Skisprung-Kristall: Kramer kürt sich zur Weltcup-Gesamtsiegerin

Sara Marita Kramer hat am Samstag in Oberhof ihre Saison nach einigen Rückschlägen mit ihrem bisher größten Karriere-Erfolg gekrönt. Die 20-jährige Salzburgerin kürte sich als zweite Österreicherin nach Daniela Iraschko-Stolz 2014/15 zur Gesamt-Weltcupsiegerin. Kramer, der schon ein 26. Rang gereicht hätte, landete im vorletzten Bewerb der Olympiasaison auf dem sechsten Platz. Damit hat sie die Titelverteidigerin Nika Kriznar entthront. Olympiasiegerin Ursa Bogataj gewann.

„Es bedeutet mir sehr viel. Das ist der perfekte Abschluss für die Saison. Es war am Anfang der Saison mein Ziel und dann bin ich richtig gut skigesprungen. Da hat sich die harte Arbeit ausgezahlt“, freute sich Kramer. Natürlich hätte sie es sich zum Schluss noch anders gewünscht, meinte die Perfektionistin zum sechsten Rang. „Aber ich habe den Gesamt-Weltcup gewonnen und das war mein Traum.“

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Kramer meinte, dass ihr aus der Ferne auch Iraschko-Stolz die Daumen gedrückt habe. „Sie hat gesagt, sie fiebert mit und schaut es sich an.“ Nach einer Saison, die nicht nur nach ihrem Geschmack verlaufen war, gab es ein Happy End. „Vor dem Wochenende wollte ich es einfach noch nicht aussprechen, weil ich habe es schon öfters erlebt, dass wenn man es ausspricht, es dann genau anders kommt.“ Doch nun sei die Last von den Schultern herunten. „Das mit Olympia, das spürt man mental, man spürt die Leere, aber dass sich der Gesamt-Weltcup ausgegangen ist, macht das Ganze wieder gut“, sagte Kramer, die von einem Besuch ihrer Familie überrascht wurde. „Dass man solche Momente gemeinsam feiern kann, weiß ich sehr zu schätzen.“

Als Topfavoritin für die Olympischen Spiele hatte Kramer wegen einer kurz vor der Abreise nach Peking aufgetretenen Covid-19-Erkrankung ihre Medaillenträume begraben müssen. Nach der Riesenenttäuschung war die Weltcup-Kristallkugel das große Ziel der Team-Weltmeisterin 2021 gewesen, zumal Kramer diese im Vorjahr nach tollem Saisonfinish nur um elf Zähler verpasst hatte. Die Revanche an Kriznar ist ihr nun schon vor dem letzten Bewerb am Sonntag gelungen.

Auch ihre fünf Teamkolleginnen schrieben am Samstag an: Lisa Eder landete auf dem achten Rang, Chiara Kreuzer, die vor zwei Jahren selbst knapp an der Kristallkugel vorbeigeschrammt war, unmittelbar vor Jacqueline Seifriedsberger auf Platz 13. Auch Julia Mühlbacher (23.) und Vanessa Moharitsch (30.) holten Weltcup-Zähler.

Aus internationaler Sicht jubelten die Sloweninnen über einen Doppelsieg. Olympiasiegerin Bogataj gewann mit dem Schanzenrekord von 98,5 Metern und 266,8 Zählern zum zweiten Mal im Weltcup vor Kriznar (261,1). Dritte wurde die Deutsche Katharina Althaus.

 

Pleiten, Pech und Pannen: Skisprung-Königin Kramer am Ziel

Die saisonale Fahrt auf der emotionalen Hochschaubahn endet für Sara Marita Kramer doch noch mit einem großen Hoch. Gut einen Monat, nachdem für die Überfliegerin mit dem corona-bedingten Verpassen der Olympischen Spiele eine Skisprung-Welt zusammengebrochen war, fixierte sie am Samstag in Oberhof vorzeitig den Titel als beste Skispringerin der Saison 2021/22. Die 20-jährige Salzburgerin ist erstmals Gesamtweltcup-Siegerin.

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Sieben Jahre nach Daniela Iraschko-Stolz holte Kramer Überfälliges nach. Nach Pleiten, Pech und Pannen lief für die Perfektionistin in der Summe einer ganzen Saison alles perfekt – in ihren 17 Einzelbewerben stand sie elfmal auf dem Stockerl, sieben Mal davon ganz oben. Schon jetzt hat die Gesamt-Dritte des Vorjahres 15 Weltcup-Siege vorzuweisen. Zum Vergleich: Damit ist Kramer trotz ihres noch jungen Alters nur noch einen Erfolg vom Österreich-Rekord der 18 Jahre älteren Iraschko-Stolz entfernt.

Der Triumph war Balsam auf einer jungen, jüngst geschundenen Sportlerseele. Als sie Olympia in Peking im Februar verpasste, fiel die niederländisch-österreichische Doppelstaatsbürgerin in ein Motivationsloch, die Skisprung-Skier landeten tagelang im Eck. Kein Wunder, es war schon der dritte massive sportliche Rückschlag gewesen.

Ende März verpasste sie den Gesamtsieg im Weltcup nur um elf Punkte, in einem Herzschlagfinale wurde sie von der Slowenin Nika Kriznar und der Japanerin Sara Takanashi distanziert. Die Entscheidung im Dreikampf war schon rund fünf Wochen davor beim Weltcup in Rasnov gefallen, als Kramer nach einem mutmaßlich falsch-positiven Coronatest nicht hatte antreten dürfen. Bei der dann folgenden WM in Oberstdorf sorgten ein Jury-Lapsus von der Normalschanze für „Blech“ und von der Großschanze die Nerven für einen weiteren vierten Rang.

Den ÖSV-Jungstar zeichnet aus, dass sie auch bei ersten Plätzen nicht immer mit sich zufrieden ist und quasi vom obersten Treppchen des Siegespodestes weg die ihrer Meinung nach nicht optimale Qualität bemängelt. Diese Einstellung zeichnet Kramer aus, machen die unverschuldeten „Niederlagen“ aber auch umso schmerzvoller.

„Ich hoffe, dass ich jetzt dann irgendwann einmal Glück habe. Weil das war jetzt in den letzten Jahren leider nicht da“, bekundete Kramer zuletzt in einer Medienrunde. Am Sonntag überschritt sie endlich auch die Schwelle zum Glück.

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(APA).

Beitragsbild: GEPA.