„Zu lockeres“ Salzburg wird bei WSG Tirol bestraft

Das Meisterrennen in der Fußball-Bundesliga ist am Mittwoch zumindest einen Hauch spannender geworden. Nach sieben Pflichtspielsiegen in Folge patzte Titelverteidiger Salzburg trotz zweimaliger Führung mit dem 2:3 bei der WSG Tirol gehörig (Spielbericht + Video-Highlights). Weil Rapid mit dem 1:1 beim LASK nicht richtig profitieren konnte, muss den acht Punkte voran liegenden „Bullen“ sechs Runden vor Schluss zwar nicht bange werden. Coach Jesse Marsch zeigte sich dennoch enttäuscht: „Wir waren zu locker“.

Um seine Truppe gut durch die englischen Wochen – inklusive des Cup-Finales gegen den LASK am 1. Mai – zu bringen, setzte Marsch in Innsbruck auf leichte Rotation, gefallen dürfte ihm das Unterfangen aber nicht haben. Schon in der Halbzeit brachte er mit Zlatko Junuzovic, Brenden Aaronson und Patson Daka drei Stammkräfte, die das Spiel belebten – und doch die zweite Liga-Niederlage im Jahr 2021 nicht verhindern konnten.

„Es ist nicht nur die Schuld von den Spielern, die wir hineingebracht haben“, betonte Marsch, der im Unterschied zu den vier Partien davor diesmal Karim Adeyemi, Noah Okafor, Bernardo und Nicolas Seiwald von Beginn an brachte. „Die ganze Mannschaft war nicht scharf, war nicht bereit. Und Wattens hat mit viel Leidenschaft gespielt“, versuchte er sich an einer Erklärung. Dabei hatte er vor der Partie noch gewarnt: „Wenn wir nicht unsere Topleistung bringen, werden wir richtig Ärger bekommen.“

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Junuzovic: „Wir haben uns das selbst eingebrockt“

Dafür sorgten Nikolai Baden Frederiksen mit seinem Doppelpack (29., 76.) sowie Renny Smith kurz vor dem Ende (89.). Denn Salzburg konnte trotz der jeweiligen Führung durch Enock Mwepu (12.) und Aaronson (58.) nicht richtig überzeugen, vergab in seiner besten Phase in den ersten 20 Minuten zu viele Möglichkeiten und ließ dem ambitionierten Gegner schließlich auch zu viel Raum bei seinen Offensivaktionen. „Wir haben nicht gut genug in unserem Abwehrdrittel verteidigt“, stellte Marsch fest, lobte aber auch den Gegner: „Ich habe viel Respekt vor Wattens. Sie sind mutig, mit ein bisschen Risiko hinten, aber auch gefährlich.“

„Wir haben uns das selbst eingebrockt. Wir haben die Chancen nicht verwertet oder den finalen Pass nicht gespielt“, meinte ein so wie Marsch kritischer Routinier Junuzovic. „Es gibt so Tage. Es ist kein Selbstläufer. Wir müssen uns alles erarbeiten. Und wenn wir das nicht auf den Platz bringen, dann passiert so etwas.“ Schon im Doppelpack gegen den WAC am Sonntag (a) und kommenden Mittwoch (h) ist laut Marsch wieder das „alte“ Salzburg gefragt: „Wir müssen am Sonntag eine gute Reaktion zeigen.“

Silberberger: „Zugetraut hat uns das in Wirklichkeit niemand“

Marschs Pendant Thomas Silberberger schwelgte nach dem zweiten Sieg in der Meistergruppe hingegen in Glückseligkeit. „Wir haben mit offenem Visier gespielt, in keiner Phase ein Defensivkonzept geschnürt und eigentlich zwei extrem billige Tore bekommen. Wir haben immer an uns geglaubt und sind minütlich sicherer geworden. Du musst erst einmal so einen Auftritt gegen Salzburg hinlegen. Zugetraut hat uns das in Wirklichkeit niemand“, meinte der Tiroler mit Stolz.

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Trotz der Ausfälle von Zlatko Dedic und Goalie Ferdinand Oswald, der von Benjamin Ozegovic bestens vertreten wurde, sah Silberberger eine engagierte Vorstellung seiner Truppe, die ihn regelrecht „begeisterte“. Und man hat wieder Platz vier in Reichweite. Auf den fünftplatzierten WAC fehlt nur ein Zähler, auf den Vierten Sturm Graz sind es zwei Punkte. Silberberger versuchte aber, vor dem Doppel gegen Rapid allzugroße Euphorie zu dämpfen. „Jetzt ist es wieder gefährlich, dass wir eine Leistung bringen wie gegen Sturm“, erinnerte er. Am 4. April war man mit einem 2:0 in die Meistergruppe gestartet, eine Woche später gab es den 2:3-Dämpfer gegen die Grazer.

(APA) / Bild: GEPA