Viele Fragezeichen vor Start: ICE Hockey League wird „zacher Ritt bis zum Ende“

Unter schwierigsten Voraussetzungen und mit vielen Fragezeichen wagt die grenzüberschreitende österreichische Eishockeyliga am Freitag den Neustart. Bet-at-home ICE Hockey League statt EBEL heißt es nun, doch statt Neuausrichtung mit neuem Sponsor und neuem TV-Partner gilt das Hauptaugenmerk den Problemen wegen der Corona-Pandemie. Wirtschaftliche Sorgen, Zuschauer-Limitierung auf 1.500 und die Angst vor einem weiteren Saisonabbruch überwiegen die sportlichen Ziele.

Die Liga steht vor ihrer schwierigsten Situation seit 20 Jahren, als zur Jahrtausendwende beim großen Crash plötzlich nur noch die beiden Kärntner Clubs KAC und VSV übrig waren. ICE-Präsident Jochen Pildner-Steinburg, auch Präsident der Graz99ers, schätzt den Einnahmenausfall der Clubs auf 15 bis 30 Prozent ein. „Es ist eine sehr herausfordernde Zeit“, sagte der Steirer. Aber „wir wollen auch, dass wir ein Signal setzen, dass man in den schwierigen Zeiten Sport betreiben kann“, so Pildner-Steinburg.

Geschäftsführer Christian Feichtinger will die Situation nicht beschönigen. „Werden wir komplett verschont bleiben? Wahrscheinlich nicht. Wir schauen Schritt für Schritt, dass wir so viel Eishockey wie möglich vor so vielen Zuschauern wie möglich haben“, betonte er.

Neues Konzept

Eishockey hatte Mitte März als erste Liga die Saison abgebrochen, mit einem „Return to Play“-Konzept will die ICE nun wieder durchstarten. „Das Konzept beruht auf drei Säulen: das grundsätzliche Präventionskonzept, zweitens und am wichtigsten die Gesundheit der Sportler sicherstellen und drittens das Fankonzept“, erklärte Feichtinger. Es gibt nur nummerierte Sitzplätze, Essen und Getränke dürfen nur auf den Sitzplätzen konsumiert werden.

Neben lokal unterschiedlicher Vorgaben gibt es auch die grenzüberschreitende Problematik, sind doch mit Bozen, Fehervar und Neueinsteiger Bratislava Capitals Mannschaften aus vier Ländern im Einsatz. Im Falle des Falles ist daher auch ein Szenario, die Meisterschaft geografisch zu reduzieren und als rein österreichische Liga fertig zu spielen, vorstellbar.

Sollten öfter Spiele abgesagt werden müssen, hat die auf 75 Spieltage angelegte ICE mögliche zeitliche Puffer identifiziert. Der Grunddurchgang mit 44 Runden soll jedenfalls gespielt werden, die Zwischenrunde (10 Spiele) könnte im Bedarfsfall aber gecancelt und das Play-off reduziert werden. „Anfang Dezember werden wir sehen, wie weit fortgeschritten wir sind“, sagte Feichtinger. Christian Dolezal, Co-Trainer der Vienna Capitals, brachte es auf den Punkt: „Es wird ein zacher Ritt bis zum Ende“.

Sportlich werden HCB Südtirol, Red Bull Salzburg und der KAC favorisiert, auch die Vienna Capitals werden hoch eingeschätzt. „Wichtig wird, wie mental stark die Mannschaft ist. Du hast vielleicht in ein paar Partien nicht alle Spieler zur Verfügung“, meinte KAC-Manager Oliver Pilloni.

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Weniger Legionäre, mehr Nachwuchs

Finanziell hat Corona bei einigen Clubs dazu geführt, dass die Anzahl der Legionäre reduziert und vermehrt auf den eigenen Nachwuchs gesetzt wurde. So hat Titelverteidiger KAC nur noch fünf Transferkartenspieler im Kader, die Vienna Capitals haben auf sechs reduziert.

Neue Stars wurden kaum verpflichtet, einige Vereine haben aber den frühen Saisonbeginn in Österreich ausgenutzt. Da die Ligen in Nordamerika und auch die DEL frühestens im November oder Dezember beginnen, sind rund zwei Monate lang hochkarätige Talente zu sehen. In Salzburg sammeln die Deutschen John Peterka (18), möglicher NHL-Erstrundendraft, und Justin Schütz (20) vom Schwesternclub Red Bull München Spielpraxis. Der VSV holte den deutschen Teamstürmer Maxi Kammerer (23) von Düsseldorf. Von den Edmonton Oilers sind gleich vier Spieler im Einsatz: Graham McPhee (22) für die Vienna Capitals sowie Marody Der (21), Devin Brosseau (25) und Yanni Kaldis (24) für die Dornbirn Bulldogs.

(APA)

Beitragsbild: GEPA