Spanien fertigt die Türkei ab und steht im Achtelfinale

(SID) – Die spanische Passmaschine läuft nach dem WM-Desaster wieder auf Hochtouren – und jetzt treffen auch die Stürmer. Alvaro Morata (34./48.) und Nolito (37.) führten den Titelverteidiger bei der EM mit ihren Toren zu einem 3:0 (2:0) gegen die ganz schwache Türkei und damit auf dem schnellsten Weg ins Achtelfinale. Eine Blamage wie das WM-Vorrundenaus 2014 in Brasilien ist nicht mehr möglich.

Die Spanier überzeugten vor 33.409 Zuschauern in Nizza als bisher einzige Mannschaft bei dieser EURO auch im zweiten Spiel. Sie zogen ihr gefürchtetes Tiki-Taka auf und drängten die überforderten Türken in die Defensive, im Gegensatz zum Auftakt gegen Tschechien (1:0) nutzten sie diesmal auch ihre Chancen. Morata traf erst per Kopf und nach der Pause aus kurzer Distanz mit rechts, allerdings nach einer Abseitsstellung von Passgeber Jordi Alba. Nolito nutzte im Fallen einen Fehler von Mehmet Topal.

Ein Punkt aus dem letzten Vorrundenspiel gegen Kroatien am Dienstag fehlt Spanien zum Gruppensieg. Die Türken müssen zeitgleich Tschechien schlagen, um noch eine Chance auf die K.o.-Runde zu haben.

Die spanischen Europameister traten mit der gleichen Aufstellung wie beim Auftaktsieg an. Der türkische „Imperator“ Fatih Terim brachte nach der enttäuschenden Vorstellung gegen Kroatien (0:1) Stürmer Burak Yilmaz für Cenk Tosun.

Mit vielen Spielverlagerungen versuchte der Weltmeister von 2010, die kompakte türkische Defensive durcheinander zu wirbeln, Spielmacher Andrés Iniesta war wie gewohnt Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld.

Wie schon häufig in der jüngeren Vergangenheit war der spanische Ballbesitz-Fußball gegen anfangs noch aggressive und zweikampfstarke Türken aber in der ersten halben Stunde nicht zwingend, auch wenn sich in der elften Minute die Doppelchance zur Führung bot: Hakan Balta wäre fast ein Eigentor unterlaufen, die anschließende Ecke köpfte Gerard Piqué über das Tor. Der Innenverteidiger des FC Barcelona hatte die Furia Roja mit seinem späten Kopfballtor gegen die Tschechen erlöst.

Die Türkei kam durch Hakan Calhanoglu zu ersten Torannäherungen. Der Leverkusener zielte aus der Distanz (23.) und per Freistoß (27.) aber nicht genau genug. Auf der anderen Seite schlich sich Nolito einmal zwischen die türkischen Abwehrlinien, traf aber auch (noch) nicht (29.).

 

Das änderte sich kurz darauf. Die Türken schauten phasenweise nur staunend zu, Terim schleuderte wutentbrannt seine Trinkflasche zu Boden. Diese platzte auf, Terims Anzug war durchnässt – es lief einfach alles schief.

Ganz anders bei den Spaniern. Die enorme Überlegenheit zeigte sich auch, als Sergio Ramos in brenzliger Lage lässig mit der Hacke klärte (42.).

Erst nach dem 0:3 und der Einwechslung des Dortmunders Nuri Sahin (46.) kam kurzzeitig wieder etwas Leben ins türkische Spiel, aber viel zu spät. Der erneut enttäuschende Kapitän Arda Turan wurde von den eigenen Fans ausgepfiffen, er reagierte mit einer höhnischen Geste.

Stimmen zum Spiel

Vicente del Bosque (Spanien-Trainer): „Wir haben unser erstes Ziel erreicht und uns für das Achtelfinale qualifiziert. Wir haben den Gegner 90 Minuten beherrscht und Tore geschossen. Das war nicht zuletzt nicht immer so. Jetzt wollen wir so weiter machen und noch viel weiter kommen. Es ist immer schwer Turniere miteinander zu vergleichen. Wir dürfen nicht in der Vergangenheit leben. Bei diesem Turnier haben wir noch nichts erreicht, gerade einmal die Gruppe überstanden. Es ist noch ein langer Weg zu gehen.“

Fatih Terim (Türkei-Trainer): „Sie waren besser als wir. Ich bin überhaupt nicht zufrieden, wie wir aufgetreten sind. Spanien spielt auf einem hohen Niveau, aber wir waren heute trotzdem weit unter unseren Erwartungen. Einige Spieler haben sich heute aufgegeben und das kann ich als Trainer nicht akzeptieren.“

Alvaro Morata (zweifacher Torschütze): „Wir sind sehr zufrieden wie wir gespielt haben, ich bin natürlich auch mit meinen Toren sehr glücklich. Wir haben hart an uns gearbeitet. Es war ein großes Spiel von uns gegen eine schwer zu bespielende Mannschaft. Jetzt wollen wir auch das letzte Spiel in der Gruppe gewinnen. Wir genießen die tolle Atmosphäre und denken nicht daran, ob wir Favoriten auf den Titel sind oder nicht.“

Andres Iniesta (Spanien): „Wir haben gewusst, dass die Türkei starke Spieler hat. Wir haben versucht den Ball schnell zu bewegen, das hat heute zum Glück zu Toren geführt.“

Nuri Sahin (Türkei): „Wir haben heute zu viele Fehler gemacht. Wir sind schwer enttäuscht. Gegen einen so starken Gegner sind wir einfach nicht mehr ins Spiel zurückgekommen, nachdem wir in Rückstand geraten sind. Es ist noch nicht vorbei, wir haben noch eine Chance und werden alles geben die zu nutzen.“

Spielschema

Fußball-EM 2016, Gruppe D, 2. Runde: Spanien – Türkei 3:0 (2:0).
Nizza, Stade de Nice, 33.409 Zuschauer, SR Milorad Mazic (SRB).

Tore: 1:0 (34.) Morata
      2:0 (37.) Nolito
      3:0 (48.) Morata

Spanien: De Gea – Juanfran, Pique, Ramos, Alba (81. Azpilicueta) – Fabregas (71. Koke), Busquets, Iniesta – Silva (64. Soriano), Morata, Nolito

Türkei: Babacan – Gönül, Topal, Balta, Erkin – Calhanoglu (46. Sahin), Tufan, Inan (70. Malli), Özyakup (62. Sahan), Turan – Yilmaz

Gelbe Karten: Ramos bzw. Tufan, Yilmaz

Die Besten: Nolito, Morata, Iniesta, Silva bzw. Keine

Bilder des Spiels

Bilder: Getty Images