Sturm-Sieg macht Kampf um Platz zwei zum Fernduell

Statt einer Runde ohne große Bedeutung kommt es im Kampf um Rang zwei in der Fußball-Bundesliga zum großen Fern-Finale. Rapid hat es trotz der bitteren 1:4-Niederlage bei Sturm Graz am Sonntag nach wie vor in der Hand, als Vizemeister durch die Ziellinie zu gehen. Die Formkurve spricht aber für die punktgleichen Steirer, die nur aufgrund des um fünf Treffer schlechteren Torverhältnisses zurückliegen. Rapid hat zum Abschluss den LASK zu Gast, Sturm tritt beim WAC an.

Da es auch für die beiden Gegner dahinter am Samstag (ab 16.00 Uhr live und exklusiv auf Sky – mit dem Sky X Traumpass kannst du die Partien live streamen!) noch um etwas geht, ist für Spannung gesorgt. „Mit solchen Leistungen ist Platz zwei nicht realisierbar. Wir waren nicht an der Leistungsgrenze. Dass wir mental und physisch müde waren, war nicht der Grund. Wir haben ja auch rotiert. Mein Fazit ist, dass wir nicht auf den Platz gebracht haben, was wir können. Das war viel zu wenig“, sagte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer.

Sein Ärger über den Auftritt seiner Truppe nach der Pause war groß. „Nach dem Ausgleichstreffer haben wir alles vermissen lassen. Fußball ist Zweikampf, Arbeit gegen den Ball, da haben wir vieles vermissen lassen, so verliert man zurecht das Match.“ Mit jenen Zweikämpfen, die man für sich entschieden habe, gewinne man nur einen Luftballon.

Die Grazer hatten schon in Hälfte eins ein Chancenübergewicht, kamen aber erst ab der 60. Minute vor den Augen von ÖFB-Teamchef Franco Foda sowie auch dem verletzten Ski-Ass Nicole Schmidhofer in Torlaune. Otar Kiteishvili (60.), der im Angriff stets brandgefährliche Kelvin Yeboah (72.), Andreas Kuen (79.) und Ivan Ljubic (92.) sorgten noch für einen klaren Sieg – den ersten gegen Rapid seit dem 2:1 im Europacup-Play-off-Hinspiel am 30. Mai 2019 in Wien.

„Es ist ein wunderschöner Abend, ein großartiges Gefühl“, jubelte Sturm-Trainer Christian Ilzer. „Nach dem Ausgleich, das war feinste Klinge.“ Und der Ex-Rapidler Kuen ergänzte: „Wir haben gezeigt, was für ein Teamgeist in der Mannschaft steckt. Auch wie wir die Tore gemeinsam bejubeln. Da entsteht was ganz Großes.“

Der Triumph wurde minutenlang auf dem Rasen gefeiert, auch in jenen Bereichen des Stadions, wo man das normalerweise gemeinsam mit den aufgrund der Coronavirus-Pandemie neuerlich fehlenden Fans macht. Der Jubel ist verständlich. Nach zwei enttäuschenden Saisonen mit Rang fünf und zuletzt sechs hat man den Sprung aufs „Stockerl“ fixiert. „Die Mannschaft hat mit einem guten Spiel das Traumziel Top drei realisiert. Wir haben in einem extrem intensiven Jahr wirklich Großes erreicht“, meinte Ilzer.

Damit machten die Grazer nachträglich auch ihrem Präsidenten Christian Jauk ein Geschenk, der seit Samstag 56 Jahre alt ist. „Im Augenblick des Erfolges ist die größte Tugend die Dankbarkeit, ich freue mich für alle Sturm-Fans. Diese Saison hat uns alles abverlangt, aber der Sturmgeist und die Leidenschaft haben uns getragen. Es gibt kein schöneres Geburtstagsgeschenk für mich“, sagte Jauk. Am Samstag haben die „Blackys“ die Möglichkeit, die Saison weiter zu veredeln. Der erste Vizemeistertitel seit 2018 – jenem Jahr, in dem man auch Cupsieger war – ist in realistische Nähe gerückt.

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Negativbilanz gegen WAC als zusätzliche Motivation

„Der WAC ist die einzige Mannschaft, die wir die Saison noch nicht geschlagen haben, das wird unser großes Ziel“, gab Ilzer die Marschroute vor. Auch Yeboah bezeichnete Rang zwei als „möglich“. „Wir haben keinen Druck, mal schauen, was geht“, verlautete der quirlige und trickreiche Stürmer, der nur an seiner Effizienz noch arbeiten muss. Der Zweite darf in der Champions-League-Qualifikation sein Glück versuchen, könnte aber im Kampf um einen Platz in einer europäischen Gruppenphase leer ausgehen.

Deshalb hat auch Rang drei durchaus seinen Reiz, da einem da die Conference-League-Gruppenphase sicher ist, sollte man auf dem Weg in die Europa League scheitern. Absichtlich Dritter werden will deshalb aber niemand. „Wir sind noch immer auf Platz zwei und werden alles daran setzen, dass wir da bleiben“, versprach Kühbauer. Da erstmals wieder 3.000 Zuschauer zugelassen sein werden, ist die Motivation besonders groß. „Wir wollen den Fans ein tolles Spiel bieten“, so der Burgenländer. Er kämpft dabei mit seinem Team gegen einen Negativlauf an, erstmals in seiner Ära wurden drei Ligaspiele in Folge verloren.

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Auch der WAC hat vor der letzten Runde einen Rückschlag zu verdauen. Durch das 2:2 bei der WSG Tirol können die fünftplatzierten Kärntner bestenfalls noch auf Rang vier vorstoßen – in diesem Fall wäre man immerhin fix in der Conference-League-Qualifikation und würde sich das Play-off gegen den Sieger aus Austria gegen Hartberg ersparen.

Voraussetzung dafür ist ein Sieg über Sturm und eine Niederlage des LASK bei Rapid. „Natürlich ist jetzt Enttäuschung da, wir wollten in Reichweite bleiben, um ein Endspiel um den dritten Platz zu haben. Jetzt wollen wir alles versuchen, um den vierten Platz zu schaffen“, sagte Coach Roman Stary.

Die WSG wird die Saison definitiv als Meistergruppen-Sechster beenden. Den möglichen Sieg hatte Benjamin Pranter am Fuß – der Offensivspieler, der davor das 2:2 erzielt hatte, scheiterte jedoch in der 92. Minute mit einem Elfmeter an WAC-Goalie Manuel Kuttin. „Für ihn wäre es zu schön, fast kitschig gewesen, ein krönender Abschluss, wenn er den Elfer getroffen hätte. Er war ein prägendes Gesicht des Vereins“, sagte Trainer Thomas Silberberger über den 31-Jährigen, der die Wattener im Sommer nach zehn Jahren verlässt.

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(APA).

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