Thiem will Platz in Top Ten festigen

Der beste Spieler der Welt hat die Erfolgsserie des an Einzelsiegen 2016 zweiterfolgreichsten Spielers gestoppt oder zumindest unterbrochen. Dominic Thiem war nach seiner klaren Drei-Satz-Niederlage gegen Novak Djokovic im Paris-Halbfinale zwar enttäuscht, aber auch schon fokussiert auf nächste Aufgaben. Als Nummer 7 der Welt geht er kommende Woche in die vierwöchige Rasen-Saison.

„Ich werde ein, zwei Tage brauchen, bis die Enttäuschung weg ist. Wenn ich am Montag aufs Ranking schaue, dann wird mir das hoffentlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern“, sagte Thiem im großen Interview-Raum der French Open nach seinem sensationellen Lauf bis ins Halbfinale. Nach neun Siegen en suite inklusive dem Nizza-Titel unmittelbar vor Paris, nach 25 Sand-Siegen 2016 und bereits 41 Saison-Einzelerfolgen (nur Djokovic mit aktuell 43 ist besser) sowie schon drei gewonnenen ATP-Titeln 2016 blickt Thiem auf ein bereits großartiges Jahr zurück.

500.000 Euro und 720 ATP-Punkte hat Thiem allein an der Seine geholt, nun geht es sozusagen in die zweite Saisonhälfte. In erster Linie will er sich trotz seines Aufstiegs in die absolute Weltklasse „nicht deppert“ machen lassen. Stuttgart, Halle und eine Exhibition beim WTA-Rasenturnier auf Mallorca stehen vor Wimbledon auf dem Programm. Thiem möchte sein Spiel auf Rasen verbessern und Spaß haben, aber es wäre nicht ehrgeizige 22-Jährige aus Lichtenwörth (NÖ), wenn da nicht noch mehr Ziele wären. „Na ja, ich habe in Wimbledon keine Punkte zu verteidigen und dann will ich den Platz in den Top Ten festigen. Das Letzte, was ich will ist, dass ich wieder rausfalle“, macht Thiem eine klare Ansage.

Allerdings werden ihm im Sommer wegen der zwei in Umag und Gstaad gewonnenen Titel einige Punkte aus der Wertung fallen. „Ich will versuchen, mir ein Polster zu schaffen, dass ich in den Top Ten bleibe.“ Und seine Erwartungen für die Zeit nach der Rasensaison? „Die nächsten großen Ziele sind dann die Amerika-Tournee, Toronto, Cincinnati. Da möchte ich die gute Ausgangsposition, die ich mir geschaffen habe, wirklich ausnützen und mich oben festigen.“

Als Nummer 7 im ATP-Ranking und vor allem als Nummer 5 im Race zum Masters der besten acht Spieler des Jahres in London darf er freilich auch mit einem Platz bei den ATP World Tour Finals spekulieren. „Ich kann auch nicht sagen, dass das gar nicht in meinem Kopf ist. Wenn ich wirklich so weiter spiele wie jetzt, wenn ich den Punkteschnitt halte, würde es wahrscheinlich reichen“, gesteht er auf APA-Anfrage. Allerdings, so Thiem, werde das sehr schwer werden, zumal jetzt die Sand-Saison großteils abgeschlossen ist. „Später sind die Plätze schneller, das sind nicht meine Lieblingsbedingungen. Aber es wäre ein Bonus für ein hoffentlich noch gutes Jahr.“

Doch am Freitag nach seinem Aus wurmte ihn noch viel zu sehr die Niederlage gegen Djokovic. „Heute hat doch sehr viel gefehlt. Ich werde alles dafür machen, dass ich sobald wie möglich wieder eine Chance kriege.“ Tennisbeobachter, Experten und Fans aus aller Welt sind sich aber einig: Arbeitet Thiem weiter so konsequent weiter und bleibt er unverletzt, dann ist er bald einer der Großen dieses Sports.

Novak Djokovic brachte es für Thiem auf den Punkt: „Ich habe es ihm nach dem Match gesagt: Wir werden noch viel mehr von dir in der Zukunft sehen, wenn du weiter so gut arbeitest.“ Und bald wird man auch in den Tennis-Analysen auf CNN die Frage nicht mehr stellen müssen: „Who is Dominic Thiem?“ Die Antwort wird Thiem, der mit seiner schon berüchtigten einhändigen Backhand und seiner Spiel-Ästhetik viele neue Fans gewonnen hat, wohl auf dem Platz geben.

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