. „Du musst schon noch Rennfahren können. Im Training schwindelst dich damit vielleicht durch, bei den Klassikern mit der Setzung wird es schwieriger, da muss man Kompromisse finden.“

Das Abstimmungsproblem bei Matt in Madonna (33.) passierte, nachdem er in Zagreb auf dem Weg zum Podestplatz ausgerutscht war. „Er war in Zagreb pfeilschnell. Ist halt blöd. Wenn du die Chance hast, dann musst du zugreifen. Das war echt schade, wir wussten, wenn Matt aufs Podium fährt oder gewinnt, ist gleich mehr Ruhe drinnen.“ Nach Hirscher, der immer gewonnen habe, würden sich die Leute Siege und Podiums erwarten.

Bei Schwarz glaubt Pfeifer, dass es für ganz vorne noch etwas Zeit benötigen werde. Zwei anderen traut er dies aber zu. „Michi ist unsere heißeste Aktie, wenn er zweimal runterfährt, was er kann, ist er im Normalfall bei den Schnellsten dabei und am Podium. Nicht falsch verstehen, aber es ist auch nicht so überaußerirdisch, was die anderen gefahren sind. Das ist schon in Reichweite.“ Und auch auf Feller tippe er – auch wenn diesem noch Skitage fehlen. „Er kann uns im Jänner überraschen, er ist unberechenbar.“

Sollte es zum Podestplatz in Adelboden noch nicht reichen, erhofft sich Pfeifer zwei, drei Läufer knapp dran, damit eine aufsteigende Tendenz ersichtlich ist. „Dann kann man schon was mitnehmen.“ Zum folgenden Slalom in Wengen und den Klassikern in Kitzbühel und Schladming. Am Ganslernhang wird die Slalommannschaft am Mittwoch trainieren. „Wir freuen uns auf die Heimrennen und die Unterstützung der Leute“, sagte Pfeifer.

(APA)

Bild: GEPA