„Wollen zur WM nach Katar“: Foda nach „ausgezeichneter EM“ mit nächstem Ziel

Es war eine außergewöhnliche Leistung, mit der sich das österreichische Fußball-Nationalteam von der EM verabschiedet hat. Bei Teamchef Franco Foda überwog nach dem Achtelfinal-Aus am Samstag gegen den hohen Favoriten Italien (1:2 n.V.) der Stolz. „Wir haben eine  gespielt“, meinte der Deutsche. Daraus will Foda neues Vertrauen ziehen. Als nächstes Ziel gab er bereits die WM-Teilnahme 2022 in Katar aus. Die Qualifikation wird im September fortgesetzt.

„Die Nation Österreich kann stolz sein, die Mannschaft hat das Land toll präsentiert“, meinte Foda, nachdem sein Team den Turnier-Mitfavoriten an den Rand einer Niederlage gebracht hatte – seiner ersten seit 2018. 31 Partien sind die Italiener seither unbesiegt. Seine Mannschaft sei „gierig“ gewesen, dazu hätte der Teamgeist beim gesamten Turnier gestimmt, betonte Foda. „Wir hatten eine gute Stimmung innerhalb der Mannschaft, einen guten Plan, eine gute Strategie.“

Diese wäre auch gegen die Italiener beinahe aufgegangen. Mehrmals fehlten im Wembley-Stadion nur Zentimeter – etwa, als die Schuhspitze von Marko Arnautovic vor seinem Tor in der 65. Minute im Abseits war. „Über 120 Minuten war es eine sehr reife Leistung, die gilt es dann im September wieder zu bestätigen. Denn wir wollen auch zur WM nach Katar“, erklärte Foda.

Der Start in die WM-Qualifikation war im März missglückt. Mit vier Punkten aus drei Spielen und einer 0:4-Heimpleite gegen Dänemark ist das ÖFB-Team bereits im Hintertreffen. Die nächsten Partien folgen in der Republik Moldau (1. September), in Israel (4.) und gegen Schottland (7.). Allerdings haben die Österreicher unabhängig von ihrem Abschneiden wegen ihres Nations-League-Gruppensieges gute Chancen, im März 2022 im WM-Play-off um drei Restplätze zu spielen.

Foda: „Kritiker haben einmal zwei, drei Woche Pause“

Die EM hat in jedem Fall Hoffnung gegeben. „Jetzt haben die Kritiker einmal zwei, drei Woche Pause, und danach dürfen sie uns wieder kritisieren“, meinte Foda, dem nach dem März-Debakel bereits rauer Wind entgegengeweht war. Die Mannschaft sei in den vergangenen viereinhalb Wochen „extrem eng zusammengerückt“, sagte der 55-Jährige. „Man hat gesehen, wenn du guten Teamspirit hast, dann kannst du auch solche Leistungen abrufen.“

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Jene gegen Italien sei laut Foda „außergewöhnlich“ gewesen. Nach einer zweiten Hälfte, die ihresgleichen sucht, sei man der Überzeugung gewesen, die Italiener ernsthaft vor Probleme zu stellen. „Der Gegner hatte keinen Zugriff auf unser Spiel.“ Ein schlechtes Abwehrverhalten vor dem 0:1 durch Federico Chiesa reichte aber. „Mannschaften, die zu den Favoriten zählen, nutzen solche Situationen. Das hätten wir besser lösen müssen“, gestand der ÖFB-Teamchef.

Besonders beeindruckt war er von der Moral seiner Mannschaft – auch beim Stand von 0:2 in der Verlängerung. „Der Glaube war riesig.“ Sasa Kalajdzic gelang sechs Minuten vor Ende der Verlängerung der Anschlusstreffer. Foda: „Es gab dann noch ein, zwei gute Situationen. Wir hatten gutes Positionsspiel, gutes Tempo. Schade, dass der Ausgleich nicht gelungen ist. Wir waren gegen einen klaren Favoriten knapp davor, das Viertelfinale zu erreichen.“

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Die Basis war die körperliche Verfassung der Österreicher. Auch in der Verlängerung lief die Pressing-Maschine noch. „Wir mussten leiden“, sagte Italiens Teamchef Roberto Mancini. Dabei hatten die Italiener ihr letztes Gruppenspiel gegen Wales (1:0) nicht nur einen Tag früher bestritten als das ÖFB-Team, sondern dabei auch den Großteil ihrer Stammformation bereits geschont.

Foda betonte laut eigenen Angaben auch unmittelbar nach dem Spiel in der Kabine gegenüber seinen Akteuren, dass sie trotz des Ausscheidens auf das Geleistete stolz sein müssten. Nach einem „gemütlichen Beisammensein“ (Foda) trat die Mannschaft am Sonntag gemeinsam die Rückreise aus London an. Im EM-Teamcamp in Seefeld trennen sich am Nachmittag nach genau einem Monat die Wege.

„Die vier Wochen gingen so schnell rum. Es gab keinen Lagerkoller, im Gegenteil: Es hat sich so angefühlt, als ob wir erst eine Woche zusammen wären“, beteuerte Foda. Der lange Lehrgang sei extrem gut durchgeplant gewesen – auch Freizeit und Teambuilding-Maßnahmen. In der Corona-Blase hatte man dafür viel Zeit. Foda: „Wir haben gemeinsam Ziele definiert, die Mannschaft mit ins Boot genommen. Unser Motto war, Geschichte zu schreiben – das ist uns auch gelungen.“

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Dem ersten Sieg bei einer EM-Endrunde (3:1 gegen Nordmazedonien) folgte nach einem 0:2 gegen die Niederlande mit einem 1:0 gegen die Ukraine der erstmalige Einzug ins Achtelfinale. Das erste K.o.-Spiel des ÖFB-Teams bei einer großen Endrunde seit der WM 1954 ging zwar verloren. „Klar, wir wollten ins Viertelfinale, vielleicht noch so eine kleine neue Geschichte schreiben“, sagte Foda. „Das ist uns nicht gelungen.“ Trotzdem verlässt man das Turnier erhobenen Hauptes.

Dass sich die vom Virus bedingte Abschottung der Teams positiv auf das Gefüge ausgewirkt hätte, stellte der Coach in Abrede. „Die Blase war kein Vorteil. Mir wäre es lieber gewesen ohne die ganze Covid-19-Geschichte.“ Vor allem hätten es sich die Fans aus Österreich, die wegen der britischen Corona-Bestimmungen nicht hatten einreisen dürfen, verdient gehabt, bei „so einem wunderbaren Spiel“ dabei zu sein. „Bei so einem Achtelfinalspiel hätten uns hier sicher 20.000 begleitet“, meinte Foda.

(APA).

Beitragsbild: GEPA.