Zum NACHSEHEN: „Talk & Tore Exklusiv“ mit Peter Stöger

Bei „Talk & Tore Exklusiv“ ist in dieser Folge der neue Sky-Experte und ehemaliger Trainer der FK Austria Wien, Peter Stöger zu Gast bei Sky-Moderatorin Kimberly Budinsky. Stöger spricht unter anderem über die Zeit bei der Wiener Austria, seine Station als Trainer des ungarischen Erstligisten Ferencváros Budapest und schätzt die Chancen der österreichischen Mannschaften sowohl in der Liga, als auch im Europacup ein.

Zum Nachhören: „Talk und Tore“ mit Peter Stöger

Alle Stimmen zu „Talk & Tore“:

Peter Stöger (Sky Experte):

…über seine Trennung von Ferencváros Budapest: „Ich war eigentlich sehr überrascht. Wir haben ein paar Tage zuvor noch international gespielt gegen Leverkusen, haben uns da ein bisschen übertrieben abgefeiert, weil wir das Spiel gewonnen haben. Es war das erste Spiel, was Ferencváros gegen so einen Gegner in einer Gruppenphase jemals gewonnen hat. Ich glaube, sie haben vier Jahrzehnte lang gegen so eine Mannschaft mit so einer Qualität nicht gewonnen. Der Punkteschnitt war auch so wie die letzten Jahre. In dem Sinne war ich schon überrascht. Das Geschäft ist aber ganz einfach so. Es war schon so, dass ich das Eine oder das Andere ändern wollte und vielleicht hat das ihnen nicht zugesagt. Dann nimmt man das auch einfach zur Kenntnis. Ich bin jetzt auch schon in einem Alter, wo ich mir sage, wenn jemand nicht mit mir arbeiten möchte, dann muss man nicht alles hinterfragen. Ich bin den Leuten dort aber nicht böse.“

…was er im Team verändern wollte: „So Sachen, die den Kader betroffen haben. Man hat nicht immer den gleichen Blick auf die Qualität der Spieler und den gleichen Blick was Charaktere betrifft. Ich bin schon jemand, dem wichtig ist, dass das Kollektiv stimmig ist. Es muss sich schon jeder an gewisse Regeln halten und, dass es auch funktionieren muss, wenn du einen Teamspirit entwickeln willst. Da waren die Meinungen nicht beisammen. Möglicherweise liegt es daran, dass ich einen sehr harmonischen Umgang mit einer Mannschaft habe und sie vielleicht jemanden haben wollten, der ein bisschen strenger ist.“…über die Herausforderungen in Budapest: „Es hat mich dort gereizt, mal in einem Land zu arbeiten, welches nicht Österreich ist und auch dort zu schauen, ob man Meister werden kann. Eine andere Sache, die mich gereizt hat, war, dass die Vereinssprache Englisch ist. Es gab aber Schwierigkeiten mit der Struktur in der Mannschaft. Diese Mannschaft ist in den letzten Jahren immer wieder Meister geworden ist. So gab es Spieler in der Mannschaft, die möglicherweise den nächsten Schritt machen wollten und haben aber nicht diese Angebote bekommen. Das kann als Spieler ein Frustpotenzial sein, wenn du damit nicht umgehen kannst. Was ich auch etwas von Beginn an ein bisschen unterschätzt habe, war die Fanfreundschaft von Rapid zu Ferencvaros. Da würde ich meinen, hatte ich nicht den Support, den ich mir gewünscht hätte.“…über den Fansupport: „Du merkst es, wie die Leute mit dir umgehen. Sie haben es respektiert und waren zufrieden, dass wir die Ergebnisse hatten. Ich bin auch mit den Fanvertretern zusammengesessen und es war ok. Trotzdem merkst du irgendwie, dass es nicht ganz stimmig war.“…ob ein gewisser Leistungsdruck da war: „Wenn man zu Ferencváros geht, dann ist es halt so, wie wenn du in Salzburg Trainer bist oder in Bayern München Trainer bist. Der Titel ist dort eine Voraussetzung. Damit muss man umgehen können, aber das war für mich von Anfang an kein Problem.“…über seine Beziehung zu seiner Partnerin Ulrike Kriegler: „Sie ist der Grund, warum wir bei uns immer wieder Freunde haben. Da können es nie genug sein. Wir haben immer laufende Gruppenevents, sei es Skifahren oder bei uns im kleinen Badehäuschen. Da kann jeder kommen und gehen. Sie ist das Organisationstalent in dem Sinne, dass ich halt so nicht bin.“…was die beste Entscheidung von ihm laut seiner Partnerin war: „Die beste Entscheidung war laut ihr, dass ich nach fünf Jahren Deutschland ein Jahr Pause gemacht habe. Da war es Zeit für zusammen sein, Freunde, Familie – die wirklich wichtigen Dinge im Leben.“…über seine Zeit in Dortmund: „Es war für mich schon sehr belastend. Dortmund ist wahnsinnig groß und das war eine schwierige Situation. Die Mannschaft war zu dem Zeitpunkt auch nicht ganz stimmig. Im Jahr darauf hat sich auch sehr viel verändert in der Teamstruktur logischerweise.“…über die schönsten Momente in Köln: „Die schönsten Geschichten waren schon diese im Stadion. Die Stimmung im Stadion in Köln ist sehr speziell. Dort herrscht eine unglaubliche Begeisterung. Man spürt auch ein bisschen die Karneval-Stimmung im Verein. Es ist anders als überall sonst wo.“…über Oliver Glasner und Adi Hütter: „Der Adi wird schon mal mehr gelacht haben. Das ist eine schwierige Situation für ihn. Der Oli hatte zwischenzeitlich eine richtig gute Phase und jetzt ist er nicht optimal in die Saison reingestartet. Sie waren beide die letzten Jahre erfolgreich und dann ist eben die Erwartungshaltung enorm hoch.“…über die internen Mechanismen in einer Mannschaft, wenn es nicht so gut läuft in einem Verein: „Die Hoffnung ist immer, dass die Vereine so aufgestellt sind, dass sie hinter ihren Leuten stehen. Deswegen lässt man sie machen und taucht in einer schwierigen Phase einfach durch. Frage ist, ob die Leute im Verein so stark sind, dass sie den Druck widerstehen eine Veränderung zu machen. Und dass man dann sagt, die Mannschaft hat einen neuen Reiz gebraucht. Das ist der Klassiker. In Wahrheit ist es so, dass die Leute, die das entscheiden müssen, selber in Bedrängnis kommen und sich befreien wollen.“…über die Chancen von Salzburg gegen Bayern: „Das erste Spiel hat mich nicht überrascht. Vor dem Spiel hatte ich Kontakt mit deutschen Kollegen und habe ihnen gesagt, dass es gefährlich werden kann für Bayern München. Wenn alles bei den Salzburgern funktioniert, dann haben sie so eine Qualität vor allem in den Situationen des Umschaltspiels und des Tempos, dann kann jede Mannschaft Probleme bekommen. Natürlich auch die Bayern. Als ich mit Dortmund gegen Salzburg im Europacup ausgeschieden bin, hat niemand meine Warnungen vor Salzburg wahrgenommen. Das hat sich jetzt verändert. Das macht unglaublich viel für den österreichischen Fußball. Das macht mich schon ein wenig stolz. Ich glaube, es ist nicht unmöglich, gegen die Bayern den Aufstieg zu schaffen.“…über die aktuelle Situation bei Rapid: „Sie haben allgemein ein schwieriges Jahr. Rapid hat eine Situation, wo sie immer vorne dabei sein müssen. Egal welche Spieler im grünen Dress stecken, Rapid muss immer vorne dabei sein. Sie stehen sich aber ein bisschen selber im Weg mit ihren Situationen.“…über einen Einzug in die Meistergruppe von Rapid: „Ich traue es den Rapidlern zu, dass sie die zwei Spiele gewinnen werden und es sich ausgehen wird.“…über die Entwicklung der Austria: „Sie kriegen es eigentlich ganz gut hin. Sie haben es geschickt gemacht. Die Leute haben es jetzt auch nach zwei Jahren angenommen, dass es Probleme im Klub gibt von wirtschaftlicher Natur. Die Fans haben es akzeptiert, dass man nicht ganz vorne dabei sein kann. Sie positionieren sich jetzt als Underdog und schauen mal. Das haben Sie ganz gut hinbekommen. Ich würde es ihnen wünschen, dass Sie es schaffen in die ersten sechs zu kommen.“…über seine Zeit bei der Austria: „Es war schwierig. Es war herausfordernd. Es war anders als alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt gemacht habe. Es hat mich aber auch nicht überrascht. Man hat mich gefragt, ob ich helfen kann in dieser schwierigen Phase und da war es klar, dass es eine anstrengende Situation wird.“…ob er geblieben wäre, wenn die neue Investorengruppe früher gekommen wäre: „Ich kann das schwer sagen. Die Gruppe, die jetzt gekommen ist, ist auf jeden Fall eine gute Entscheidung für den Verein. Ich kenne etliche Leute, die da drinnen sind in dieser Gruppe. Ich finde es cool, welche Leute da dabei sind. Es sind Leute dabei, die einen wirtschaftlichen Hintergrund haben, die sich was bei ihrem Investment denken. Vor allem sind aber auch Leute dabei, die einen unglaublichen Fußballsachverstand besitzen. Es ist auch gut, dass es eine österreichische Lösung ist. Ich müsste noch mal darüber nachdenken, ob wenn die Gruppe früher gekommen wäre, ob ich geblieben wäre. Ich weiß es nicht.“…über seinen Traum ÖFB Teamchef mal zu sein: „Diese Position ist von einem Menschen besetzt, der einen richtig guten Job macht. Franco Foda könnte der erste Teamchef werden, der zu einer EM und WM gefahren ist. Ich wehre mich dagegen diese Fragen zu beantworten, weil die nächsten Wochen extrem wichtig sind und ich denke, dass Franco Foda jede Unterstützung braucht. Es ändert aber nichts daran, dass wenn du österreichischer Fußballspieler bist, wenn du Nationalteamspieler warst, wenn du die Trainerausbildung machst, wenn du überall unterwegs warst, dann ist für mich die größte Auszeichnung, wenn du die österreichische Nationalmannschaft trainieren darfst. Das ist die größte Mannschaft. Das ist für mich die wichtigste Mannschaft. Ich habe es geliebt in der Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt ist aber der Zeitpunkt, dass wir Franco Foda die Daumen drücken. Jeder österreichische Trainer, der diese Möglichkeit bekommen würde, würde ja sagen. Wenn du in diesem Land lebst, wenn du zu diesem Land stehst, wenn du den österreichischen Fußball liebst, dann ist es klar, dass über dem Teamchefposten nichts drüber geht.“