Tennis: Bresnik: „Druckvolleres Spiel als Thiem hat niemand“

Wien (APA) – Günter Bresnik ist zuversichtlich, dass der kontinuierliche Aufstieg von Dominic Thiem anhält. Der Langzeit-Trainer des 22-jährigen Tennis-Stars ist von den Auftritten seines Schützlings in diesem Jahr freilich auch angetan. Bresnik berichtete am Rande einer Pressekonferenz in Wien auch vom großen Respekt der Konkurrenz gegenüber Thiem – nicht zuletzt nach dem Match gegen Novak Djokovic in Miami.

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Posted by Dominic Thiem on Dienstag, 29. März 2016

„Gegen Djokovic war es schon beeindruckend. Zum Einen wie er den teilweise an die Wand gespielt hat, auch wenn es sicherlich enttäuschend war, dass er nicht mehr daraus machen konnte“, konstatierte Bresnik im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur im Rückblick auf das Achtelfinale am vergangenen Dienstag. „Auch was Djokovic auf dem Platz, aber auch in der Umkleide gesagt hat, war für mich schon ein Indiz, dass er halt wirklich schätzt, wie gut der spielt.“

Djokovic-Trainer Becker lobt Thiem

Zudem habe sich der aus Ferne zuschauende Djokovic-Coach Boris Becker bei Bresnik per SMS gemeldet. „Er hat gemeint, dass der Unterschied viel geringer ist als im ersten Duell und Djokovic froh sein musste, dass das Match in zwei Sets vorbei war“, erzählte Bresnik. Beeindruckend ist auch für Tennis-Fans die sichtbare, stetige Steigerung bei Thiem. „Die Art und Weise, wie er sein Spiel entwickelt hat – es gibt keinen Grund, warum das abbrechen sollte.“

Bresnik hofft, dass Thiem weiter konsequent seinen eigenen Weg geht und streut ihm auch Rosen. „Das druckvolle Spiel, dass er hat, hat meines Erachtens niemand. Die Vorhand ist sehr schnell und druckvoll, bei der Rückhand ist es das Gleiche und dazu hat er da einen sehr guten Slice.“

Für den bald 55-jährigen Wiener ist der fast unantastbare Djokovic in Sachen Ballgeschwindigkeit nur von zwei Leuten in Schwierigkeiten zu bringen. „Das ist ein Fakt: Dass ist Stan Wawrinka und Dominic. Wawrinka, wenn er einen Lauf mit der Vorhand und der Rückhand sowieso hat, und auch gut serviert“, glaubt der weltweit anerkannte Star-Trainer. Dann gäbe es noch ein paar Spieler, die den „Djoker“ über das Laufen fordern könnten.

Thiem im Gespräch mit Sky Sport Austria

Dominic Thiem live beim Interview

Posted by Sky Sport Austria on Freitag, 1. April 2016

Djokovic habe laut Bresnik nach dem Thiem-Match gesagt, „es gibt keinen, der so schnell spielt wie der“. Eine Stärke Thiems sei der enorme Drall in ungewohnter Schlaghöhe. Geheimnisse gibt es keine, so Bresnik. „Je besser er wird, umso wichtiger wird die Spieleröffnung, der jeweils erste Punkt“, sagt der Thiem-Coach. Der erste Aufschlag, der erste Return wird immer aggressiver gespielt – dies dokumentiert auch, dass das Tennis viel schneller geworden ist. Ein Umstand, den auch Rafael Nadal vor einigen Monaten moniert hatte. Der Spanier, der sich Punkte über lange Ballwechsel erarbeitet hatte, leidet unter dieser Entwicklung.

Eine Entwicklung, die auch auf Sand zu sehen ist. Für die Asche-Saison ist Thiems großes Ziel natürlich Roland Garros und dafür wünscht sich Bresnik viel Spielpraxis auf Sand. „Ich will, dass er bis Paris 15 Sandpartien in den Beinen hat.“ Was gar nicht so einfach ist: Geplant sind Monte Carlo, München, Madrid, Rom und die Titelverteidigung in Nizza, wo er erstmals mit neu designtem Schläger spielt. Für diese Vorgabe müsste Thiem aber bei jedem Event zwei Matches gewinnen oder ein ganz starkes Turnier spielen.

Ganz klar Stellung bezieht Bresnik in Bezug auf Dopingsünderin Maria Scharapowa. „Sie kriegt die brutale Rechnung präsentiert. Ehe sie gesperrt wird, werden 28 andere Leute vorher gesperrt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die 28 Strafen mit zwei Jahren ausfassen und sie nur sechs Monate bekommt.“ Verständnis für Medikamente, die normalerweise nur für Herzkranke verschrieben werden, hat Bresnik nicht.

„Dominic nimmt keine Nahrungsergänzungsmittel“

Und er bricht eine Lanze für die vorbildliche Ernährungsweise von Thiem. „Dominic nimmt keine Nahrungsergänzungsmittel irgendwelcher Art. Der isst nur extrem gesund und extrem gescheit. Er trinkt nur Wasser, ganz selten was Isotonisches.“

Bresnik stört das allgemeine Gerede, dass ein erfolgreicher Sportler ohnehin irgendetwas nimmt. „Das ist zum Speiben.“ Inzwischen müsse man aber immer mehr aufpassen, was man isst. „In Argentinien haben uns die Leute davor gewarnt, gewisses Fleisch zu essen, weil die Tiere mit Anabolika aufgezogen werden.“ Darum ernähre sich Thiem auf der Tour oft mit Reis mit Gemüse oder Fisch. „Wenn es so weit geht, dass man in Argentinien nicht einmal ein Steak essen darf, ist das problematisch. Aber wenn einer fünf Jahre lang ein Medikament schluckt, da habe ich kein Mitgefühl“, bezog er sich nochmals auf Scharapowa.

Artikelbild: GEPA