VIDEO-Highlights: Verstappen bricht die Mercedes-Dominanz

Die Formel-1-WM ist keine Soloshow von Mercedes mehr. Red-Bull-Pilot Max Verstappen durchbrach am Sonntag mit einem Triumph beim Jubiläums-Grand-Prix in Silverstone die Dominanz der schwarz lackierten Silberpfeile. Der Niederländer setzte sich vor WM-Leader Lewis Hamilton und Valtteri Bottas durch. Die ersten vier Saisonläufe hatte allesamt einer der beiden Mercedes-Piloten gewonnen.

Beim zweiten Silverstone-Rennen innerhalb von acht Tagen, offiziell dem Grand Prix zum 70-Jahr-Jubiläum der Formel 1, entschied das besser Haushalten mit den Reifen für Red Bull. Während die Mercedes-Stars im britischen Hochsommer mit Blasenbildung zu kämpfen hatten, zog der von Platz vier gestartete Verstappen von Beginn an relativ problemlos seine Runden. „Was für ein großartiges Rennen. Ich denke, wir haben alles perfekt gemacht“, jubelte der 22-Jährige.

Strategie war Schlüssel zum Erfolg

Für Verstappen war es der neunte GP-Sieg seiner Karriere, der erste seit Brasilien im November des Vorjahres. Red Bull feierte den 63. Rennsieg der Teamgeschichte. In Silverstone unweit der Fabrik in Milton Keynes hatte der österreichisch-englische Rennstall seit Mark Webber 2012 nicht mehr gewonnen. In der WM-Wertung führt Hamilton nun 30 Punkte vor Verstappen und 34 vor Bottas, der seine Pole Position nicht zu nützen vermochte.

Verstappen dagegen überholte bereits beim Start den von Platz drei losgefahrenen Racing-Point-Ersatzmann Nico Hülkenberg. Danach jagte er überraschend die im Training und in der Vorwoche noch deutlich überlegenen Mercedes. „Ich habe es nicht kommen gesehen“, gestand Verstappen. Weil er im zweiten Teil des Qualifyings die härtesten Reifen aufgezogen hatte, durfte er im Gegensatz zur Konkurrenz auch mit diesen losfahren. „Die Strategie war wichtig.“

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Bottas und Hamilton mussten wegen des hohen Verschleißes früher an die Box, mit Verstappen übernahm erst zum zweiten Mal in dieser Saison ein Nicht-Mercedes-Fahrer die Führung – und baute diese sukzessive aus. Selbst ein mittelmäßiger Stopp vermochte den Niederländer nicht zu bremsen. Er kam hinter Bottas auf die Strecke zurück, presste sich aber sofort wieder außen am Finnen vorbei.

Auch bei den zweiten Boxenstopps behauptete sich Verstappen vor Bottas. Hamilton blieb länger auf der Strecke. Das Rennen auf den malträtierten Reifen ohne weiteren Stopp zu Ende zu fahren, ging sich für den sechsfachen Weltmeister aber nicht aus. Auf neuen Pneus hatte er im Finish dafür keine Mühe, noch an Bottas vorbeizuziehen. „Das war nicht unser Tag“, erklärte der Lokalmatador, der in der Vorwoche triumphiert hatte.

Reifen-Probleme bei Mercedes

Damals waren in den letzten Runden reihenweise die Reifen explodiert. Hamilton rettete den Sieg auf nur drei funktionstüchtigen Rädern. Hersteller Pirelli reagierte für den zweiten Teil des Doppels mit einem höheren vorgeschriebenen Reifendruck. Dieser könnte Red Bull besser entgegengekommen sein als Mercedes, spekulierte Hamilton. „Wir waren über die Reifen überrascht, das war ein großer Schock“, sagte Hamilton. „Am Ende war eigentlich nur noch die Hälfte da. Aber ich bin dankbar, dass ich überhaupt durchgekommen bin und diese Punkte gesammelt habe.“

Zum Punktesammler entwickelt sich auch Verstappen. Nach dem von einem technischen Defekt bedingten Aus beim Auftakt in Spielberg fuhr der Niederländer in allen vier Rennen auf das Podest. Überbewerten wollte er seinen Sieg aber nicht. „Man muss auch ruhig bleiben. Normalerweise ist Mercedes noch immer das dominante Team.“ Mehr werde man erst in Barcelona wissen. Dort steigt bereits nächsten Sonntag das sechste Saisonrennen.

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Albon und Leclerc stark – Debakel für Vettel

Verstappens Teamkollege Alexander Albon wurde hinter Charles Leclerc im Ferrari Fünfter. Dahinter folgten die beiden Racing Point von Lance Stroll und Hülkenberg, der nach dessen Infektion mit dem Coronavirus den Mexikaner Sergio Perez vertrat. Zum nächsten Desaster wurde das Jubiläumsrennen für Sebastian Vettel. Der vierfache Weltmeister, der sich nach Saisonende von Ferrari verabschiedet, verpasste nach einem Dreher in der ersten Kurve als Zwölfter WM-Punkte.

Dazu warf Vettel seinem Team vor, ihn viel zu früh zum ersten Boxenstopp geholt zu haben. „Ihr wisst, dass ihr das verbockt habt“, lautete ein Funkspruch des 33-Jährigen an seine Crew. „Ich weiß nicht, was in der ersten Ecke passiert ist“, rätselte Vettel über seinen Dreher ohne Feindberührung. „Danach war die Strategie ein bisschen für den Eimer. Wir hätten heute auch mit der verpatzten ersten Runde viel mehr Boden gutmachen können.“

Sein Teamkollege bewies es. Leclerc fuhr mit nur einem Boxenstopp vom achten Startplatz auf Rang vier nach vorne. „Das fühlt sich wie ein Sieg an“, jubelte der Monegasse, der sich im unterlegenen Ferrari auch in der WM auf Rang vier schob. Vettel dagegen hat als WM-13. erst zehn Punkte auf dem Konto. „Es war ein bisschen Quark“, sagte der Deutsche.

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(APA)