Sommerspiele in Tokio ohne ausländische Fans

Japans Regierung hat am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo entschieden, dass die Olympischen Sommerspiele (23. Juli bis 8. August) und Paralympics (24. August bis 5. September) in diesem Sommer in Tokio ohne ausländische Zuschauer stattfinden werden.

Begründet wurde diese Entscheidung mit der Corona-Pandemie und den Virus-Mutationen, durch die Covid-19 nun leichter und schneller übertragen werden könne. Kyodo berief sich auf Insider-Informationen.

Die Regierung hatte angekündigt, über das Thema bis Ende März zu entscheiden. Eigentlich waren die Spiele für den Sommer 2020 geplant gewesen. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurden sie aber um ein Jahr verlegt. Laut jüngsten Umfragen befürwortet die Mehrheit der Japaner sogar eine endgültige Absage des größten Sportereignisses der Welt.

Die Regierung wisse um die große Sorge der japanischen Bevölkerung vor einer Ausbreitung des Coronavirus durch ausländische Besucher und habe nun laut Kyodo entsprechend reagiert. So hatte die Zeitung „Yomiuri“ erst am Montag eine Umfrage veröffentlicht, in der sich 77 Prozent der Befragten gegen Olympia-Touristen aus dem Ausland ausgesprochen hatten. 48 Prozent der Befragten hatten sogar gegen jegliche Zuschauer bei den Spielen votiert.

IOC-Präsident Bach vor Wiederwahl

Für die einen ist er der allmächtige „Herr der Ringe“, andere schätzen ihn als Reformer und Visionär. Thomas Bach polarisiert in der Sportwelt und genießt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) quasi den Status der Unantastbarkeit. Bei der virtuellen 137. Session des IOC am Mittwoch gilt die Wiederwahl des 67-jährigen Deutschen als Präsident ohne Gegenkandidaten als Formsache und das Mandat für vier weitere Jahre als sicher.

Bach hatte keine einfache Amtszeit und wurde u.a. für seinen Umgang mit dem Doping-Skandal in Russland kritisiert, weil das IOC trotzdem knapp 300 Athleten des Landes bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 starten ließ. Als Coup der abgelaufenen Amtszeit wurde die Doppel-Vergabe der Sommerspiele 2024 und 2028 gesehen.

Nach dem Absprung von Hamburg, Boston, Budapest und Rom, war diese auch aus der Not geboren. Zum Teil waren die Bürger in den Ländern abgeschreckt vom olympischen Gigantismus der Winterspiele 2014 in Sotschi, der bis Tokio 2020/21 anhält. Die Spiele in Japan galten schon vor der Verlegung als eine der teuersten überhaupt. Zuletzt hatte das IOC überraschend verkündet, Brisbane als bevorzugten Kandidaten für 2032 anzusehen.

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Viel Kritik erhielt Bach zuletzt von der deutschen Sportausschuss-Vorsitzenden Dagmar Freitag. „Das IOC war und ist ein exklusiver Zirkel der sportpolitischen Macht, und dank der Olympischen Spiele ein gigantisches Geschäftsmodell“, sagte die SPD-Politikerin. Die für den Erfolg des Businessmodells notwendige Klaviatur spiele Bach „zweifellos virtuos“ und sichere damit seine unangefochtene Macht.

Große Zweifel hat Freitag auch am Ruf Bachs als Reformer mit seiner Agenda inklusive 40 Reformvorschlägen. „Von bedingungslosem Einsatz des IOC für die Kernidee der olympischen Bewegung – die olympischen Werte – habe ich persönlich aber wenig gesehen“, befand Freitag. Zudem sieht sie die Präsidentschaft des Fecht-Olympiasiegers von 1976 auch zu nachsichtig gegenüber Staaten, die „die Werte des Sports wie Good Governance, Fairness und Respekt demonstrativ mit Füßen“ treten. Olympische Spiele würden weiter in Staaten vergeben, in denen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung seien.

„Es ist auch nur eine in der internationalen Sportszene gern gestreute Mär, dass Sportgroßveranstaltungen in solchen Staaten zu spürbaren und nachhaltigen gesellschaftspolitischen Verbesserungen führen würden“, sagte sie. „Was soll nach den Spielen 2008 in Peking besser geworden sein?“ Sie meine nichts, weil 2022 die Winterspiele in Peking anstünden, „trotz weiterhin unbestritten vorhandener und weltweit kritisierter Menschenrechtsverletzungen“.

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Eine positive Zwischenbilanz der Ära Bach zieht hingegen Richard Pound, das dienstälteste IOC-Mitglied. „Wenn er 2025 die Präsidentschaft an seinen Nachfolger übergibt, wird Thomas Bach nach meiner Meinung eine bessere Organisation übergeben als die, die er geerbt hat“, sagte der Kanadier in einem Gastbeitrag für „Die Welt“.

(APA).

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