Wacker Innsbruck-Fanclubs boykottieren Spiele der Profis

Das Tuch zwischen Verein und Fans des FC Wacker Innsbruck scheint vorerst zerrissen. Nach dem schwachen Saisonstart (12 Punkte nach 12 Spielen) und den damit verbundenen Trainerwechsel Grumser folgte auf Jacobacci – melden sich nun die Fanclubs der Tiroler in einem offenen Brief. Dabei geht es auch um die Vorfälle beim Spiel in Wattens (1:2-Niederlage), als Bengalen aufs Spielfeld flogen und das Spiel sogar unterbrochen werden musste.

Vor allem die Mannschaft bekommt ihr Fett weg. „Wir werden bis auf Weiteres keine Spiele unserer „Profi“-Mannschaft mehr besuchen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die anhaltende Erfolglosigkeit gepaart mit dem „Unwillen“ eines Teiles der Mannschaft sowie der mangelnden kämpferischen Qualitäten haben uns zu dieser Entscheidung gezwungen“, heißt es in der Aussendung. Dabei entschuldigen sie sich aber auch bei denjenigen, die diesen Boykott nicht verdient hätten. Stellvertretend dafür nennen sie Neo-Trainer Thomas Grumser.

Ab sofort werden die Fanclubs der Nordtribüne am Tivoli die Spiele des FC Wacker Innsbruck II in der Regionalliga West besuchen, und dort für Stimmung sorgen.

Keine Kontinuität

Dieser Unmut ist wohl auch auf die ständigen Trainerwechsel und die Personalpolitik in den letzten Jahren zurückzuführen. Seit 2012 verzeichneten die Innsbrucker sechs Trainerwechsel. Mit den Interimstrainern hatten in den letzten vier Jahren sogar neun Trainer das Sagen. Von Kontinuität kann beim Traditionsverein, der im Jahr 2002 nach dem Konkurs vom FC Tirol, unter dem Namen FC Wacker Tirol neu gegründet wurde, keine Rede sein. Immerhin ist der Vereinsname seit 2007, als man sich auf einer Generalversammlung – auf Wunsch einer Faninitiative – auf den Namen „FC Wacker Innsbruck“ einigte, gleich geblieben.

Nach Vorfällen in Wattens: Fans zeigen sich reuig

Spielunterbrechung beim Derby


Hörtnagl: „Ich lasse über die Fans nichts kommen“

Zu den Vorfällen beim Spiel in Wattens äußerte man sich auch klar: „Die Emotionen kochten leider über und so kam es zu einigen Szenen, die auch wir als Fans des FC Wacker Innsbruck nicht schönreden wollen und auch nicht gutheißen können.“ Dabei wurden auch Spielregeln bekannt gegeben, die innerhalb der Fanszene verankert werden sollen.

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Pyrotechnik gehört ebenso dazu, wie ein gemäßigtes Verhalten nach Spielschluss. Es sollen keine Fans nach Spielschluss auf das Spielfeld rennen. Man halte nichts von tätlichen Angriffen oder sogar Kabinenbesuchen, wie es zuletzt in Wattens der Fall war, und steht für einen Dialog mit Verein und Spielern.

Sky-Experte Scherb über Pyrotechnik im Fußball

Eines wollten die Fans des FC Wacker Innsbruck zu den Ausschreitungen beim Tiroler Derby auch noch klarstellen. In den Medien seien haarsträubende Unwahrheiten verbreitet worden. „Weder waren 60 „Hooligans“ in den Kabinen, noch sind Ordner tätlich attackiert worden. Baseball-Schläger oder ähnliche Gegenstände sind in der Innsbrucker Fanszene sowieso verpönt.“
Sky berichtete von 20 Vermummten in der Kabine und 60 Personen, die sich Zutritt zum Trainingsplatz der Wattener verschafften.

Für das Heimspiel gegen den LASK am kommenden Freitag (ab 18 Uhr live auf Sky Sport Austria HD) hatten die „Wackeren Köpfe“, ein Fanklub der Innsbrucker, zu ihrem 25-jährigen Jubiläum eigentlich eine besondere Choreographie vorbereitet. Daraus wird zumindest kommenden Freitag nichts werden. Erst „wenn der Kampfgeist und die Leidenschaft auf dem Rasen wieder stimmen, werden auch unsere Stimmen, unsere Fahnen und unsere Choreographien wieder auf die Nord zurückkehren“, heißt es zum Abschluss der Stellungnahme.

Die Stellungnahme im Wortlaut

… zum Spiel in Wattens:

Alles war angerichtet für einen tollen Fußballabend in Wattens. Der Moped-Konvoi beeindruckend, der Fanmarsch durch Wattens lautstark, die Choreographie im Stadion beeindruckend… Nur die Mannschaft spielte nicht mit. Die Emotionen kochten leider über und so kam es zu einigen Szenen, die auch wir als Fans des FC Wacker Innsbruck nicht schönreden wollen und auch nicht gutheißen können. Was passiert ist, ist passiert und kann auch nicht rückgängig gemacht werden. Für die Zukunft allerdings braucht es klare Spielregeln, die wir innerhalb der Fanszene verankern wollen:

* Wir stehen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pyrotechnik, wir wollen KEINE Bengalen am Spielfeld. Ebenso halten wir nichts von fliegenden Bierbechern oder anderen Wurfgegenständen.

* Wir halten nichts davon, dass bei jedem Spiel irgendwelche Fans – egal ob bei Sieg oder Niederlage – nach Spielschluss aufs Spielfeld rennen.

* Wir stehen für einen Dialog mit unserem Verein und unseren Spielern und halten nichts von tätlichen Angriffen oder gar Kabinenbesuchen nach einem verlorenen Spiel.

Weiters wollen wir hierzu aber auch festhalten, dass in sämtlichen Medien teilweise haarsträubende Unwahrheiten verbreitet wurden. Weder waren 60 „Hooligans“ in den Kabinen, noch sind Ordner tätlich attackiert worden. Baseball-Schläger oder ähnliche Gegenstände sind in der Innsbrucker Fanszene sowieso verpönt.

… zur aktuellen sportlichen Situation:

Eigentlich hätte das Spiel gegen den LASK am nächsten Freitag etwas Besonderes für die gesamte Fanszene des FCW werden sollen. Die Verrückten Köpfe wollten im würdigen Rahmen ihre 25 Jahres Choreographie präsentieren und mit allen wackeren Fans dieses Jubiläum gebührend zelebrieren. Daraus wird allerdings leider nichts werden…

Wackerianer, es ist für uns alles andere als einfach, aber wir müssen einen drastischen Schritt setzen. Wir werden bis auf Weiteres KEINE Spiele unserer „Profi“-Mannschaft mehr besuchen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die anhaltende Erfolglosigkeit gepaart mit dem „Unwillen“ eines Teiles der Mannschaft sowie der mangelnden kämpferischen Qualitäten haben uns zu dieser Entscheidung gezwungen. Wir haben schon sämtliche Formen des Protests (Stimmungsboykott, Trainingsbesuch, etc) durchexerziert und haben nun einfach keine Lust mehr, diesem müden Haufen auf dem Rasen auf die Beine zu schauen! Kurz und bündig, wir haben teilweise schon resigniert und sind es leid den Herrn „Profis“ bei einer Demütigung nach der anderen auch noch unsere Unterstützung zu gewähren. Wir können und wollen uns mit dieser Mannschaft einfach nicht mehr identifizieren. Nach dem x-ten Trainerwechsel seid IHR in der Pflicht!!! Es zählen keine Ausreden mehr. Spielt endlich so, wie es eines FC WACKER INNSBRUCK würdig ist! Wir haben nie Siegesserien gefordert und werden dies auch nie tun. Mit Kampf, Herz und Leidenschaft kann man auch Spiele verlieren und niemand wird Böse sein, aber lustloses, emotionsloses Auftreten ohne Kampfgeist werden wir nicht mehr unterstützen.

Unsere Maßnahme trifft leider auch diejenigen, die es sich nicht verdient hätten. Stellvertretend sei hier namentlich unser neuer Trainer Thomas Grumser erwähnt.

Den Spaß am Fußball werden wir uns aber trotzdem nicht nehmen lassen. UNSER Verein FC Wacker Innsbruck wird auch nicht auf unsere Unterstützung verzichten müssen. Ab sofort unterstützen wir daher unsere Talente vom FC WACKER INNSBRUCK II und besuchen deren Spiele in der Regionalliga West. Wir laden alle Fans, denen es mit den „Profis“ ähnlich geht wie uns, ein, sich uns anzuschließen. Allen anderen Fans, welche weiterhin zu ersten Mannschaft gehen wollen, werden selbstverständlich keine Steine in den Weg gelegt.

Manch einer mag sich nun noch fragen wann wir denn zurückkommen wollen. Es sei euch gesagt, wenn der Kampfgeist und die Leidenschaft auf dem Rasen wieder stimmen, werden auch unsere Stimmen, unsere Fahnen und unsere Choreographien wieder auf die Nord zurückkehren…

Innsbruck, im Oktober 2016

Verrückte Köpfe 1991, Unterland 1913, Wacker Unser., I Furiosi, Faninitiative Innsbruck

 

 

Bild: GEPA