Super-League-Urteil: Das sind die Meinungen der Fußballwelt

Der Europäische Gerichtshof hat am Donnerstagvormittag die Tür für die Gründung einer Super League geöffnet. Die höchste europäische Instanz stufte in ihrem Urteil die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sowie des Weltverbandes FIFA als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht ein. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren in dieser Hinsicht der Weg für den Start der umstrittenen Milliardenliga frei.

Wir haben einige Reaktionen auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) betreffend der Super League zusammengesucht.

Alle Reaktionen:

Gianni Infantino (FIFA-Präsident): „Bei größtem Respekt vor dem Europäischen Gerichtshof ändert das heutige Urteil eigentlich nichts. Historisch gesehen organisieren wir die besten Wettbewerbe der Welt und das wird auch in Zukunft so sein. Wir werden weiterhin die spektakulärsten, wettbewerbsfähigsten und bedeutungsvollsten Turniere der Welt veranstalten und unsere Einnahmen nutzen, um den Fußball in allen Teilen der Welt durch Solidaritätsprogramme zu fördern, die sicherstellen, dass die weniger Privilegierten von diesen Top-Wettbewerben profitieren.“

Aleksander Ceferin (UEFA-Präsident): „Wir haben die sogenannte Präsentation gesehen. Es ist schwer zu entscheiden, ob man geschockt sein soll – oder amüsiert. Weil wir nah an Weihnachten sind, bin ich eher bei amüsiert.“

A22 Sports Management (Promoter der europäischen Super League): „Das Monopol der UEFA auf den europäischen Fußball ist nach fast 70 Jahren beendet. Vereine können jetzt neue Ideen für europäische Wettbewerbe unter der Woche vorschlagen und offen diskutieren, ohne Sanktionen befürchten zu müssen.“

European Club Association (ECA): „Um es ganz klar zu sagen: Das Urteil unterstützt oder genehmigt in keiner Weise ein Super-League-Projekt. Seit der Fall vor zwei Jahren vor Gericht kam, wurden umfangreiche Reformen durchgeführt (…), einschließlich neuer UEFA-Regeln für die vorherige Genehmigung von Wettbewerben.“

Klaus Mitterdorfer (ÖFB-Präsident): „Der ÖFB wird die Entscheidung genau evaluieren, steht dieser jedoch mit Besorgnis gegenüber. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund von finanziellen Interessen Einzelner der bisher gelebte Grundsatz der Solidarität völlig auf der Strecke bleibt. Verbände und Clubs haben den Fußball über Jahrzehnte gemeinsam quer durch alle Leistungsstufen nach den Prinzipien des sportlichen Erfolges dorthin gebracht, wo er jetzt ist. Diese Einheit darf nicht gespalten werden, denn der Fußball ist für alle da.“

Christian Ebenbauer (Vorsitzender der österreichischen Bundesliga): „Bereits in den vergangenen Jahren hat sich das finanzielle Gewicht stark zugunsten der großen Clubs verschoben, was mittlerweile große Auswirkungen auf die Wettbewerbsgleichheit in den internationalen, aber vor allem in den nationalen Bewerben hat. Mit dem heutigen Urteil ist klar, dass ökonomische Interessen in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken werden. Dadurch besteht die Gefahr, dass noch mehr Ressourcen aus der Fußballpyramide zugunsten einiger weniger Klubs abgezogen werden.“

Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): „Eine solche rein kommerziell ausgerichtete Liga würde sich von den bestehenden Strukturen des organisierten Sports abkoppeln und ein partnerschaftliches Miteinander im Fußball konterkarieren.“

Jan-Christian Dreesen (Vorstandsvorsitzender Bayern München): „Die Bundesliga bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fußballclubs darstellen. Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken, und nicht zu schwächen. Ebenso stehen wir zu den europäischen Club-Wettbewerben unter dem Dach der UEFA. Daher noch einmal ganz klar: Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu.“

Englische Premier League: „Das Urteil befürwortet die sogenannte ‚European Super League‘ nicht und die Premier League lehnt ein solches Konzept weiterhin ab. Fans sind für den Fußball von entscheidender Bedeutung, und sie haben immer wieder deutlich gemacht, dass sie sich gegen einen entkoppelten Wettbewerb aussprechen, der die Verbindung zwischen nationalem und europäischem Fußball trennt. Die Premier League bekräftigt ihr Bekenntnis zu den klaren Grundsätzen des offenen Wettbewerbs, die den Erfolg nationaler und internationaler Clubwettbewerbe untermauern.“

Mehrere Bundesligisten reagieren auf Super-League-Beschluss

Manchester United (anfänglicher Unterstützer der Pläne, mittlerweile Gegner): „Wir setzen uns weiterhin voll und ganz für die Teilnahme an UEFA-Wettbewerben und die positive Zusammenarbeit mit der UEFA, der Premier League und anderen Vereinen über die European Club Association ECA ein.“

Atlético Madrid (anfänglicher Unterstützer der Pläne, mittlerweile Gegner): „Deutschland, Frankreich, England, Italien, Spanien mit Ausnahme von Real Madrid und FC Barcelona usw. wollen keine Super League. Wir sind für den Schutz der großen Familie des europäischen Fußballs, für den Schutz der nationalen Ligen und dafür, dass dank ihnen in jeder Saison die Qualifikation für europäische Wettbewerbe auf dem Spielfeld erreicht wird.“

Inter Mailand: „Der Club bekräftigt seine Überzeugung, dass die Zukunft des europäischen Fußballs nur durch die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen innerhalb der ECA und in Partnerschaft mit UEFA und FIFA gewährleistet werden kann. Als Verein sind wir weiterhin stark an den Werten verankert, die das europäische Sportmodell charakterisieren, und wir sind bestrebt, mit allen anderen von der ECA zusammengeschlossenen Teams zusammenzuarbeiten, um diese Werte zu unterstützen.“

FC Barcelona (einer der zwei verbliebenen Unterstützer des Projekts): „Dieser Entscheid ebnet den Weg für einen neuen Fußballwettbewerb auf höchstem Niveau in Europa.“

Florentino Perez (Präsident von Real Madrid, einer der zwei verbliebenen Unterstützer des Projekts): „Wir werden weiterhin ein modernes Projekt verteidigen, das vollständig mit nationalen Wettbewerben kompatibel ist. (…) Der europäische Klubfußball wird kein Monopol mehr sein. Die europäische Justiz hat das Recht, europäische Wettbewerbe vorzuschlagen und zu fördern, die den Fußball modernisieren, vollständig anerkannt.“

(APA)

Bild: Imago