Wolfgang Thiem zu Bresnik: „Er hat sich selbst abgeschossen“

(APA) – Nach der Trennung seines Sohnes Dominic hat sich wenige Monate später auch Vater Wolfgang Thiem beruflich von Günter Bresnik getrennt. Thiem senior hat kürzlich die Akademie Bresniks in der Südstadt verlassen, u.a. auch deshalb weil er andere Vorstellungen hat, wie man diese führe. Zudem hat die Trennung des Weltranglisten-Fünften von seinem langjährigen Ex-Trainer und -Manager auch Risse erzeugt.

„Die Wege von Dominic und mir sind bis zu einem gewissen Grad ähnlich, weil du kannst dich nur dann entfalten, wenn du frei bist“, ließ Wolfgang Thiem im Rahmen einer Veranstaltung der neuen Initiative „Future for Tennis“ tief blicken. „Aber wenn du ständig jemanden hast, bei dem du irgendwie das Gefühl hast, du musst es ihm recht machen, dann bist du eingeengt.“ Bresnik sei für ihn selbst ebenso wie auch für seinen Sohn aber derjenige gewesen, der ihm das Handwerk beigebracht hat.

Bresnik ist nach der Trennung vom zweifachen French-Open-Finalisten wieder oft in der Südstadt und führt die Akademie wieder nach seinen Vorstellungen. „Was sein gutes Recht ist. Ich habe einfach andere Vorstellungen, wie man eine Akademie führt, weil ich glaube, dass ich sie in den letzten vier Jahren äußerst erfolgreich geführt habe“, erklärte Wolfgang Thiem. Schon zuvor war auch privat ein Knacks in der langjährigen Freundschaft mit Bresnik entstanden. „Wir haben super Zeiten miteinander verbracht und er war ein richtig guter Freund. Natürlich sind durch die Trennung vom Dominic Risse entstanden, die sich dann auf die Freundschaft niedergeschlagen haben. Diese Lösung von der Akademie ist mir sicher auch leichter gefallen, weil das Private angekratzt war.“

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Mit dem Rückzug aus der Akademie sind auch Dennis Novak und Sebastian Ofner nun mit Wolfgang Thiem mitgezogen. Sie hatten sich entscheiden müssen. „Ich habe Dennis seinerzeit in die Südstadt gebracht, der Ofi ist über den ÖTV gekommen. Die wollten mit mir mitgehen“, erzählte Thiem senior. Beide haben laut ihm aber noch aufrechte Management-Verträge mit Günter Bresnik.

Und diesen gibt es übrigens sehr wohl auch noch zwischen Dominic Thiem und Bresnik, verriet Wolfgang Thiem auf APA-Nachfrage. „Ja. Es gibt einen Vertrag und der Vertrag ist einzuhalten. Natürlich hat sich was geändert, aber im Endeffekt ist es ein nach wie vor bestehender Vertrag. Wenn jemand sagt, den gibt es nicht mehr, dann sagt er nicht die Wahrheit.“ Für seinen Sohn fallen freilich zusätzliche Kosten an. „Du hast einen Trainer, den du zahlen musst, du hast ein Management, aber es gibt nach wie vor eine Vereinbarung.“

Das Hauptaugenmerk in der Zukunft legt Wolfgang Thiem, der sich auch eine Funktion als ÖTV-Sportdirektor vorstellen kann, freilich auf seinen Sohn. Er wird künftig öfters, zusätzlich zu Hauptcoach Nicolas Massu, mit Dominic mitreisen. „Den Vorwurf mache ich mir, dass ich mich da in den letzten Jahren nie involviert habe. Das ist der Hauptfehler, den ich gemacht habe. Vielleicht wäre es dann gar nicht so weit gekommen, zu diesem großen Bruch.“ In Australien will Wolfgang Thiem dabeisein, bei den Südamerika-Turnieren möglicherweise seine Frau Karin. „Wir haben gesehen, dass es hilfreich ist, wenn jemand von der Familie dabei ist.“

Die Auswirkungen des neuen Managements sind für Thiem senior klar ersichtlich. „Herwig (Straka) ist das Gegenteil vom Günter, der ist durch und durch organisiert. Das taugt Dominic und ich glaube, dass es für einen Sportler wichtig ist“, erklärte der Niederösterreicher. Bresnik habe auf seine Art und Weise einen Plan gehabt, aber diesen nicht entsprechend transportiert. „Dominic war dann eigentlich der Leidtragende. Er hat eh jahrelang zugeschaut. Es gehört viel dazu, dass du Dominic verärgerst oder er eine Entscheidung trifft. Aber, wenn er eine getroffen hat, dann zieht er die knallhart durch. Da ist er völlig empathielos.“

Ein bisschen Wehmut klingt bei Wolfgang Thiem im Rückblick aber doch durch. „Schade ist nur: für mich war es ein unglaublich geiles Projekt mit Dominic. Wenn der Günter vor zwei, drei Jahren zwei, drei Gänge zurückschaltet und Leute werken lässt… Aber er ist halt jemand, der kontrolliert und immer selbst die Entscheidungen treffen will. Letztlich hat er sich mit der Geschichte selbst abgeschossen. Das tut mir irgendwie leid, weil ich ihn schätze und er trotzdem ein guter Freund war.“

Artikelbild: GEPA