Todesfall im BVB-Stadion bei Onisiwo-Debüt: Fans schwiegen aus Respekt

„Dosenöffner“ Marco Reus hat für Borussia Dortmund auch seinen Lieblingsgegner FSV Mainz 05 geknackt. Der überragende Nationalspieler führte den BVB in gespenstischer Atmosphäre mit seinem zehnten Saisontor (30.) zu einem verdienten 2:0 (1:0) – damit sind es wieder fünf Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter Bayern München.

Reus erzielte in einem Spiel, das vom Tod eines Fans überschattet wurde, nicht nur sein neuntes 1:0 in dieser Saison, das sechste in der Bundesliga, sondern glänzte auch in etlichen Szenen als Vorbereiter. Seine elf Tore gegen Mainz bedeuten Ligarekord. Das 2:0 erzielte Shinji Kagawa (73.).

Die Gäste, eigentlich Experte für Siege gegen Spitzenmannschaften, liegen trotz der Niederlage auf einem Europa-League-Platz. In der Rückrunde hatten sie zuvor Borussia Mönchengladbach, Schalke, Leverkusen und die Bayern bezwungen.

Mit dem Anpfiff vor 81.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena begann für den BVB das erwartete Geduldsspiel. Die eng gestaffelten Mainzer, in neun vorherigen Anläufen ohne Sieg in Dortmund, schauten sich den gegnerischen Aufbau ganz ruhig an und waren zur Stelle, wenn der Pass in die Tiefe oder die schnelle Kombination gespielt wurden. Vorne lauerten wechselweise Jhon Cordoba oder Jairo Samperio einsam auf den langen Ball.

Emotionaler Abschied im BVB-Stadion

Vor der fünften englischen Woche in Serie hatte BVB-Trainer Thomas Tuchel gegen seinen Ex-Klub (2009 bis 2014) auf eine größere Rotation verzichtet. Rückkehrer Sokratis ersetzte den verletzten Sven Bender in der Innenverteidigung ohne Qualitätsverlust, Nuri Sahin gab für den angeschlagenen Ilkay Gündogan den Sechser im 4-1-4-1, Kagawa kam für Lukasz Piszczek.

Martin Schmidt wechselte auf drei Positionen, der vom BVB umworbene Yunus Malli stand in der Startelf. Malli war auch der erste Mainzer, der sich mit Ball in den BVB-Strafraum wagte (20.) – kurz vor der ersten Chance der Gastgeber durch Marcel Schmelzer (23.).

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Anschließend erkämpfte sich Mainz etwas häufiger den Ball, ab und an sagte Schmidt auch Pressing an. Defensiv verschoben die Gäste nahezu perfekt – bis zur ersten Unachtsamkeit, die Gonzalo Castro für einen Traumpass auf Reus nutzte: 1:0 durch den Mann, der so häufig das erste Tor erzielt.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Großchance Kagawas (46.), was gleich wieder die Richtung vorgab. Auch Pierre-Emerick Aubameyang scheiterte jeweils nach Reus-Vorlage dreimal in sechzig Sekunden an 05-Torhüter Loris Karius (51./52.).

Aus traurigem Grunde hatten die BVB-Fans zu diesem Zeitpunkt ihre Gesänge eingestellt und ihre Banner eingerollt. Laut Vereinsangaben war während der ersten Halbzeit auf der Südtribüne ein Fan zusammengebrochen und gestorben, eine zweite Person wurde erfolgreich reanimiert und ins Krankenhaus gebracht.

Das Spiel lief weiter, es war eine gespenstische Stimmung. Weil die Gäste auch fortan mehr Risiko eingehen mussten, öffneten sich dem BVB nun Räume. Mehrfach fehlte nicht viel zum 2:0, das dann Kagawa erzielte. In der 88. Minute stimmten die Zuschauer in Gedenken an den verstorbene Fan „You’ll never walk alone“ an.