Sturm kämpft im Baskenland um Sensation und Selbstvertrauen

Im Angesicht der jüngsten Negativerlebnisse reist Sturm Graz mit selbst verordnetem Zweckoptimismus ins Baskenland. Einkalkuliert kann der erste Punktezuwachs in der UEFA Europa League gegen Real Sociedad nicht werden, doch begleitet wurden die Steirer von der Hoffnung auf eine Überraschung. „Ein Erfolgserlebnis gegen den spanischen Tabellenführer würde etwas auslösen, das uns sicher Kraft geben würde, um aus dieser Negativserie wieder rauszukommen“, sagte Trainer Christian Ilzer.

Ausgerechnet aus einer 0:1-Niederlage speiste sich die Grazer Zuversicht vor dem zweiten Duell am Donnerstag (18.45 Uhr live auf Sky Sport Austria – mit Sky X das Spiel live streamen) gegen den spanischen „Überriesen“, wie Ilzer die Basken zuletzt tituliert hatte. „Wir waren vor zwei Wochen nahe dran an einem Punktgewinn, das sollte uns Selbstvertrauen für das Spiel geben“, sagte Ilzer am Mittwoch.

Der Trainer stellt sein Team auf wenig Ballbesitz ein. „Sie werden wie in Graz versuchen, dominant aufzutreten. Aber wir haben es mit unserer Spielweise geschafft, dass sie nicht zu Chancen im Minutentakt gekommen sind. Daran wollen wir anschließen“, bekundete der 44-Jährige. „Wir wollen einfach aus unseren Möglichkeiten das Maximum rausholen.“ Will Sturm noch als Dritter den Umstieg in die K.o.-Phase der Conference League in Angriff nehmen, sind Punkte langsam aber sicher Pflicht. Die Tabellensituation vor der vierten von sechs Runden: AS Monaco (7), Sociedad (5), PSV Eindhoven (4), Sturm (0).

Im Estadio Anoeta wären die Grazer auch in Topform Außenseiter, vor allem da der Gegner auch ohne den zuletzt verletzten Top-Stürmer Mikel Oyarzabal mit nur einer Niederlage von La Ligas Tabellenspitze lacht. Hinzu kommt, dass die Ilzer-Elf mit einer Ergebnis-Krise im Gepäck antritt: Die jüngsten vier Pflichtspiele wurden verloren. Die Wettquoten der Buchmacher sind eindeutig: Keinem Auswärtsteam der 16 Donnerstag-Duelle wird derart wenig zugetraut. Für einen Grazer Auswärtssieg wird teils der 14-fache Einsatz ausgezahlt.

Zu allem Überfluss muss Ilzer im Norden der Iberischen Halbinsel improvisieren. Spielmacher Otar Kiteishvili als einer der wenigen Grazer, die auf höherem Niveau für spezielle Momente gut wären, fehlt schon länger mit einem Syndesmosebandriss. Hinzu gesellten sich kürzlich Kapitän Stefan Hierländer (Meniskus) und Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic (Corona). Mit „Sechser“ Jon Gorenc-Stankovic ist auch noch das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive gesperrt. Nominell fehlen im recht breiten Kader vier Stammspieler, darunter gleich drei in der für Ilzer so wichtigen Mittelfeldraute.

Der Trainer räumte ein, dass die Situation fordernd sei, gleichsam aber Erkenntnisgewinn bringe, „wie mein Team, Spieler und Betreuer, mit solchen Phasen umgeht.“ Sein Befund: „Jeder analysiert sehr selbstkritisch und ist versucht, Dinge zu finden, die wir noch besser machen können.“ Erstmals weht auch Ilzer auf dem im Sommer 2020 neu einschlagenen Kurs ein rauerer Wind entgegen. Steuermann-Qualitäten sind gefragt. „Jedem muss bewusst sein, dass wir auch in dieser Phase unseren Weg beharrlich weitergehen müssen, um auf gar keinen Fall unsere Identität zu verlieren.“

Vom Club-Präsidenten gab es am Mittwochvormittag Rückendeckung. „Die Krise ist ein mediales Thema, wenngleich es eine schwierige Situation ist“, sagte Christian Jauk. Man sei in Graz bisher ruhig geblieben, „weil Fußball keine Einbahnstraße ist“ und „die Mannschaft immer alles gibt“, sagte Jauk vor dem Flug mit dem Zielort Biarritz, das 45 Autominuten vom Spielort San Sebastian entfernt liegt.

(APA)

Beitragsbild: GEPA