„Spionage-Alarm“ vor nächstem Match Shiffrin gegen Vlhova

Petra Vlhova kann aktuell als einzige Mikaela Shiffrin im Slalom das Wasser reichen. Zuletzt hat die Slowakin in Zagreb die Siegesserie der Amerikanerin beendet. Am Sonntag prallen die beiden Kontrahentinnen auch in der Kombi von Zauchensee aufeinander. Kein Wunder, dass prompt eine „Spionage“-Story hochgekocht wurde. Denn Vlhovas Lager beobachtet Shiffrin offenbar im Training sehr genau.

Das ist zwar in der Skiszene durchaus üblich, trainieren doch viele Teams miteinander und stehen deshalb die Trainings-Kurse auf ein und denselben Hang direkt nebeneinander. Vlhovas Coaches, angeführt vom Italiener Livio Magoni, gehen aber offenbar sehr gezielt auf Beobachtungs- und Filmtour. Shiffrin hatte – wie davor auch schon ihr US-Landsmann Bode Miller – bereits vergangenen Herbst gegenüber NBC ihr Training bzw. ihre Fahrweise und die Rennlinie als ihr „geistiges Eigentum“ bezeichnet.

Im Gegensatz zu Stadion- oder Hallen-Sportarten kann man im Skirennsport nicht auf komplett gesperrten Hängen trainieren, steht also praktisch immer unter Beobachtung. Magoni hat deshalb auch kein schlechtes Gewissen. „Es gibt keine Regel, die das verbietet. Es wäre deshalb nicht klug, solche Gelegenheiten nicht zu ergreifen“, sagte er kürzlich dem italienischen Fachmagazin „Sciare“ und gab sogar zu: „Ich weiß, dass das eventuell nicht korrekt ist. Aber es zeigt auch, dass wir von den Besten lernen wollen.“

Dass man im Skiweltcup kaum unbeobachtet trainieren kann, weiß auch Christian Höflehner. Österreichs ehemaliger Slalom-Herrencoach und nun Rennchef von Shiffrins Ski-Ausrüster Atomic: „Exklusiv trainieren geht bei uns im Skifahren leider nicht. Wir gondeln durch die Welt und da musst du oft den Hang nehmen, den du angeboten kriegst.“ Man könne daher auch nicht verhindern, dass Beobachter kämen. „Eventuell ist es nicht immer die ganz feine Art. Aber es gibt keine Regeln dagegen, insofern hat Magoni auch nichts verbrochen.“

Er habe auch keine Klagen von Shiffrins Serviceleuten vernommen, kenne die Geschichte nur aus Medien, so Höflehner. Vlhovas Aufstieg imponiere ihm jedenfalls sehr, sagte der Steirer wenige Tage vor dem nächsten Slalom am Dienstag in Flachau, wo Vlhova vor einem Jahr Shiffrin ebenfalls hinter sich gelassen hat. „Sie attackiert volles Rohr, hat dafür auch die körperlichen Voraussetzung“, lobte er die 1,80 Meter große Rennläuferin aus Liptovsky Mikulas. „Es ist beeindruckend, wie sie Gas gibt. Sie ist die einzige, die so gnadenlos attackiert, dass sie mit Mika mithalten kann.“

Das, so Höflehner, bringe aber auch Shiffrin auf einen höheren Level. „Jahrelang musste sie ja praktisch einfach nur runterfahren, um zu gewinnen.“ Dass sich damit der Abstand der beiden zum Rest des Feldes stetig vergrößere, müsse für die anderen eigentlich ein Alarmzeichen sein. „Nämlich eines, dass da was passieren muss. Denn wenn Mika und Petra keine Fehler machen, gibt es derzeit für keine Andere eine Aussicht auf einen Sieg.“ (APA)

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