Sieg im Elfmeterschießen: Argentinien zieht ins Halbfinale ein

Lionel Messi darf weiter auf die Krönung seiner großartigen Karriere mit einem WM-Titel hoffen. Argentinien verspielte am Freitag im Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Lusail gegen die Niederlande im Finish eine 2:0-Führung, setzte sich aber nach 2:2 nach Verlängerung (1:0,2:2) im Elfmeterschießen mit 4:3 durch. Messi und Co. treffen nun im Halbfinale am Dienstag (20.00 Uhr MEZ) auf Vize-Weltmeister Kroatien, der am Nachmittag Brasilien eliminiert hatte.

Argentinien durfte sich bei Messi und Torhüter Emiliano Martinez bedanken, dass die Reise in Katar weitergeht. Messi bereitete mit einem genialen Pass das Führungstor von Nahuel Molina (35.) vor und traf in der 73. Minute per Foulelfmeter souverän zum 2:0. Doch die bis dahin harmlosen Niederländer kamen durch einen Joker zurück. Wout Weghorst verkürzte fünf Minuten nach seiner Einwechslung per Kopf auf 1:2 (83.) und glich die Partie nach einem Freistoß-Trick in der 11. Minute der Nachspielzeit aus. Im Elfmeterschießen wurde Martinez mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Matchwinner.

Eine gute halbe Stunde tat sich wenig im Lusail Stadium. Vorsicht reagierte bei beiden Mannschaften, das Geschehen spielte sich fast nur im Niemandsland ab. Für eine erste Schrecksekunde im niederländischen Strafraum sorgte Torhüter Andries Noppert, dessen Pass von Julian Alvarez beinahe abgefangen worden wäre (7.).

Messi mit Elfmetertor

Messi bekam besondere Aufmerksamkeit von Nathan Ake, konnte sich in der 22. Minute aber erstmals durchsetzen. Sein Schuss ging klar über das Tor. Mit seinem zweiten gelungenen Spielzug leitete er aber die Führung ein. Nach einer typischen Aktion mit perfekter Ball-Annahme und kurzem Haken behielt er am Sechzehner den Überblick und setzte Molina ideal ein, der mit seinem ersten Länderspieltor zum 1:0 traf.

Teamchef Louis van Gaal, der sich mit dem Oranje-Team nach den drei Finalniederlagen 1974, 1978 und 2010 den Titel zum Ziel gesetzt hatte, brachte nach der Pause mit Steven Berghuis und Teun Koopmeiners zwei neue Kräfte. Die Niederländer mussten offensiver werden, hatten aber zu wenig Tempo und Präzision im Spiel, um mit ihren Ballstafetten die stabile argentinische Defensive in Bedrängnis zu bringen.

Für Messi gab es nun etwas mehr Raum, mit Standards wurde der sechsfache Weltfußballer auch gefährlich. Ein Freistoß ging knapp über das Tor (63.), zehn Minuten später durfte er auch jubeln. Nach einem Foul von Denzel Dumfries an Marcos Acuna trat Messi zum Elfmeter an und ließ Noppert keine Chance. Mit seinem vierten Turniertor schloss Messi mit nun insgesamt zehn WM-Treffern zum argentinischen Rekordler Gabriel Batistuta auf.

Nach einer kurzen Unterbrechung wegen eines Flitzers und aus dem Nichts kamen die Niederländer aber zurück ins Spiel. Eine Flanke von Berghuis verkürzte der ebenfalls eingewechselte Weghorst per Kopf und hauchte seinem Team wieder Leben ein. Berghuis traf danach nur das Außennetz (85.), sein wuchtiger Freistoß landete in der Mauer (93.), doch in der Nachspielzeit schockte Weghorst die zehntausenden blau-weißen Fans im Stadion. Nach einem unnötigen Foul an der Strafraumgrenze traf der Stürmer von Besiktas Istanbul nach einem überraschend kurz gespielten Freistoß von Koopmeiners.

Nervenschlacht in Verlängerung

In der Verlängerung hatten die Niederlande durch Luuk de Jong (113.) die große Chance, danach drängte aber Argentinien. Lautaro Martinez (114., 115.), German Pezzella (116.) und Enzo Fernandes mit einem Schuss an die Stange (121.) scheiterten. Die Südamerikaner nahmen das Momentum ins Elfmeterschießen mit. Martinez parierte die Schüsse von Virgil van Dijk und Berghuis, Messi und Leandro Paredes brachten Argentinien mit 2:0 in Führung. Doch die Niederländer kamen auch im Elferschießen noch einmal zurück und stellen auf 3:3, ehe Lautaro Martinez zum letztlich verdienten Aufstieg traf.

Argentinien ist damit weiter im Rennen um den dritten WM-Titel nach 1978 und 1986, für Messi wäre es eine Premiere. Aus dem vermeintlichen Halbfinalschlager gegen den Erzrivalen Brasilien wurde es aber nichts, weil der Rekordweltmeister am Nachmittag im ersten Viertelfinale an Kroatien gescheitert war. Für Messi wird damit das Duell mit dem Vize-Weltmeister ein Rekordspiel, schließt der 35-Jährige doch mit seinem 25. WM-Einsatz zu Rekordspieler Lothar Matthäus auf.

(APA)/Bild: IMAGO