Tränen nach erstem Sieg – Franz „einfach nur brutal glücklich“

St. Christina/Gröden (APA) – Dank Max Franz hat das rot-weiß-rote Ski-Imperium am Samstag zurückgeschlagen. Der 27-Jährige aus Weißbriach im Bezirk Hermagor beendete am Samstag in Gröden eine Leidensphase von über 21 Monaten ohne Abfahrtssieg für den Österreichischen Skiverband (ÖSV). „Ich bin einfach nur brutal glücklich jetzt“, sagte er. Zu verdanken hat der Spross einer „Skifahrer-Familie“ das nicht zuletzt seinem Cousin.

Nach getaner Arbeit hat Franz die Tränen nicht mehr bremsen können. „Die glasigen Augen sind dann aufgebrochen. Keine Chance“, beschrieb er den Moment, als er in Gröden seine Herzensmenschen umarmte und ihm die Realität seines ersten Weltcup-Siegs begreiflich wurde. „Papa und Onkel, die leben ja auch fürs Skifahren. Sie peilen das genauso an, und wenn’s dann wirklich da ist, ist es ein wunderschöner Moment“, sagte Franz.

In seiner Kindheit und Jugend seien die beiden „bei jedem Rennen dabei gewesen. Wenn es am Vortag geheißen hat, gehen wir morgen trainieren, sind sie am nächsten Tag schon oben gestanden.“ Vater Max sei innerhalb des familiären Systems für Skifahren zuständig gewesen, Onkel Werner „fürs Rennfahren“. Wobei der Onkel nicht mit Ex-ÖSV-Abfahrer Werner Franz zu verwechseln ist, der seit heuer als zusätzlicher Trainer der Speed-Gruppe gerade mit Cousin Max sehr viel individuell arbeitet.

„Ich glaub‘ aber, der Werner ist fürs ganze Team brutal wertvoll“, betonte Franz. „Der hat alles mitgemacht, was du mitmachen kannst, hat Verletzungen gehabt und ist Quali gefahren. Er hat teilweise andere Sichtweisen.“

Die Karriere von Max Franz, dem seit jeher großes Potenzial nachgesagt wurde, ist auch bedingt durch Verletzungen ins Stocken geraten. Ein Kreuzbandriss, eine Gehirnerschütterung, auch eine Nasenbeinfraktur gehört zu seiner Leidensgeschichte. Der erste Sieg ließ auf sich warten. „Nach Saalbach ist es ganz eng geworden, dass das endlich einmal kommt.“ Dort hatte er im Februar 2015 den Triumph schon vor Augen gehabt, als sein Kärntner Kollege Matthias Mayer noch zwei Hundertstel schneller war. Es war sein dritter Podestplatz im Weltcup, nun hat er vier.

In der Saison 2015/16 verspürte er leichten Erfolgsdruck, wie er sagte. Dann kam der 19. Jänner und Kitzbühel: Am ersten Trainingstag der Hahnenkamm-Woche stürzte Franz nach der Hausbergkante und verletzte sich am Sprunggelenk, Knie und Handgelenk. Im vergangenen Sommer meldete sich der Körper wieder. „Da hat dann zum Beispiel auf einmal das Knie wehgetan, ganz ohne Verletzung.“

Trotz der schwierigen Vorbereitung habe er in Val d’Isere, wo er im Super-G als Zehnter bester Österreicher war, „gut gefightet“. Auf der Heimreise nach Weißbriach habe ihm sein Cousin mehrmals gesagt: „Jetzt kommt Gröden, und Gröden ist sooo schön.“ Dort sei er tatsächlich „viel lockerer hingekommen als in den letzten Jahren, und es hat dann gleich im ersten Training auf Anhieb gepasst“.

Die Saslong gehörte am Samstag ihm. Schlagen hätte Franz wohl nur Aksel Lund Svindal können. Doch der verpatzte die Einfahrt zur Schlüsselstelle Ciaslat völlig, fuhr dafür die Zielpassage unwiderstehlich, weshalb dem fünffachen Gröden-Gewinner am Ende läppische vier Hundertstel auf den Sieger fehlten.

Den „fantastischen Franz“, wie die offizielle FIS-Webseite titelte, hatten einige schon als ewiges Talent abgestempelt. Er selbst habe aber nach Rückschlägen nie an sich gezweifelt. „Ich weiß, ich kann richtig gut Skifahren. Es muss nur dann alles zusammenpassen. Die Leichtigkeit beim Skifahren ist brutal wichtig. Dass halt einfach jeder Schwung sitzt, die Selbstverständlichkeit muss einfach da sein.“ Die komme wiederum vor allem mit guten Ergebnissen.

Den Gröden-Sieg hatte sein Fanclub bereits in der Nacht zum Freitag ausgiebig vorgefeiert. „Die müssen gewusst haben, dass das passiert“, scherzte Franz. Das allfällige weitere Party-Programm blieb geheim.

Schon am Montag steht für Franz aber bereits wieder ein Trainingstag in Santa Caterina an, wo nach Weihnachten, am 28. Dezember, die nächste Abfahrt stattfindet. Die interne Qualifikation wird ihm dort erspart bleiben. „Ich will noch ganz hinauf. Einmal hab‘ ich es jetzt geschafft, jetzt geht es weiter“, gab sich das neue Siegergesicht entschlossen.

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