4:3 im Westderby und keine Zuseher – Wacker Innsbruck gewinnt Geisterspiel

(APA) Wacker Innsbruck hat das nicht nur sportlich hochbrisante Westderby gegen Austria Salzburg für sich entschieden. Die Tiroler setzten sich am Freitag zum Abschluss der 7. Runde der Fußball-Erste-Liga im „Geisterspiel“ von Schwanenstadt mit 4:3 durch. Im aufgrund von Sicherheitsbedenken ohne Zuschauer ausgetragenen Kräftemessen verteidigten die Tiroler ihre Tabellenführung erfolgreich.

Keine Fans, keine Stimmung – aber sieben Tore und Jubel aufseiten der Innsbrucker: Wacker entschied ein skurril anmutendes Geisterspiel für sich. Im torreichen Westderby zwischen Austria Salzburg und Wacker Innsbruck, dem ersten seit der Übernahme von Red Bull 2005, trafen Alexander Riemann mit einem Doppelpack (24., 52.), Thomas Pichlmann (55.) und Florian Jamnig (59.) für die Gäste.

Sebastian Zirnitzer hatte die nun sechstplatzierte Austria in der 10. Minute in Führung geschossen. Leonhard Kaufmann (65.) und Valentin Grubeck (67.) brachten die zwischenzeitlich bereits scheinbar aussichtslos 1:4 zurückliegenden Salzburger noch auf 3:4 heran.

Seltsam war vor allem die Atmosphäre in Schwanenstadt: Die Anweisungen der Trainer und Rufe der Spieler hallten durch das Stadion Vor der Au, von außerhalb waren die Schlachtrufe der ausgesperrten knapp je 250 angereisten Fans zu hören. Die Bezirkshauptmannschaft hatte die Partie aufgrund von Sicherheitsbedenken untersagt. Die Bundesliga entschied sich aber im Sinne der Wahrung des sportlichen Wettbewerbs, die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit – als sogenanntes Geisterspiel – anzusetzen.

Die Elf von Trainer Klaus Schmidt, der die Salzburger im November 2014 als Tabellenführer der Regionalliga West in Richtung Innsbruck verlassen hatte, durfte sich vor allem aufgrund einer siebenminütigen Drangphase und dreier Tore in der zweiten Halbzeit über den fünften Saisonsieg freuen.

Zuerst jubelten allerdings die Salzburger. Bei einem in den Fünfmeter-Raum gezirkelten Eckball von Öbster war Wacker-Goalie Julian Weiskopf im Luftduell gegen Sebastian Zirnitzer nur zweiter Sieger (10.). Zuvor hatte sich Weiskopf noch mit einer starken Parade gegen Lukas Katnik (nach Idealzuspiel von Öbster) ausgezeichnet (4.).

Die Innsbrucker zeigten sich ob des Rückstandes kurzzeitig geschockt. Die auswärts noch makellosen Tiroler hatten den erfrischend aufspielenden Salzburgern in dieser Phase wenig entgegen zu setzen. Erst in der 21. Minute musste Austria-Goalie Stefan Ebner eingreifen: Er löste sein „Luftduell“ gegen Thomas Pichlmann erfolgreicher als Weiskopf auf der Gegenseite.

Zwei Minuten später zeigte sich „Wacker“ erstmals effizient: Hauser scheiterte mit seinem Schuss nach Pichlmann-Pass noch an Ebner, doch über Umwege kam der Ball zu Riemann, der zum 1:1 einschoss (24.). Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie mit guten Szenen auf beiden Seiten. Nach dem Seitenwechsel nutzen die Gäste eklatante Abstimmungsprobleme in der Austria-Abwehr zum endgültigen Turnaround: Florian Jamnig bediente Riemann mit einem Pass in den Rückraum, und der Deutsche schoss trocken zum 2:1 ein (52.). Drei Minuten später köpfelte der 34-jährige Pichlmann nach Hölzl-Flanke zu seinem siebenten Saisontor ein (55.).

Der Torreigen nahm aber keineswegs ein Ende: Jamnig schlenzte den Ball erst gefühlvoll aus 20 Metern über Ebner hinweg zum 4:1 ins Tor (59.). Die eingewechselten Kaufmann, der eine unzureichende Abwehr von Weiskopf verwertete, und Grubeck brachten die Austria noch auf 3:4 heran. In der 78. Minute beendete Zirnitzer mit einem harten Einsteigen gegen Hauser und der folgerichtigen Roten Karte die Aufholjagd seiner Mannschaft. Für die Truppe von Trainer Jörn Andersen setzte es die erste Pleite seit Mai 2015 gegen Wattens.

Die Verantwortlichen beider Vereine übten gegenüber dem Pay-TV-Sender „Sky Sport Austria“ in der Halbzeitpause Kritik an der schlussendlichen Geisterspiel-Lösung. „Es ist eine bittere Sache am Ende des Tages vor leeren Rängen zu spielen. Die großen Verlierer sind die Fans“, meinte Austria-Sportdirektor Gerhard Stöger. Wacker-Präsident Josef Gunsch ergänzte: „Es ist nicht die beste Lösung, aber es ist eine Lösung. Wir haben immer angestrebt, dass wir das Spiel spielen können. Es bleibt am Ende ein Ergebnis, aber es ist sicher kein Fußballfest.“