Videobeweis: Entscheidung über Testung steht bevor

(APA) Tor, Handspiel, Diskussionen um falsche Schiedsrichter-Entscheidungen – der Ärger über die Unparteiischen gehört zum Fußball dazu. In Cardiff bahnt sich am Samstag aber Historisches an: Die Regelhüter des Weltfußballs entscheiden aller Voraussicht nach, den Videobeweis zu testen.

Fast alle, die im Fußball Rang und Namen haben, sind inzwischen für die Testphase. Auch Gianni Infantino, der bei der Generalversammlung des International Football Association Board (IFAB) erstmals in seiner Rolle als frisch gewählter FIFA-Präsident Fußball-Politik machen muss. „Wenn der Fluss des Spiels garantiert ist, müssen wir sehen, wie Technologie dem Spiel helfen kann“, sagte der Schweizer kürzlich.

Dass die Fans in den Stadien dank Smartphones ihren „Videobeweis“ praktisch vor Ort tätigen können, ist für das IFAB der Hauptgrund, in der Diskussion nicht weiter zu zögern. Im Jänner sprachen die Direktoren eine „starke Empfehlung“ zugunsten der Tests aus. Im Vorjahr hatte man das Thema noch vertagt. Auch vor ihrer Entscheidung in Wales betonten die als strikt konservativ geltenden IFAB-Regelhüter, dass es um Probeläufe gehe, noch längst nicht um die Einführung der Technik, und nur um spielentscheidende Situationen.

Getestet werden sollen über die kommenden zwei oder drei Saisonen verschiedene Videobeweis-Varianten – mit Unterbrechung des Spiels oder ohne, mit Bildschirm für den Schiedsrichter am Spielfeldrand oder einem zusätzlichen Assistenten, der außerhalb des Spielfelds sitzt. Dazu soll es unabhängige Studien geben. Um eine zweijährige Testphase beworben hat sich bereits die Deutsche Fußball-Liga.

Österreichs Bundesliga will die Entscheidung des IFAB abwarten, sie steht dem Videobeweis grundlegend positiv gegenüber. Vorstand Christian Ebenbauer bezeichnete diesen bereits als „großen Entwicklungsschritt im Fußball“ und erinnerte an eine bereits absolvierte Testphase in den Niederlanden. Dabei sei klar geworden, dass der Videobeweis helfen kann, strittige Situationen eindeutig zu klären. Österreichs Spieler-Gewerkschaft (VdF) hat sich klar für die Einführung ausgesprochen. „Es führt kein Weg daran vorbei“, meinte VdF-Vorstand Gernot Zirngast.

In anderen Sportarten, etwa im Eishockey oder im Rugby, gehört die Verifizierung per Video dazu. Die Gegenargumente sind bekannt: Der Spielfluss leidet, Fehlbarkeit gehört zum Spiel, der kompletten Technisierung des Fußballs wird Tür und Tor geöffnet. „Der Fußball lebt von Fehlern, da haben alle etwas zu diskutieren, ich finde es klasse, wie es ist“, sagte Rapids Sportdirektor Andreas Müller zur Thematik Anfang Februar.

Auf der Tagesordnung in Cardiff ist die Entscheidung übrigens erst Punkt sechs. Davor spricht das achtköpfige Gremium über die sogenannte Dreifachbestrafung nach Notbremsen im Strafraum, der Einsatz von Strafbänken und einen vierten Spielerwechsel in der Verlängerung.

 

Titelbild: GEPA / Sky Sport Austria (Fotomontage)