Wolfsburg will trotz Siegesserie „nicht rumfliegen“

Elf Tore innerhalb von drei Tagen, sechs Siege in Serie, seit zehn Spielen ungeschlagen – der VfL Wolfsburg ist das Team der Stunde in der deutschen Fußball-Bundesliga. Das Ziel Europacup erscheint realistisch, Vergleiche mit der grandiosen Meistersaison 2009 hält man beim VW-Werksteam aber doch für ein bisschen verwegen. „Wir genießen den Moment und die Situation. Das kann sich schnell wieder drehen. Wir werden nicht anfangen, rumzufliegen“, betonte Trainer Niko Kovac.

Wolfsburg war mit vier Siegen in die Winterpause gegangen und startete mit einem 6:0 gegen den SC Freiburg und einem 5:0 gegen die Hertha ins neue Jahr, 22:1-Tore stehen seit dem 29. Oktober zu Buche. Das brachte den Vorstoß auf Rang sieben, nur vier Punkte hinter Rang zwei. Vor dem Start in die Rückrunde am Samstag in Bremen steht der VfL sportlich auf dem Vollgas, sonst aber auf der Bremse. „Zum einen haben wir jetzt erst einmal die Hinrunde abgeschlossen, man muss immer ehrlich sein, wir wissen, wo wir herkommen“, warnte Sportdirektor Marcel Schäfer vor zu vielen Glücksgefühlen.

Das Saisonziel Europacup wird aber immer realistischer. Für Schäfer ist die derzeitige Form auch mehr als eine „Momentaufnahme“. Für Kovac ist klar: „Wir haben klipp und klar gesagt, wir wollen international spielen. Wir haben noch 17 Spieltage, um das unter Dach und Fach zu bekommen.“

Wimmer als Großchancenvorbereiter zwischen De Bruyne und Messi

Seinen Beitrag zum Höhenflug hat auch Patrick Wimmer geleistet. Der 21-jährige Niederösterreicher, der im Sommer von Absteiger Arminia Bielefeld gekommen ist, agiert derzeit in Hochform, was sich auch in den Daten niederschlägt. Wimmer hat in den jüngsten fünf Spielen stets zumindest ein Tor geschossen oder vorbereitet, Datenanbieter Opta listet ihn sogar in einem Atemzug mit Kevin de Bruyne und Lionel Messi. Wimmer ist einer von nur drei Spielern (mit mindestens 500 Einsatzminuten) in den Top-5-Ligen Europas, die pro Partie im Schnitt mehr als eine Großchance vorbereiten. Er wird hinter dem Star von Manchester City, aber vor dem argentinischen Weltmeister von Paris Saint-Germain gelistet.

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Die Bayern haben dagegen einen Stotterstart ins Jahr 2023 hingelegt. Zu den zwei Remis gegen Leipzig und Köln (je 1:1) kam eine Torhütertrainer-Diskussion, die in Deutschland nur in München so viel Staub aufwirbeln kann. Am Samstag empfängt der Serienmeister in München im Schlagerspiel der Runde die auf Platz vier liegende Eintracht aus Frankfurt. Bei einer Niederlage gegen die vom Oberösterreicher Oliver Glasner betreuten Frankfurter würde der Vorsprung auf die Verfolgergruppe auf ein Minimum schmelzen. Union Berlin läge mit einem Derby-Sieg bei Hertha BSC dann an Zählern gleichauf mit dem Meister.

„Die Stimmung ist so, wie sie immer ist bei Bayern, wenn man nicht gewinnt. Sie ist nicht extrem unruhig, aber auch nicht super fröhlich“, sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann am Freitag. Der 35-Jährige war bemüht, keine Krisenstimmung zu verbreiten. „Wir wissen, dass wir Dinge besser machen können, besser machen müssen und auch besser machen werden“, kündigte er an.

Eintracht „mit Elan“ nach München

Vielleicht gelingt das gegen Frankfurt mit verändertem Personal. Serge Gnabry bekommt nach dem Rüffel von Salihamidzic („amateurhaftes Verhalten“) und einem Vier-Augen-Gespräch mit Nagelsmann eine Denkpause. Für Leon Goretzka, der mit muskulären Problemen ausfällt, soll Ryan Gravenberch einlaufen. Marcel Sabitzer droht erneut nur die Zuschauerrolle auf der Bank. Thomas Müller kann hoffen, für den um seine Form kämpfenden Jamal Musiala in die Startelf zu rutschen.

Die Eintracht kommt laut Glasner mit „großem Elan“ nach München. Die großen Trümpfe der Frankfurter sollen der physisch starke Angreifer Randal Kolo Muani (sechs Tore, zehn Assists) sowie der von einer Erkältung weitgehend genesene Torhüter Kevin Trapp sein. In der vergangenen Saison gewann die Eintracht mit 2:1 in München – gerade auch dank eines überragend haltenden Trapp. Allerdings ging das Hinspiel zur Saisoneröffnung der aktuellen Spielzeit in der eigenen Arena mit 1:6 gegen den Rekordmeister verloren. Glasner sah es als „nicht relevant“ an, ob sein Team nun ein Bayern-Verfolger sei oder nicht: „Wir wollen den Bayern das Leben schwer machen und sind in der Lage dazu.“

(APA)/Bild: Imago