Titelverteidiger Gleirscher: „Ich möchte wieder ganz vorne mitfahren“

Die Eiskanalbewerbe starten am Samstag mit dem Rodel-Einsitzer der Männer und damit jener Disziplin, in der vor vier Jahren durch David Gleirscher Gold zu bejubeln war. Der Olympiasieger ist auch am Samstag und Sonntag (Finallauf 14.15 Uhr MEZ) in Yanqing Teil des rot-weiß-roten Trios, das sein Bruder Nico sowie Europameister Wolfgang Kindl vervollständigen. Eine Medaille ist allen zuzutrauen, aber dafür bedarf es konstanter Leistungen in allen vier Läufen.

In den Trainings galt es, das richtige Material und die optimale Linie rauszutesten. Auf der technisch anspruchsvollen Bahn hatten beim Weltcup im November bei anderen Eisverhältnissen beim deutschen Dreifachsieg durch Johannes Ludwig, der als Topfavorit gehandelt wird, Felix Loch und Max Langenhan Rang vier für David Gleirscher, neun für Kindl und Position 20 für Nico Gleirscher herausgeschaut. Wobei im zweiten Lauf Kindl die viertbeste Zeit fuhr, N. Gleirscher die drittbeste.

Kindl kehrte wieder auf den Schlitten der vergangenen Saison zurück, auf dem er sich wohler fühlt, als dem im vergangenen Sommer gebauten, sowie auf alte Schienen – denn das Gesamtpaket müsse stimmen. In der „starken Männer-Mannschaft“ sei der erste Schritt die Qualifikation gewesen. „Du versuchst das auszublenden, aber es ist im Hinterkopf, wenn du mal ein Rennen vermasselst.“ So wie bei der Olympia-Generalprobe, als er im Finish des ersten Laufes stürzte. Für ihn ist klar: „Wer es von uns zu Olympia geschafft hat, wird um Medaillen mitfahren.“ In dieser Saison sei es für ihn auf jeder Bahn rund gelaufen.

In Pyeongchang erwischte er vor vier Jahren mit Platz elf im ersten Lauf „den schlechtesten Start“, den er sich vorstellen konnte, ging als Halbzeitneunter schlafen. „Ich habe bei Großereignissen schon sehr viel erreicht, wo viele Leute nicht mehr dran geglaubt haben“, weiß er aber. Die Tücken der Bahn kennt er nun. „Es wird schwer werden, viermal den perfekten Lauf hinunterzubringen. Es gilt, dass man überall die Druckpunkte richtig gut findet. Ich habe gesehen, dass es eine Bahn ist, die mir entgegenkommt. Von dem her kann ich mich sicher zu den Medaillenfavoriten dazuzählen.“

Mit Ruhe kann es Titelverteidiger David Gleirscher angehen: „Ich habe das Ganze schon gewonnen. Und ich möchte wieder ganz vorne mitfahren. Ich versuche es anzugehen wie bei letzten Spielen und mir nicht so einen Kopf zu machen.“ Einzig bei Olympia fällt eine Rennentscheidung in vier Läufen, vor vier Jahren hat das der nun 27-jährige Tiroler als Halbzeitzweiter sehr gut erledigt.

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Er lag auf den Rängen eins, zwei, drei und drehte den Spieß im finalen Lauf noch um. „Das mit den vier Läufen bei Olympia ist schon sehr speziell, aber ich habe mich vor vier Jahren sehr gut geschlagen. Ich bin nach dem ersten Tag erst um elf ins Dorf zurückgekommen, habe die Rodel hergerichtet, bin um zwei ins Bett und habe gut geschlafen.“ Aber es sei ein komisches Gefühl gewesen. „Ich war nach den ersten zwei Läufen Zweiter und habe mir gedacht: Wahnsinn, wenn es eine WM wäre, hätte ich eine Medaille.“ Gut, dass es Olympia war, denn so folgten noch zwei Runs und es konnte noch Gold werden.

Eine Medaillenchance habe jeder im Team, der Favoritenkreis sei ähnlich wie im Weltcup, ist sich auch dessen Bruder Nico Gleirscher sicher, der mit dem Erfolgserlebnis von EM-Bronze nach China reiste. Er sieht die Thematik der vier Läufe „recht gelassen“ und will entspannt reingehen. „Ich mache mir keinen Druck. Ich komme als recht hungriger Sportler, will mich auf mich konzentrieren und zeigen und abrufen, was ich kann.“

Nach Yanqing war er mit einem gelassenen Gefühl gereist, er mochte die Bahn schon beim Testevent. „Wenn du unachtsam bist, kannst du viel verhauen, du musst vom Start weg volle Konzentration haben. Ich glaube, dass das ein cooles und spannendes Rennen wird.“ Alle vier Läufe recht fehlerfrei runterzubringen, sei sein Ziel. „Ich habe in den letzten Rennen gezeigt, wenn ich fehlerfrei sein kann, dass ich sehr, sehr schnell bin.“

Cheftrainer Rene Friedl freute sich, dass im österreichischen Team „alles auf Schiene“ ist. „Wir haben sicher das Ziel, mit zwei Medaillen die Heimreise anzutreten. Wir müssen uns das erkämpfen, die Athleten sind gut vorbereitet, wir haben top Material.“ In Pyeongchang kam zu Männer-Einzel-Gold noch Silber durch die Doppelsitzer Peter Penz/Georg Fischler sowie Bronze durch die Teamstaffel mit den genannten Medaillengewinnern und Madeleine Egle hinzu.

(APA)

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