Wieder vereint: Schuster und Schlierenzauer basteln am Comeback

Ein Ex-Bundestrainer und ein Ex-Star: Werner Schuster ist zurück an der Seite von Skispringer Gregor Schlierenzauer. Das könnte funktionieren.

Das große Vorbild heißt Tiger Woods. „Der hat zehn Jahre kein Turnier gewonnen. Den haben sie schon kaputtgeschrieben“, sagt Werner Schuster über den wieder erstarkten Golf-Superstar. Warum also soll nicht auch Gregor Schlierenzauer, der als Teenager fast alle Rekorde des Skispringens brach, mit seinen 29 Jahren noch einmal in die Weltspitze fliegen? Für genau dieses Ziel haben sich Schuster und sein ehemaliger Schützling ein zweites Mal verbündet.

Bis März hatte Schuster elf Jahre lang erfolgreich als Bundestrainer mit Severin Freund, Andreas Wellinger und Co. gearbeitet. Kaum war er zurückgetreten, meldete sich der kriselnde Schlierenzauer. „Ich war erst zwei, drei Tage zu Hause, da hat er angerufen“, verriet Schuster dem Standard. Die beiden Österreicher kennen sich noch gut aus längst vergangenen Tagen am Skigymnasium Stams, Schuster legte damals beim 14 Jahre alten Schlierenzauer die Grundlagen.

Nun ist das Duo wieder vereint. Offiziell fungiert Schuster als Berater des zehnmaligen Weltmeisters, dessen 53 Weltcupsiege zwischen 2006 und 2014 noch immer einsamen Rekord bedeuten. Wenn am Wochenende im polnischen Wisla der Weltcup beginnt, wird Schuster daher nicht vor Ort sein. Seine Rolle sei mit dem Verband „klar abgesprochen“, heißt es.

Die ersten Erfolge gab es bereits: Im Sommer überzeugte Schlierenzauer als Zweiter (Hinterzarten) und Vierter (Hinzenbach). Der Tiroler bleibt dennoch vorsichtig. Ziel sei es, „mittelfristig in den elitären Kreis der Top 10 zurückzukehren“, verkündete er. Schließlich habe er erst im Februar aus Leistungsgründen die Heim-WM in Seefeld verpasst: „Das ist meine Ausgangsposition. Nicht die 53 Siege.“

Nun aber ist zumindest der Kopf frei, und großen Anteil daran hat Werner Schuster. „Beim Gregor musste man zuerst entrümpeln“, sagte der 50-Jährige dem Standard gewohnt offen: „Meine Aufgabe war es auch, sein Denken zu sortieren und zu strukturieren. Er hat sich da ein bisschen verlaufen.“ Zu viele Ideen hätten im Kopf seines Schützlings herumgespukt: „Ich habe mit meiner ganzen Erfahrung versucht, ihm Dinge auszusortieren.“

Und so kämpft Schlierenzauer einfach weiter. „Nicht weil ich muss, sondern weil ich will“, wie er betont. Manch einer hätte schon längst die Ski an den Nagel gehängt angesichts der Plätze 43, 34, 35 und 48, die Schlierenzauer in den vergangenen vier Jahren im Gesamtweltcup belegte. Nicht so „Schlieri“: „Ich möchte das Gefühl wieder erfahren, wenn man nahe an der Perfektion durch die Luft gleitet und den Hang entlang schwebt.“

Und wer könnte dabei besser helfen als Werner Schuster? Als Bundestrainer habe er zu Beginn eine ähnliche Situation erlebt, erzählte er, das Sorgenkind hieß damals Martin Schmitt. „Die Leute haben gesagt: Sortier den Schmitt aus, der trägt nur noch seinen Helm spazieren. Ich habe gesagt: Lasst mich machen. Also ließ man ihn machen, und ein Jahr später holte Schmitt bei der WM 2009 in Liberec Silber von der Großschanze – sieben Jahre nach dem letzten Weltcupsieg.

(SID)

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