WM-Fazit: Disziplinen und Zeitpläne sollen angepasst werden

Die erste Leichtathletik-WM in den USA ist Geschichte und mit 13 Goldmedaillen für das Gastgeberland in Abwesenheit von Russland eine höchst erfolgreiche gewesen. Österreich blieb in der Heimat des American-Football-College-Clubs Oregon Ducks erstmals seit 2017 bei einem Großereignis medaillenlos, Lukas Weißhaidinger (Diskus/10.), Victoria Hudson (Speer/23.) und Susanne Walli (400 m /23.) bekommen bei der EM von 15. bis 21. August in München aber bereits die nächste Chance.

Drei Weltrekorde, viele Weltklasseleistungen in einem schmucken kleinen Stadion auf dem charmanten Universitäts-Campus der Kleinstadt Eugene, ein fachkundiges Publikum, ein unterhaltsames Maskottchen und die auf ein Adlernest am Areal gerichtete Kamera (am Sonntag machte das Jungtier endlich den ersten Flug!) sorgten für gute Laune. In Grenzen hielt sich die Begeisterung ob der nicht mehr standardgemäßen Studenten-Quartiere für Athleten und Betreuer und des fragwürdigen Zeitplans mit teilweise nur zwei Finali am Tag. Spätestens seit Eugene ist klar, dass man die WM auch in sieben statt zehn Wettkampftagen unterbringen kann.

Wie sich das auf die Disziplinen-Vielfalt auswirken wird, bleibt abzuwarten. „Die Leichtathletik wird schon groß bleiben, aber es sind definitiv ein paar Disziplinen gefährdet“, weiß auch ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis. Dazu zählt der Hammerwurf, der am Feld riesige Einschläge macht und bei Plätzen mit Rasenheizung freilich überhaupt nicht ausgeführt werden kann. Im Umbruch ist das Gehen, das in Eugene mit Rennen für Frauen und Männer über 20 km und – erstmals – 35 statt 50 km im Programm war. Viel Sinn war in der Distanzänderung nicht zu erkennen.

„Man muss sich bei World Athletics überlegen, wie man einspart. Es ist nicht nachvollziehbar, dass wir eine 400-m-Mixed-Staffel einführen und die 400er-Staffeln bei Frauen und Männern aber im Programm bleiben“, sagte Österreichs Verbands-Sportdirektor Gregor Högler. Wackeln soll der 10.000-m-Lauf im Rahmen der Freiluft-WM. Zum einen, weil er viel Zeit bindet, zum anderen, weil der Zehner auf der Straße sehr populär ist. Im Herbst 2023 findet in Riga erstmals die Straßenlauf-WM mit Halbmarathon, 5 km und Meile statt – möglich, dass dieses Programm in Zukunft noch aufgestockt wird. Noch ist man mit TV-Verträgen an den Status quo gebunden, für 2025 denkt aber auch Weltverbandspräsident Sebastian Coe an Änderungen und einen strafferen Zeitplan.

Versuche von Neuerungen gab es in der Vergangenheit genug, der Hammerwurf beispielsweise wird wegen der erwähnten Problematiken abseits der Diamond League in einer Welt-Serie ausgetragen; Diskus, Dreisprung, 3.000 m Hindernis und 200 m wurden für 2020 aus der lukrativen Diamantenliga gestrichen, was einen großen Aufschrei nach sich zog. Der in Erfolg mündete, denn bereits 2021 gab es das Comeback der Disziplinen. Das im Diskus aber eingeführte neue Format, Frauen und Männer abwechselnd werfen zu lassen, sorgte letztlich nur für Verwirrung. Geht es um Zeitersparnis, könne man von Eugene lernen, meinte Högler, die Weitenmessungen wurden äußerst effizient durchgeführt.

Abseits der Disziplin-Diskussionen bereiten auch die Transporte der Stäbe Probleme. „Die Flieger haben wegen dem Brandschutz nicht mehr Sechs-Meter-, sondern teilweise Drei- und Vier-Meter-Kabinen, da passen die Stäbe nicht mehr rein. Man muss sie immer öfter verschiffen“, berichtete Högler. Er könne sich vorstellen, dass in Zukunft zumindest im Nachwuchs Stäbe vom Veranstalter mit dem gleichen Härtegrad aufgelegt werden. „Für die Topleute geht das wohl eher nicht, denn sonst sehen wir von Duplantis keinen Weltrekord mehr.“ Der Schwede Armand Duplantis ist gegenwärtig einer der Superstars der Leichtathletik – er setzte mit dem Weltrekord im Stabhochsprung von 6,21 m am Sonntag den goldenen Schlusspunkt.

(APA) / Bild: Imago