Damir Canadi: „Ich hätte mit Rapid einen Titel holen können“

  • Damir Canadi über Rapid: „Was damals gekommen ist, war weit unter der Gürtellinie“
  • Damir Canadi: „Stöger gehört zu den Top-15-Trainern der Welt“
  • Oliver Lederer: „Wir werden zwei, drei Spieler holen, die uns besser machen müssen“
  • Jakob Jantscher: „Franco Foda wird beim Nationalteam eine gute Arbeit verrichten“


Wien, 17.12.2017.
Zu Gast bei „Talk & Tore – Die Tipico Fußballdebatte“ waren am Sonntag Atromitos Athen-Trainer Damir Canadi, St. Pölten-Coach Oliver Lederer und Ex-Sturm- und Ex-Salzburg-Spieler Jakob Jantscher. Hier einige Aussagen des von Gerfried Pröll moderierten Live-Talks.

Die ganze Sendung zum Nachsehen

Damir Canadi:

über den Überfall in Athen: „Es war eine Riesenherausforderung. Das Ganze hängt noch in den Köpfen, auch für meine Tochter, die neun Jahre alt ist. Auch meine Frau ist sehr ängstlich. Das ist ein längerer Prozess, dass wir das aufarbeiten. Es gab hintennach noch einige Nachwehen. Sie haben uns alle Konten aufgemacht. Erst vor vierzehn Tagen war der letzte Vorfall. Das waren sehr bewegende drei Monate für mich.“

über den aktuellen Erfolg mit Atromitos: „Der Präsident hat einen Riesenumbruch gestartet und fünfzehn neue Spieler geholt. Im Verein hat er auch sehr viel gewechselt und wollte eine neue Energie hineinbekommen. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es so schnell funktioniert. Wir haben nicht so eine gute Vorbereitung gespielt, haben analysiert und mit den vier Neuzugängen im August haben wir dann Stabilität bekommen und konnten die Spiele positiv gestalten.“

über seinen Kollgen Peter Stöger: „Ein unglaublicher Trainer. Wie er mit der Medienlandschaft umgeht. Wie er nach vorne geht. Auch, wie er das jetzt mit Nagelsmann runterspielt. Ich weiß, was das heißt. Respekt. Er gehört mittlerweile zu den Top-15-Trainern der Welt, wenn du so einen Verein trainierst.“

über die enttäuschende Zeit bei Rapid: „Was richtig weh getan hat, war die menschliche Ebene. Nicht Einer kann beurteilen, wie Damir Canadi ist, weil es wenige gibt, die mich kennen und einschätzen können. Es ist wenig über das Sportliche berichtet worden. Es ist mehr über die menschliche Ebene berichtet worden, wie ich angeblich agiert habe. Komischerweise habe ich über sechzehneinhalb Jahre viele Spieler, die mich heute noch schätzen. Ich habe viele Spieler weitergebracht. Was da damals gekommen ist, das war weit unter der Gürtellinie. Ein paar haben ihre Köpfe geschützt und dann schicken wir eben einen voraus. Ich habe acht Monate nichts gesagt, habe alles geschluckt. Alles andere wäre falsch gewesen. Heute kann ich besser einschätzen und besser über den Dingen stehen.“

über die Komfortzone bei Rapid: „Fakt ist, dass Sturm Graz zehn Punkte vorne ist und als Rapid könnte man auch dort stehen mit der Mannschaft, die man zur Verfügung hat. Sturm zeigt mit Jungen diese Dinge vor, die für mich etwas mit Komfortzone zu tun haben. Da habe ich hineingestochen und dann habe ich nach fünf Monaten die Rechnung präsentiert bekommen.“

über Titelambitionen und Möglichkeiten beim Rekordmeister: „Fakt ist, dass sie vor mir keinen Erfolg gehabt haben, mit mir keinen Erfolg gehabt haben und jetzt vielleicht auch nicht das da ist, was sie gerne hätten. Das ist ein Titel. Der Verein hat zehn Jahre lang keinen Titel. Das ist Fakt. Ich hätte alles dafür getan, dass wir einen Titel holen. Und dafür musst du auch Entscheidungen treffen, die unangenehm sind. Rapid hat hervorragende Spieler. Die Frage ist, ob sie auch die Mentalität haben, um Titel zu gewinnen.“

hätte sich einen Titel zugetraut: „Ich war einer der wenigen Trainer, die keinen Spieler abgegeben haben und keinen geholt haben. Ich hatte Spieler, die in Millionenhöhe gekauft worden sind, wo man jetzt aber sieht, dass keiner von denen irgendwo spielt. Traustasson, Jelic, Schösswendter, keiner hat die Chance, irgendwo zu spielen. Der Verein hat eine ganz andere Zielsetzung gehabt. Heute lese ich, dass alle glücklich sind, wenn sie Dritter sind. Letztes Jahr hat es nur geheissen, dass man Meister werden muss. Da ist eine unterschiedliche Wahrnehmung da. Das hat der Verein ausgegeben, ich habe es angenommen und ich bin auch dazu gestanden, auch heute noch. Ich wollte einiges im Winter verändern, das hat nicht funktioniert. Bis in den Sommer bin ich nicht mehr gekommen. Von daher wäre ich überzeugt gewesen, dass ich mit Rapid sicherlich auch einen Titel hätte holen können.“

Oliver Lederer:

über den Kampf um den Klassenerhalt: „Ich habe gehört, dass es nach so einer Hinrunde noch nie eine Mannschaft geschafft hat. Dann werden wir die Ersten sein.“

über mögliche Wintertransfers: „Neue Spieler machen auch die besser, die jetzt da sind. Von ihnen bin ich nach wie vor überzeugt. Wenn jemand am dritten Jänner in der Kabine sitzt, der neu ist und an dem du dich aufrichten kannst, dann wird das für die Spieler, die jetzt schon monatelang mit der Negativspirale kämpfen, auch wieder besser. Darum setze ich mich dafür ein, dass wir zwei, drei Spieler holen, die uns aber auch besser machen müssen.“

Jakob Jantscher:

über Franco Foda als Teamchef: „Franco Foda hat sich in Österreich einen sehr guten Namen erarbeitet. Er ist ein sehr akribischer Arbeiter. Er hat im Herbst bewiesen, dass er sehr variantenreich spielen kann. Bei Sturm Graz sind viele Spieler, die universell einsetzbar sind. Ich glaube deswegen, dass er beim Nationalteam eine gute Arbeit verrichten kann. Es hat mich sehr gefreut, dass er das erste Spiel gegen Uruguay gleich gewonnen hat.“

über den Kampf um die Meisterschaft: „Das ist eine ungute Frage. Ich bin Grazer und dort groß geworden. Es ist für mich etwas besonderes, dass Sturm Graz mit Red Bull Salzburg um den Meistertitel spielt. Ich glaube auch, dass es sich diese zwei Vereine bis zu Schluss untereinander ausmachen werden. Ich habe bei beiden Vereinen eine schöne Zeit gehabt.“

über die Auflösung des Vertrages in der Türkei: „Ich habe mich sehr wohlgefühlt. Zum Schluss war es leider wirklich so, dass ich über Monate kein Gehalt gesehen habe. So haben wir den Entschluss gefasst, dass wir den Vertrag auflösen. Es war sportlich sehr interessant in der ersten Liga. Ich bin nachtragend oder mit einem schlechten Gefühl weggegangen. Es waren sehr schöne eineinhalb Jahre.“