„Die anhaltende Invasion Russlands und die katastrophalen Folgen für Millionen von Menschen in der Ukraine wurden weltweit von über 140 Nationen verurteilt. Die Regierung, die Industrie, der Sport und die kreativen Institutionen tragen alle ihren Teil zu den Bemühungen bei, den globalen Einfluss Russlands zu begrenzen, einschließlich der Vorteile, die sich aus dem Handel, den kulturellen oder sportlichen Kräftemessen ergeben“, erklärte Wimbledon-Chef Ian Hewitt.
„Selbst wenn wir Anmeldungen von russischen und belarussischen Spielern mit schriftlichen Erklärungen akzeptieren würden, riskieren wir, dass ihr Erfolg oder ihre Teilnahme in Wimbledon für die Propagandamaschine des russischen Regimes genutzt wird – was wir nicht akzeptieren können“, so Hewitt weiter.
Keine Weltranglistenpunkte
Da Wimbledon als einziges Grand-Slam-Turnier von einer Privatorganisation veranstaltet wird, hatten ATP und WTA keinen Einfluss auf die Entscheidung der Wimbledon-Verantwortlichen. Denn die beiden Spielvereinigungen hatten eine einheitliche Linie gefahren und Athleten aus Russland und Belarus unter neutraler Flagge weiterspielen lassen.
Djokovic und Swiatek in Wimbledon die Favoriten
Auf den Ausschluss jener Spieler reagierten ATP und WTA mit der Entscheidung, keine Weltranglistenpunkte auf dem heiligen Rasen zu vergeben. Damit geht es in Wimbledon „lediglich“ um Prestige, Pokal und Preisgeld. Eine Benachteiligung der Spieler aus Russland und Belarus, die in der Weltrangliste somit keine Punkte einbüßen, gibt es auf dieser Seite zumindest nicht.
„Die Möglichkeit für Spieler jeder Nationalität, an Turnieren, auf der Grundlage ihrer Leistung und ohne Diskriminierung teilzunehmen, ist für unsere Tour von grundlegender Bedeutung. Die Entscheidung Wimbledons, russischen und belarussischen Spielern in diesem Sommer die Teilnahme zu verbieten, untergräbt dieses Prinzip und die Integrität des ATP-Ranglistensystems“, hieß es in einem Statement der ATP. Ein Präzedenzfall soll damit verhindert werden.
Kein Novum für Zverev
Der Weltranglistenzweite Alexander Zverev wäre durch den Ausschluss von Medvedev in Wimbledon zum ersten Mal in seiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier an Position eins gesetzt. Doch der Hamburger fehlt beim wichtigsten Turnier des Jahres nach seinem dreifachen Bänderriss aus dem French-Open-Halbfinale gegen Rafael Nadal verletzt.
Erstmals seit der Einführung der Weltrangliste fehlen damit in Wimbledon die Nummer eins und die Nummer zwei. Titelverteidiger Novak Djokovic wird daher als Nummer eins der Setzliste ins Turnier gehen, Nadal folgt an Position zwei. Einen gesetzten deutschen Spieler im Turnier-Tableau gibt es somit nicht, bei den Damen ist es nur Angelique Kerber (Position 15). Einziger österreichischer Starter des Einzel-Hauptbewerbs ist Dennis Novak.
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Neben Zverev sowie den russischen und belarussischen Athleten sind auch übrigens viele weitere bekannte Namen aus diversen Gründen nicht in London am Start. Unter anderem werden bei den Herren auch Rekordchampion Roger Federer sowie der ehemalige Australian-Open-Sieger Dominic Thiem fehlen, bei den Damen sind es die viermalige Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka, die ehemalige Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin sowie die ehemalige Wimbledon-Finalistin Eugenie Bouchard.
Rekordpreisgeld wird ausgeschüttet
Auch wenn es keine Weltranglistenpunkte an der Church Road zu holen gibt, können die Spieler finanziell so einiges einspielen. Der All England Club schüttet in diesem Jahr insgesamt ein neues Rekordpreisgeld in Höhe von knapp 47 Millionen Euro aus. Die Sieger der Einzelkonkurrenz allein bekommen je 2,3 Millionen Euro.
Sollte es in einem Match in einem fünften Satz zu einem Spielstand von 6:6 kommen, gilt ab diesem Jahr, wie auch bei allen anderen Grand-Slam-Turnieren, nun eine neue Regelung. Diese besagt, dass das Duell dann in einem Tiebreak bis zehn entschieden wird. Bis 2018 wurde in Wimbledon so lange gespielt, bis ein Spieler zwei Spiele Vorsprung hatte. Zuletzt wurde im fünften Satz an der Church Road bei 12:12 im fünften Satz ein Tiebreak bis sieben gespielt. So wie beim Finale 2019 zwischen Djokovic und Federer.
Auf den Zuschauertribünen sollen dann auch wieder alle Plätze belegt sein. Denn zum ersten Mal seit 2019 gibt es in London keine Corona-Einschränken mehr für die Fans. Rund 15.000 Zuschauer können dann auch wieder auf dem Centre Court Platz finden. Zudem gibt es wieder Karten an der Tageskasse zu ergattern.

100-jähriges Jubiläum
Der Centre Court in Wimbledon feiert 2022 sein 100-jähriges Jubiläum. Und das wird an der Church Road groß gefeiert. So ist unter anderem am ersten Sonntag des Turniers eine Feierlichkeit zwischen dem zweiten und dritten Spiel auf dem Court geplant. Zudem verteilen die Veranstalter für diesen besonderen Tag viele Eintrittskarten an Schulen und Wohltätigkeitsorganisationen.
„Nach zwei von einer Pandemie geprägten Jahren freuen wir uns, ein besonderes Wimbledon zu planen, da wir das hundertjährige Jubiläum unseres Umzugs von der Worple Road an unseren heutigen Standort in der Church Road sowie die Eröffnung des Centre Court hier feiern. Dieses Stadion war nicht nur Zeuge epischer Spiele, sondern auch vieler Veränderungen in der Welt um uns herum und in der Gesellschaft“, machte Wimbledon-Boss Hewitt deutlich.
Darüber hinaus feiert der All England Club das Jubiläum mit speziellen Münzen, Handtüchern und weiteren Sammlerstücken. Zudem wird es während der zwei Turnierwochen auch noch eine Ausstellung mit dem Namen „100 Years of Change“ im Museum des Tennisklubs geben. Der Eintritt zum Museum ist für Inhaber von Eintrittskarten während des Turniers frei.
Umbau des Centre Court
Passend zur Jubiläumsfeier haben die Wimbledon-Verantwortlichen einige Neuerungen am Centre Court vorgenommen. Direkt unter der Royal Box, in die man nur via Einladung kommt und für britische und ausländische Königsfamilien sowie Regierungschef und Prominente gedacht ist, gibt es einen neuen Spielertunnel. Bislang kamen die Spieler immer durch einen unauffälligen Seiteneingang auf den Platz.
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Zudem wurde die alte Regenschutzstruktur entfernt und bislang ungenutzte Kamerapositionen umfunktioniert. Dadurch wurde zudem neuer Platz für insgesamt 47 neue Premium-Sitzplätze geschaffen. Insgesamt ist auch die Fläche für die Spieler auf dem Court durch die moderne aufblasbare Wetterschutzhülle größer geworden. Dadurch könnten die Spieler zumindest in der Theorie noch weiter hinter der Grundlinie agieren.
Auch neugestaltet wurde der Schiedsrichterstuhl, unter anderem mit einem besonderen Logo zum hundertjährigen Bestehen des Centre Court. Zudem tragen alle Schiedsrichter und Linienrichter die neuen Uniformen des offiziellen Wimbledon-Ausstatters. Insgesamt soll es sich bei allen Änderungen allerdings nur um subtile handeln, ein Rebranding rund um den Centre Court ist nicht geplant.
In der Damen-Konkurrenz wird das Turnier auf dem Centre Court nicht wie traditionell üblich von der Titelverteidigerin in Runde eins eröffnet, da Ashleigh Barty im März ihren Rücktritt erklärt hatte. Iga Swistek, die Nummer eins der Welt bei den Damen, wird diesen Part übernehmen. Bei den Herren eröffnet Djokovic als aktueller Titelträger die Einzelkonkurrenz.
Djokovic und Nadal durften sich am Donnerstag auf dem Centre Court mit Marin Cilic und Matteo Berrettini einschlagen. Damit wurde in Wimbledon mit einer Tradition gebrochen, denn normalerweise dürfen die Spieler nicht vorab auf dem Centre Court trainieren.
(sport.sky.de/Kuni).
Beitragsbild: Imago.