Striedinger richtet nach Platz Zwei in Gröden Blick nach vorne

Otmar Striedinger hatte sich am Samstag seinem persönlichen Gipfel schon wesentlich angenähert. Nur ein kalifornischer Berg von einem Mann verhinderte in Gröden den ersten Sieg des Kärntners. „Natürlich will ich irgendwann meinen ersten Weltcup-Sieg feiern und war jetzt schon echt ein paar Mal ganz knapp dabei. Aber ich werde mich nicht beschweren“, sagte der 30-Jährige, dem ein Material-Reset und „Sonnen-Skilaufen für die Seele“ am Vortag zu seiner Spitzenleistung verhalfen.

Um 14 Hundertstelsekunden lag Bryce Bennett am Ende einer spannenden Abfahrt vor Striedinger. Der hünenhafte US-Amerikaner mag einige Beobachter in ungläubiges Staunen versetzt haben, nicht aber den gebürtigen Villacher. „Der Bennett hat jedes Jahr einen Einser in der Ciaslat und ist da schon richtige gute Rennen gefahren. Das war für mich nicht überraschend. Er ist die Ciaslat richtig gut gefahren, hat sie genau getroffen. Da habe ich ein bisschen Zeit liegengelassen“, erklärte der „Testpilot“ mit der Startnummer 1.

Nichtsdestotrotz legte Striedinger auf der Saslong eine fast fehlerfreie Fahrt hin. Er habe von oben bis unten voll attackieren können, bekannte er. „Großes Dankeschön an meinen Servicemann, an meine Skifirma, die haben mir wirklich richtig schnelle Füße unter die Ski gezaubert“, vergaß der Salomon-Athlet nicht darauf, sein Material anzusprechen.

Striedinger schaffte, was seinen ÖSV-Teamkollegen Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr seit Jahren verwehrt ist. Er fand sein perfektes Gröden-Paket quasi im Handumdrehen, arrangierte er doch zwischen Mittwoch und Donnerstag seine gesamte Ausrüstung um. „Im ersten Training war ich vier Sekunden hinten, das hat eigentlich gar nicht funktioniert. Nachdem ich alles umgestellt hatte, war ich eigentlich gleich dabei und habe das Gefühl gehabt, dass ich das brauche, damit ich schnell Skifahren kann“, erklärte er.

Angestachelt hat Striedinger aber auch die Nicht-Berücksichtigung für den Super-G am Freitag. „Es war wahrscheinlich für die Trainer eine schwierige Entscheidung, aber es hat mir schon wehgetan, dass ich da den Super-G, der sehr abfahrtsähnlich ist, nicht fahren habe dürfen“, gab er zu. Er sei dann in der Umgebung zur Frustbewältigung „ein bisschen Sonnen-Skilaufen für die Seele“ gewesen. „Naja, es war eigentlich Lustfahren, weil da oben habe ich alle Sorgen wieder verloren.“

Vor einem Jahr in Val d’Isere hatte Striedinger der Slowene Martin Cater um 22 Hundertstel den Sieg weggeschnappt. Mit Startnummer 41 wohlgemerkt. Davor war er 2013 in Beaver Creek bei einem Super-G schon einmal Zweiter gewesen. Der Schweizer Patrick Küng brannte ihm damals 24 Hundertstel Rückstand auf. In Bormio will Striedinger nun nach Weihnachten einen neuen Anlauf starten. Eine Abfahrt und zwei Super-G stehen am Programm. „Mein Blick ist nach vorne gerichtet“, sagte er.

(APA)/Bild: GEPA