Wiesberger: „Habe gutes Gefühl für den Platz“

Augusta (Georgia) (APA) – Rory McIlroy ist auf der Jagd nach dem Grand Slam, Tiger Woods kehrt zurück, Titelverteidiger Bubba Watson will beim berühmten „Masters“ den Hattrick. Mit diesen Vorzeichen beginnt am Donnerstag in Augusta das erste Major-Turnier des Golf-Jahres 2015. Es ist aus rot-weiß-roter Sicht ein historisches, denn mit Bernd Wiesberger ist erstmals ein Österreicher am Start.

Der Burgenländer hat seinen konstanten Aufstieg in die Golf-Weltelite in diesem Jahr mit dem Vorstoß in die Top-50 der Weltrangliste gekrönt und kann seitdem praktisch an allen Turnieren weltweit teilnehmen. Erstmals auch am „US-Masters“. Dem jüngsten sowie einzigen der vier Majors, das immer auf dem gleichen Platz gespielt wird und deshalb als Mekka oder Wimbledon des Golfsports gilt. Die 79. Auflage des Turniers im US-Bundesstaat Georgia ist mit 9 Mio. Dollar dotiert.

Wiesberger weiß, dass sein insgesamt 7. Major-Start eine knifflige Angelegenheit wird und die Chancen auf den dritten Cut überschaubar sind. Denn Neulinge hatten im anspruchsvollen „Augusta National“ stets ein schweres Leben. Nachdem der anfängliche Wow-Effekt abgeklungen war, absolvierte der 29-Jährige aber effiziente Trainingsrunden mit ehemaligen Masters-Siegern wie Jose Maria Olazabal oder Bernhard Langer und fühlte sich danach gut gerüstet.

„Man kann diesen Platz sowieso nie auswendig lernen. Aber so gut es geht, bin ich auf den ersten Turniertag vorbereitet“, sah Wiesberger seinem ersten Augusta-Start zuversichtlich entgegen. Er legt am Donnerstag um 17.47 Uhr MESZ (live in Sky) zusammen mit Routinier Langer und Geoff Ogilvy (AUS) relativ spät los.

 

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Österreichs Golf-Ass hat schon in den Wochen vor dem Abflug in die USA intensiv an der Masters-Vorbereitung gearbeitet. Im Fontana, in Atzenbrugg und im GC Föhrenwald hatte er mit Schwungtrainer Phil de Busschere sowie Kurzspiel-Coach Damian Taylor am Spiel gefeilt und dabei auch versucht, das Masters zu simulieren. Denn dort ist der richtige Angriff auf die Grüns entscheidend. „Liegst du da falsch, schaust leicht wie ein Dodel aus“, so Wiesberger nüchtern.

In Augusta wohnt der Wiesberger-Clan in einem Haus, zehn Minuten von der Anlage. Die Eltern Klaus und Claudia, Bruder Niki, Caddie Shane Kories sowie Coaches und Freunde sorgen dort für eine familiäre Stimmung. Das solide Umfeld ist einer der Erfolgsfaktoren der Karriere Wiesbergers, das glaubt auch Clemens Prader.

Der Ex-Profi ist als guter Freund („Ich bin sowas wie Bernds großer Bruder“) mit dabei und traut Wiesberger beim Masters alles zu. Deshalb hat er sogar auf einen Sieg seines Kumpels gesetzt. „Ich hoffe, Bernd kann schon hier zeigen, wie gut er wirklich ist“, hält Prader große Stücke auf Wiesberger.

Wiesberger selbst will seine Masters-Premiere möglichst locker angehen.

 

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Wichtig sei vor allem, den Rummel der täglich bis zu 50.000 Zuschauer wegzustecken.

 

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McIlroy, Woods und Watson sind hingegen schon Masters-Routiniers. Selbst der 25-jährige Weltranglisten-Erste McIlroy teet in Augusta schon zum siebenten Mal auf, ist aber über Platz acht (2014) bisher nicht hinaus gekommen. Schafft er endlich seinen ersten Sieg, wäre er der erst sechste Golfer nach Gene Sarazen, Ben Hogan, Gary Player, Jack Nicklaus und Woods, der jedes der vier aktuellen Majors zumindest ein Mal gewonnen hat.

Der Nordire, der kommendes Jahr beim Olympia-Comeback für Irland antreten will, hat auch schon einen Plan, wie es nach den Siegen bei den US- und British Open sowie der PGA-Championship (zwei Mal) auch mit dem „Green Jacket“ endlich klappen kann. „Ich muss die Par-5-Bahnen besser spielen“, verwies McIlroy darauf, dass Watson im Vorjahr die längsten Spielbahnen um acht Schläge besser gewesen war als er selbst.

Watson wiederum setzt auf Vorteile, die Linkshänder in Augusta offenbar haben, weil sie bestimmte Bahnen damit „kürzer“ spielen können. Auch er tritt zum siebenten Mal an, hat sich an seine beiden Siege 2012 und 2014 aber noch immer nicht gewöhnt. „Jedes Mal, wenn ich die Magnolia Lane das erste Mal hinunter fahre, bekomme ich Gänsehaut“, gestand er. Nur drei Spielern ist es bisher gelungen, den Masters-Titel erfolgreich zu verteidigen.

Woods glaubt bei seinem bereits 20. Masters-Auftritt, dass eine neue Leichtigkeit helfen kann, nach verletzungsreichen und sieglosen Jahren sowie einer neunwöchigen Pause wieder nach oben zu kommen. Zusammen mit seiner skifahrenden Lebensgefährtin Lindsey Vonn sowie Tochter Sam (7) und Sohn Charlie (6) machte der 39-Jährige in Augusta zunächst ganz auf entspannter Familienvater. Dennoch versprach der 14-fache Major-Gewinner: „Ich habe gearbeitet wie ein Verrückter. Mein Spiel ist wieder dort, wo es sein sollte.“