Pacult: „Rapid ist in einer Weise Segen und Fluch“

  • Peter Pacult: „Warum soll ein Trainer nicht wieder zu einer Station zurückkommen, wo er erfolgreich war?“
  • Manfred Schmid: „Mein Ziel ist, Cheftrainer zu werden“
  • Peter Klöbl: „Manfred Schmid hatte im Sommer keine Chance bei der Austria“
  • Wolfgang Ruiner: „Sollte Djuricin am Donnerstag gegen Moskau nicht gewinnen, schaut es nicht gut aus“


Wien, 17.September 2018.
Zu Gast bei „Talk & Tore – Die Sky-Fußballdebatte“ waren am Montag Ex-Rapid-Trainer Peter Pacult, Ex-Co-Trainer Borussia Dortmund Manfred Schmid, Fußballchef Kronenzeitung Peter Klöbl und Sportchef Tageszeitung Österreich. Hier einige Aussagen des von Thomas Trukesitz moderierten Live-Talks.

Peter Pacult:

über wiederkehrende Ausschreitungen bei Rapid: „Was ändert sich durch eine Sperre oder eine Sektorensperre? Ich glaube, da ändert sich nicht sehr viel. Rapid selber muss das Ganze in die Hand nehmen und schauen, dass das in Ordnung geht. Das kostet jetzt vielleicht viel Geld und man wird vielleicht für ein Spiel gesperrt, aber das ist ja keine Lösung. Die Lösung muss sein, dass sich Rapid mit denen zusammensetzt, dass sie sagen, da geht es um den Verein, um sehr viel Kapital. Damit so die richtigen Schlüsse gezogen werden.“

über die sportliche Gesamtsituation bei Rapid: „Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Man hat das Große Ziel Europa-League wieder geschaftt. Das ist auch wirtschaftlich für den Verein sehr wichtig. Ich warne aber davor, weil weiß was das bedeutet. Du bist in dem Rythmus Donnerstag-Sonntag-Donnerstag-Sonntag drinnen. Du bist wenig zu Hause. Aber zählen tut nur die Liga, das ist die Aufgabe. Alles andere hat einen Super-Beigeschmack. Da sind sieben Runden gespielt und man hat sieben Punkte Rückstand auf Platz zwei. Man muss schon aufpassen, dass man in der Liga die Punkte macht. Die Spieler müssen sich bewusst machen, was da alles auf sie zukommt, vor allem jene, die das noch nicht durchgemacht haben. Das Reisen schaut immer schön aus, neue Stadien da wie dort, aber man muss auch damit umgehen können. „

über den Rückstand von Rapid in der Liga: „Man muss jetzt aufpassen. Nächsten Sonntag hat man das Spiel gegen Red Bull Salzburg. Dort kann man verlieren und nicht sagen, dass man die Punkte so leicht mitnimmt. LASK, Sturm und die anderen, die vorne sind, gewinnen wieder und der Abstand wird größer. Man muss schon jetzt den Finger in die Wunde legen und nicht immer alles schönreden. Es hilft auch nichts, wenn man sagt, dass man sieben oder acht Chancen gehabt hat. Ja, dann muss ich einmal erzwingen, dass man diese Chancen auch macht. Das geht nur über Einstellung, Training und hartes Arbeiten und nicht über Ausreden.“

über die Fans des SK Rapid Wien:

über das komplizierte Traineramt bei Rapid: „Es ist für Außenstehende schwer zu erklären, was es bedeutet, für Rapid zu arbeiten. Ich habe dort alles miterlebt, als Spieler und als Trainer. Ich kann mich in diesen Verein schon sehr gut hineinfühlen. Alles andere in Österreich ist nur ein Beiwagerl, das muss ich so beinhart sagen. Auch die Austria, entschuldigung, aber das ist Rapid. Rapid ist in einer Weise Segen und Fluch, weil Rapid eine enorme Macht hat. Wenn du ein cleverer Spieler bist, dann weißt du vom ersten Tag an, was da erwartet wird. Ich habe immer gehofft, Rapid-Trainer zu werden, aber ich habe gewusst, was auf mich hereinprasselt, weil ich dort Spieler war. Das hat mit den Medien nichts zu tun. Das ist der Verein selber, was Rapid bedeutet. Wenn du bei Rapid bist, dann bist du bei einem Verein, der über vielem steht.“

über den Wunsch, noch einmal Rapid zu trainieren: „Ein klares ja. Warum soll ich es mir nicht vorstellen können. Wenn Sturm Graz nicht den Franco Foda zurückgenommen hätte, dann hätten wir heute keinen Teamchef Franco Foda. Ich hoffe, dass Goran Djuricin Trainer bleibt. Ich schätze ihn, weil ich ihn auch kenne. Wenn Rapid Otto Baric nicht 1986 zurückgeholt hätte, hätte Rapid zwei Meistertitel weniger. Wenn Bayern München nicht Jupp Heynckes zurückgeholt hätten, dann hätten sie kein Triple gemacht. Warum soll ein Trainer nicht wieder zu einer Station zurückkommen, wo er erfolgreich war?“

Manfred Schmid:

über die Lösung von Fanproblemen bei der Austria: „Vor einigen Jahren hat es bei der Austria auch große Probleme mit einer Fangruppe gegeben. Man hat es mit einzelnen Sperren versucht und dann ist der ganze Fanklub aussortiert worden, gesperrt worden und ist nicht mehr als offizieller Fanklub geführt worden. Das bedeutet, dass der Klub nicht mehr auf der Fantribüne ist und kann dort keine Auschreitungen mehr machen. Das wurde rigoros durchgezogen und bis jetzt funktioniert es.“

über Derby-Siegestorschütze Alexander Grünwald: „Er hat unheimliche Klasse und Qualität in seinem linken Fuß. Er ist ein Spieler, der das Spiel der Austria lenken kann. Man hat es vor allem in der zweiten Hälfte gesehen, dass er das Spiel in die Hand genommen hat. Ich kenne ihn schon lange und er hat technische Fertigkeiten wie wenige andere in dieser Liga. Er ist ein Spieler, der noch viel mehr machen muss, sich mehr anbieten muss. Ich muss auch Trainer Thomas Letsch ein Kompliment aussprechen. Ich denke, dass Alexander auf dieser Position am stärksten ist, weil er die meisten Freiheiten hat, alle Bälle bekommt, weil er sich Freiräume schaffen kann und auch immer wieder zum Abschluss kommt.“

über die aktuellen Probleme bei Rapid: „Ich glaube, dass es eine ganz gefährliche Saison für Rapid werden kann, wenn man die Situation unterschätzt. Wir haben das in Köln selber erlebt. Wir haben Modeste verloren und ihn haben wir auch nicht so ersetzen können, wie es erforderlich gewesen wäre. In den ersten Runden der Meisterschaft haben wir passable Leistungen gebracht, die Spiele knapp verloren. Dann hast du nicht mehr dieses Spielglück und die Verletzungen kommen dazu. Und dann kam die Phase, wo wir nicht mehr rotieren konnten, andere Spieler einsetzen konnten. Wir konnten nicht mehr trainieren, nur mehr regenerieren und Videoanalysen machen. Alle drei, vier Tage hat die selbe Mannschaft gespielt und eine Folge davon war, dass wir viele verletzte Spieler hatten, die mit der Belastung nicht umgehen konnten. Und dann kommst du in eine Abwärtsspirale.“

über eine weiter Zusammenarbeit mit Peter Stöger: „Das steht natürlich wieder zur Debatte. Uns verbindet eine sehr erfolgreiche, emotionale Zeit. Wir haben tolle Erfolge gemeinsam gefeiert. Ich habe mit Peter Stöger einen Trainer, der fachlich sowieso unbestritten gut ist, aber menschlich gewisse Werte lebt, wie Verantwortung, Vertrauen und Demut. Eines ist klar und das war mit ihm auch immer klar besprochen, dass mein Ziel ist, Cheftrainer zu werden. Ich bin jetzt 47 Jahre alt. Ich wollte immer vorne stehen und die Verantwortung übernehmen. Irgendwann ist die Chance sicher dafür da. Darauf warte ich auch. Es müssen aber auch die Voraussetzungen gegeben sein, erfolgreich arbeiten zu können. Denn das erste was passiert, wenn kein Erfolg da ist, dann hörst du wahrscheinlich wieder, dass er nur ein Co-Trainer ist. Ich glaube, dass ich gut vorbereitet bin.“

über Verhandlungen mit der Wiener Austria:

„Es gab Gespräche. Franz Wohlfahrt war bei mir. Für mich waren das keine losen Gespräche. Es hat ein klares Vertragsangebot gegeben, das ich akzeptiert habe. Ich bin mit meinem Manager dort gesessen. Er selber hat mir das Gefühl gegeben, dass der Verein mich wirklich haben möchte. Ein paar Tage später kam der Anruf, dass sie sich für Letsch entschieden haben. Das akzeptiere ich auch so und bin keinem böse. Natürlich bin ich enttäuscht, aber das heißt nicht, dass ich nicht mehr zur Austria will.“

Peter Klöbl:

über die Chancen von Manfred Schmid bei der Austria:

„Man kann es auf einen einfachen Nenner bringen, Manfred Schmid hatte im Sommer keine Chance bei der Austria. Genauso wie kein anderer Trainer. Thomas Letsch war von Markus Kraetschmer und Ralf Muhr installiert und es war klar, dass er bleibt.“

Wolfgang Ruiner:

über den Verbleib von Goran Djuricin im Rapid-Traineramt: „Sollte er am Donnerstag gegen Moskau nicht gewinnen, schaut es nicht gut aus. Dann folgt das Spiel gegen Red Bull Salzburg.“

über Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel: „Die beiden sitzen in einem Boot. Fredy Bickel hat sich für Goran Djuricin stark gemacht. Wenn Djuricin gehen muss, müsste meiner Meinung nach auch Bickel gehen, weil er sonst nicht mehr ernst genommen werden kann. Das ist beinhart.“

Wiederholungstermine der aktuellen Sendung auf Sky Sport Austria HD:
Mittwoch, 19. September, 9.45 Uhr