Trotz rückläufiger Vereinszahl: Rekord bei ÖFB-Neuanmeldungen

Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) kämpft mit einem Rückgang seiner Vereine, hat in der vergangenen Saison aber eine Rekordzahl von 22.000 Neuanmeldungen von Spielerinnen und Spielern verzeichnet. Das berichtete der für den Breitensport zuständige Abteilungsleiter Stefan Gogg am Freitag bei einem ÖFB-Medientermin der Direktion Sport in Wien. Dort wurden unter anderem auch neue Initiativen im Frauenfußball sowie das neue, zweistufige Akademiemodell vorgestellt.

Die Zahl der in Österreich registrierten Fußballvereine ist in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich um insgesamt zehn Prozent auf knapp 2.000 gesunken. Corona-Pandemie und Teuerung haben Spuren hinterlassen, vielerorts gab es Fusionen. Auf dem Sektor der Aktiven scheint der große Corona-Exodus dagegen aufs Erste überwunden. „Die Kurve geht wieder nach oben“, sagte Gogg. „Es ist ein positiver Trend, aber es geht darum, auch möglichst viele zu halten.“

60 Prozent der aktiven Fußballerinnen und Fußballer würden ihr letztes Meisterschaftsspiel mit unter 18 Jahren bestreiten. Der hohen Drop-out-Rate will der ÖFB seit dem Vorsommer unter anderem mit neuen Wettbewerbsformen, kleineren Spielfeldern im Nachwuchs und dem Wegfall von Meisterschaftstabellen bis zur U12 entgegenwirken. Im Frühjahr wird mit einer Kampagne auf die Bedeutung des Verhaltens der Eltern für die Freude am Spiel hingewiesen, für Turniere werden Tonband-Durchsagen von David Alaba zur Verfügung gestellt.

Weiter Aufholbedarf im Frauenfußball

Großes Potenzial ortet der ÖFB im Mädchen- und Frauenfußball. Der Anteil von Spielerinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen und Schiedsrichterinnen im heimischen Fußball liege weiterhin bei unter zehn Prozent, erklärte die zuständige Leiterin Isabel Hochstöger. Klares Ziel ist eine Erhöhung. „Die Zahl der in Österreich Fußball spielenden Mädchen ist immer noch verschwindend gering.“ Der Eintritt in gemischte Nachwuchsteams stelle mitunter eine Hemmschwelle dar. Umso wichtiger sei ein barrierefreier Zugang zu reinen Mädchenteams.

Mittlerweile gebe es in allen neun Landesverbänden organisierten Mädchenfußball. „Es gibt noch viel Luft nach oben, aber das ist schon etwas, worauf wir stolz sind“, sagte Hochstöger. Dazu kommt im Rahmen einer Kooperation mit der UEFA und Disney ein Trainingskonzept, das auf einer Methodik aus Spiel und Story-Telling basiert. Damit sollen speziell fünf- bis achtjährige Mädchen begeistert werden. Größte Hürde bleibe der Transfer der Spielerinnen von Schulen und Projekten in die Vereine. Nur 30 Prozent seien bisher dort integriert.

Ein niederschwelliges Angebot für den Einstieg von Trainerinnen und Trainer versucht der ÖFB mit dem D-Diplom zu bieten. Mit 2.000 ausgebildeten Personen sprach Thomas Eidler, der Leiter der ÖFB-Trainerausbildung, von 2022 als einem „Rekordjahr“. Es war auch das Jahr, in dem das ÖFB-Präsidium ein zweite Leistungsstufe im Akamediebereich abgesegnet hat. Neben den vom Verband geförderten Akademien gibt es künftig in den Altersklassen U15, U16 und U18 auch sogenannte ÖFB-Nachwuchszentren.

U17-Teamchef Martin Scherb, als Leiter der Talenteförderung für diesen Bereich zuständig, erklärte die Saison 2023/24 zum „Pilotjahr“. 16 Clubs hätten sich um eine Akademielizenz beworben, neun um eine für ein Nachwuchszentrum. Die Gesamtzahl für beide Kategorien ist mit 28 limitiert. Für die Akademien sollen die Qualitätsstandards ab 2024/25 signifikant erhöht werden. Die Erfolgsquote: 36 Prozent der Akteure, die 2020/21 in der U18-Jugendliga für eine Akademie gespielt haben, haben seither zumindest einen Einsatz in einer Profiliga verzeichnet.

Von der Datenlage zeigte sich Spielanalyst Stefan Oesen, der die Wissenschafts-Abteilung leitet, begeistert. „Durch Corona gab es einen totalen Push. Durch die Digitalisierung können wir evidenzbasiert arbeiten.“ Bereits auf Akademie-Level werden etwa Verletzungen, Ausfallgründe und Ausfalldauer von Spielern einheitlich dokumentiert. „Wenn wir diese Datengrundlage weiterpflegen ist es etwas, worum uns die ganze Welt beneiden wird“, meinte Oesen.

Vorerst befindet man sich in der Phase der Datenerhebung. Im Nachgang könne man die Verletzungsstatistiken aber auch mit den sportmotorischen Testungen, die es in den Landesverbandsausbildungszentren (LAZ) und den Akademien standardmäßig bereits seit Jahren gibt, in Korrelation setzen. Oesen: „Es geht zum Beispiel um die Frage, warum ist jemand wenig verletzt?“ Dazu will man in Kooperation mit der Universität Salzburg und Leistungssport Austria (früher IMSB) auch wissenschaftlich publizieren.

(APA)/Bild: GEPA