Vettel sichert sich Montreal-Pole

Auf den letzten Drücker hat Sebastian Vettel Weltmeister Lewis Hamilton die Pole Position für den Formel-1-Grand-Prix von Kanada am Sonntag in Montreal (20.10 Uhr MESZ) entrissen. Der deutsche Ferrari-Star setzte sich am Samstag im Qualifying 0,206 Sek. vor dem WM-Spitzenreiter aus dem Mercedes Team und 0,680 vor seinem Stallkollegen Charles Leclerc durch.

„Ich kann es kaum glauben, ich bin voll von Adrenalin. Das Gefühl im Auto, wenn man spürt, es läuft und es ist Grip da, ist unglaublich. Es war eine Superrunde“, sagte Vettel nach den für ihn üblichen Jubelschreien im Cockpit im ersten Interview. Für ihn war es die erste Pole Position seit dem Grand Prix von Deutschland im Juli 2018 und seine 56. überhaupt.

„So sollte Rennfahren eben sein“, räumte Hamilton neidlos ein. „Hoffentlich können wir morgen eine tolle Show bieten.“ Lewis habe einen Fehler in der Spitzkehre gemacht, erklärte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Heute gebührt Sebastian all die Ehre.“ Der Deutsche sei „schnellster Mann im schnellsten Auto“ gewesen.

Und die Pole in Montreal hat Gewicht. Zuletzt gleich viermal nacheinander gewann auch der Pilot das Formel-1-Rennen, der nach dem Qualifying ganz vorne stand. Vettel hatte bereits mit der schnellsten Runde im Abschlusstraining die Hoffnung auf einen Startplatz ganz weit vorne geweckt.

Hamilton hatte tags zuvor nach einer Fahrt über die Randsteine die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war mit dem rechten Hinterrad in die Mauer gekracht. Ein Platten und ein beschädigter Unterboden war die Quittung. In der Garage musste das Heck vorsorglich ausgetauscht werden. „Es fühlt sich an, als ob man beim Schulleiter im Büro sitzt und sich wünscht, wieder in den Klassenraum zurück zu dürfen“, beschrieb Hamilton seine Zuschauerrolle.

In der Qualifikation stand Vettel im Fokus. Der 31-Jährige war auf der weichen Reifenmischung vor Leclerc der Topmann in der ersten K.o.-Runde. Dafür schlug Hamilton im zweiten Abschnitt mit der schnellsten Runde vor Valtteri Bottas (Mercedes) zurück. Nach einem Crash kurz vor Ende von Haas-Pilot Kevin Magnussen mussten die anderen Wagen aber zur Box zurück. Ausgangs der Zielschikane, der berühmt-berüchtigten „Wall of Champions“, krachte der Däne in die Mauer und demolierte sein Auto.

Der am Heck schwerbeschädigte Haas wurde auf dem 4,361 Kilometer langen Kurs abgeschleppt – nach der unfreiwilligen Unterbrechung ging das Nervenspiel so richtig los. Für eine Schrecksekunde sorgte mit einem Dreher zunächst Bottas. Der Finne konnte seinen Silberpfeil nach einem Verbremser aber gerade noch abfangen und vermied einen Crash.

Währenddessen legte Vettel eine Bestzeit hin, die Hamilton aber konterte. Die Sekunden verstrichen, und auf den letzten Metern schob sich der Deutsche mit der schnellsten Runde doch noch einmal am Briten vorbei. Vettel startet nun zum fünften Mal in Kanada von ganz vorne. (APA)

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