Zum NACHSEHEN: Talk & Tore mit Irene Fuhrmann, Nina Burger und Sara Telek

Am Montagabend waren bei „Talk & Tore“ ÖFB-Damen-Teamchefin Irene Fuhrmann, ÖFB-Rekordspielerin Nina Burger und FIFA-Schiedsrichterin Sara Telek zu Gast bei Moderatorin Kimberly Budinsky. Die Runde diskutierte unter anderem über die Frauennationalmannschaft und deren Leistungen. Außerdem ging es um die heimische Frauen-Bundesliga und um das Schiedsrichterwesen aus der Frauenperspektive.

 

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Irene Fuhrmann (ÖFB-Teamchefin):

…zur Wichtigkeit, dass große Männer-Vereine auch eine Frauen-Mannschaft stellen: „Es hat einen unheimlichen Mehrwert für uns, wenn sich namhafte Vereine entschließen, eine Frauen-Sektion zu eröffnen. Es hilft uns einfach, weil wenn ich Wien hernehme, da kennt jeder Bub Rapid und die Austria. Und in Oberösterreich ist es der LASK. Da einfach mehr Spielerinnen zu begeistern. Und dahinter stecken auch ganz andere personelle Ressourcen, die für den Frauenverein genutzt werden können.“

…zu den Statements von den Verantwortlichen von Rapid und Salzburg zu möglichen Frauenmannschaften: „Es wäre absolut wünschenswert, wenn Rapid und Salzburg einmal diesen Schritt gehen würden. Man sieht, dass Interesse da ist. Es sind einfach die Vereine, die die absolute Magnetwirkung hätten und tolle Ressourcen hätten, um den Frauenfußball nochmals auf ein anderes Level zu heben. Ich finde den Ansatz auch in Ordnung zu sagen, dass man es Schritt für Schritt und auf gesunde Beine stellen möchte.“

…auf die Frage, wo sie den größten Aufholbedarf im Frauenfußball sieht: „Was die Liga betrifft – wir müssen es schaffen, dass die Trainer einmal hauptberuflich arbeiten und genug Geld verdienen können und dass dann Spartentrainer dazukommen. Es gibt positive Schritte, aber es ist noch viel zu tun.“

…über die Initiative UEFA Playmakers: „Um den Frauenfußball weiter zu professionalisieren und um konkurrenzfähig zu bleiben, ist es dem ÖFB ein wesentliches Anliegen, dass wir die Anzahl der fußballspielenden Mädchen deutlich erhöhen. Die UEFA hat da Österreich als eines von wenigen Ländern ausgewählt, die diese UEFA Playmakers-Projekt umsetzen können. Leider hat die Corona-Krise das Ganze etwas verschoben, aber dennoch ist es schon wirklich erfolgreich angelaufen. Es zielt darauf ab, fünf- bis achtjährige Mädchen für den Fußball zu begeistern und den ersten Kontakt zum Fußball zu knüpfen. Derzeit gibt es schon 25 Zentren, wo dieses Projekt umgesetzt wird. Und gleichzeitig zeigt dieses Projekt das Potenzial an Trainerinnen. Es sind ganz viele Frauen, die da mitarbeiten. Der größte Erfolgt ist jetzt schon, dass an diesen Standorten zwischen 500 und 600 Mädchen trainieren. Wenn wir viele von diesen Mädchen in weiterer Folge zu Vereinen bringen, dann ist vieles geschafft.“

…angesprochen auf ihre Vorreiterrolle als erste weibliche Teamchefin: „Wir Frauen müssen uns einfach mehr zutrauen. Ich habe mich einfach bereit gefühlt. Ich bin einfach nur extrem dankbar. Es ist eine Ehre.“

…angesprochen auf die erfolgreiche EM-Qualifikation: „Es ist wirklich eine besondere Leistung. Wir hatten deutlich mehr Ausfälle zu verzeichnen und sind vor großen Herausforderungen gestanden. Ich bin einfach nur dankbar, wie wir dann unsere Leistung abgerufen haben und wir uns, in einer wirklich starken Gruppe mit Frankreich und Serbien, dieses direkte Ticket geholt haben.“

…zur bevorstehenden EM 2022: „Es werden in der Gruppenphase drei sehr fordernde Aufgaben auf uns warten.“

…zur bevorstehenden WM-Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2023: „Es wäre historisch, wenn wir uns für eine WM qualifizieren. Es ist aber so, dass der Modus extrem herausfordern ist. Die EM wird mit 16 Teilnehmern gespielt. Für die WM können sich nur 11 bzw 12 Europäer qualifizieren. Es gibt neun Gruppen, die Gruppensieger qualifizieren sich direkt. Wenn man auf unsere Gruppe schaut, haben wir mit England einfach einen absoluten Topgegner. Wir streben diesen zweiten Gruppenplatz an. Danach gibt es ein mehrstufiges Playoff-Verfahren, für die restlichen drei Plätze.“

…angesprochen auf die finanzielle Seite des Damenfußballs: „Es hat auch hier enorme Entwicklungsschritte gegeben. Aber Fußball ist Marketing. Da sind die Unterschiede schnell erklärt. Da braucht der Frauenfußball einfach noch. Aber ich muss ganz ehrlich, dass ich mir diese Dimensionen, die im Herrenfußball momentan herrschen, gar nicht für den Frauenfußball wünschen würde.“

Nina Burger (Sportliche Leiterin des Frauenteams des First Vienna FC):

…angesprochen auf den gestrigen Saisonauftakt in der Planet Pure Frauen Bundesliga gegen Bergheim: „Es war ein sehr guter Start. Wir hätten sogar noch einige Tore mehr machen können, aber insgesamt ein gelungener Start.“

…über ihre Ziele mit der Vienna: „Für unsere erste Bundesliga-Saison haben wir uns vorgenommen, wirklich von Spiel zu Spiel zu schauen, die Top-Teams zu fordern und auch gegen die Top-Teams zu punkten und einen Platz im Mittelfeld zu erreichen. Ich denke, wir haben einen guten Kader und ein gutes Trainerteam zusammengestellt.“

…über langfristige Ziele: „Wir haben mittelfristig und langfristig einiges vor. Wir haben da ein Konzept und eine Strategie dahinter.“

…zu der Entwicklung und den Möglichkeiten bei der Vienna: „Wir sind ein Verein, der sehr viel in der Nachwuchsarbeit tut. Man merkt es auch in der Bundesligamannschaft. Es sind viele Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs da. (…) Wir haben derzeit um die 70, 80 junge Mädls bei uns. Da bewegt sich schon sehr viel.“

…angesprochen auf die Entwicklung im Frauenfußball: „Man merkt, dass sich in den letzten Jahren medial einiges getan hat. Wir haben Live-Spiele, wir haben einen Liga-Sponsor und ganz wichtig für die sportliche Entwicklung ist es, dass wir Bundesligavereine haben, wo auch die Männer sehr weit oben spielen. Gerade, dass wir auch die Infrastruktur dieser Vereine nutzen können. Da entwickeln wir uns schon sehr gut, aber noch mit einiger Luft nach oben.“

…auf die Frage, wie man Mädchen zum Fußball bringt: „Wir müssen in die Kindergärten und in die Schulen rein. Es ist momentan noch notwendig.“

Sara Telek (FIFA-Schiedsrichterin):

…angesprochen auf die Entwicklung in der Frauen-Bundesliga: „Die Entwicklung, wenn man die letzten zehn Jahre hernimmt, war wirklich groß. Was da vom Spielerischen, von der Vereinsentwicklung, aber auch medientechnisch vorangegangen ist, ist schon großartig. Auch als Schiedsrichterin merkt man, dass das Spiel schneller geworden ist, es ist taktisch klüger geworden und es beginnt jetzt auch mit diesen taktischen Unsportlichkeiten, die gut ausgenutzt werden können, wenn es Mannschaften richtig einsetzen.“

…über ihren Weg zur Schiedsrichterin: „Ich bin vor zehn Jahren zufällig auf die ÖFB-Kampagne ,Karriere mit Pfiff´ gestoßen. Da war eine Frau als Schiedsrichterin abgebildet. Ich glaube, da ist mir erst bewusst geworden, dass ich Schiedsrichterin werden könnte.“

…angesprochen auf die EM 2022 und die WM 2023: „Natürlich wäre ich gerne dabei. Ich hoffe, dass es klappt. Das Mentoring läuft. Ich versuche, dran zu bleiben.“

…angesprochen auf den Unterschied zwischen Schiedsrichterin in der Frauen-Bundesliga und Schiedsrichter-Assistentin in der Herren-Bundesliga: „In der Frauen-Bundesliga ist das Tempo schon ein klarer Unterschied. Aber für mich als Assistentin ist ja immer die Abseitsbeurteilung am relevantesten. Da ist das Tempo oft gar nicht so relevant, sondern wie taktisch gespielt wird und wie die Schnittpunkte sind. Da kann jegliches Spiel fordernd sein.“

…auf die Frage, ob sie einmal ein Herren-Spiel in der Bundesliga leiten will: „Ich sage nicht ,Nein´. Aber jetzt ist der Fokus auf die Assistenten-Schiene. Um die Ziele für EM und WM zu erreichen, bedarf es viele Spiele und gute Spiele auf der Linie.“

Christoph Peschek (Geschäftsführer Finanzen SK Rapid Wien) im Videobeitrag:
…angesprochen auf den Frauenfußball: „Ich würde mir wünschen, in Summe noch mehr junge Mädchen und Frauen für den Fußball zu begeistern. Wir sind auch sehr stolz, da mittlerweile ein Drittel unserer Fans Frauen sind. Tendenz steigend. Gut so.“

…angesprochen auf ein eigenes Rapid-Frauenteam: „Wir stehen dem Thema sehr aufgeschlossen gegenüber und haben mit den Playmakers für junge Mädchen einen ersten Schritt gesetzt. Allerdings gerade in einer Krise ist es wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu setzen.“

Christoph Freund (Sportdirektor FC Red Bull Salzburg) im Videobeitrag:
…angesprochen auf ein eigenes Frauenteam: „Wir haben es schon einige Male diskutiert, weil es einfach ein Thema für die Zukunft ist. Aber wir haben noch nicht final entschieden, wie wir es wirklich angehen werden und es noch nicht wirklich in Angriff genommen.“