Tennis: Murray fixiert ersten Davis Cup-Titel für Briten seit 1936

Gent (APA/Reuters) – Andy Murray ist am Sonntag wohl endgültig zum sportlichen Nationalhelden in Großbritannien aufgestiegen. Der Weltranglisten-Zweite fixierte am Sonntag im Finale in Gent mit einem 6:3,7:5,6:3-Erfolg über die belgische Nummer eins David Goffin den historischen Davis-Cup-Titel für die Briten. Nach der uneinholbaren 3:1-Führung haben die Briten erstmals seit 79 Jahren den Davis Cup gewonnen.

Für die Briten war es der zehnte Davis-Cup-Triumph in der 115-jährigen Geschichte des Mannschaftsbewerbs, aber der erste seit 1936. Der 28-jährige Murray hat damit all seine elf Davis-Cup-Matches in diesem Jahr gewonnen. „Mission erfüllt“, twitterte Murrays Mutter Judy voller Stolz und Österreichs Doppel-Star Julian Knowle brachte es mit seinem Tweet auf den Punkt: „Olympia-Gold zu Hause gewonnen, Wimbledon gewonnen und den Davis Cup gewonnen – besser geht es nicht. Was für eine unglaubliche Leistung.“

Murray beendete eine 79-jährige Durststrecke für die Briten, die sich in den vergangenen fünf Jahren von fast ganz unten in dem Traditionsbewerb zurück in die Weltgruppe spielten und nun ganz oben stehen. „Es war ein paar unglaubliche Jahre“, freute sich ein sehr emotionaler Andy Murray, nachdem er mit einem Lob den insgesamt zehnten Davis-Cup-Titel für Großbritannien geholt hatte.

„Ich kann nicht glauben, dass wir es geschafft haben, habe nie gedacht, dass wir es schaffen würden. Ich spiele mein bestes Tennis, wenn ich für meine Heimat spiele. Ich denke, wir werden heute Abend eine Party haben“, erklärte Murray, der von rund 4.000 britischen Fans der insgesamt 13.000 gefeiert wurde. Murray ist wahrlich ein Davis-Cup-Spezialist, hat er doch von seinen jüngsten 28 Davis-Cup-Einzel 27 gewonnen.

Gemeinsam mit seinem Bruder Jamie hatte er am Samstag im Doppel die vorentscheidende 2:1-Führung in Gent hergestellt und zuvor am Freitag auch den Punkt zum 1:1 geholt.

Die Belgier, die zuvor erst einmal und zwar 1904 im Endspiel gestanden waren und damals den Britischen Inseln mit 0:5 unterlegen waren, müssen weiter auf ihren ersten Davis-Cup-Titel überhaupt warten. Die Briten haben mit dem zehnten Titel nun Frankreich überholt und sind alleiniger Dritter hinter Rekordsieger USA (32/zuletzt 2007) und Australien (28/zuletzt 1999).

Premierminister Cameron gratuliert

Premierminister David Cameron, am Sonntag zu Beratungen im 60 km entfernten Brüssel, gratulierte Andy Murray und dem Team umgehend. „Der erste Titel seit 79 Jahren. Absolut aufregend für jeden in unserem Land.“

„Großartiger Andy Murray“, twitterte der Wahl-Londoner Boris Becker, der mit Deutschland selbst zweimal den Davis Cup gewann. „Ihr Jungs habt heute Geschichte geschrieben.“ Schließlich stammt der letzte britische Davis-Cup-Sieg aus dem Jahr 1936.

Für Murray war es der größte Erfolg seit seinem Triumph in Wimbledon vor zweieinhalb Jahren. Danach hatte er ein Vierteljahr wegen einer Operation am Rücken pausieren müssen und 2014 und 2015 die ganz großen Erfolge verpasst.

Dem Triumph im Davis Cup hatte Murray heuer vieles untergeordnet. Zuletzt hatte er sich selbst bei den World Tour Finals in London etwas geschont und war nach einem Sieg und zwei Niederlagen bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden. Schon vor dem letzten Turnier der Saison hatte er auf Sand trainiert, obwohl der Event in London auf Hartplatz ausgetragen wurde. Der 28-Jährige wollte optimal gerüstet sein.

In allen seinen heuer elf Davis-Cup-Partien im Einzel und Doppel verließ Murray als Sieger den Platz. Das hatte bisher nur der Kroate Ivan Ljubicic 2005 geschafft. Der davor letzte Profi, der in einem Finale drei Punkte für sein Land holte, war der US-Amerikaner Pete Sampras 1995.


DAVIS CUP – Finale in Gent (Flanders Expo-Halle, Sand):

Belgien – Großbritannien Zwischenstand 1:3

Freitag: David Goffin – Kyle Edmund 3:6,1:6,6:2,6:1,6:0 Ruben Bemelmans – Andy Murray 3:6,2:6,5:7

Samstag: Steve Darcis/David Goffin – Andy Murray/Jamie Murray 4:6,6:4,3:6,2:6

Sonntag: Goffin – A. Murray 3:6,5:7,3:6

Bild: Imago