Zellhofer: „Man muss der Ligareform eine Chance geben“

  • Christian Ebenbauer: „Ich hoffe in den nächsten Jahren auf mehr als zwölf Vereine“
  • Georg Zellhofer: „Wenn die Trainerentscheidung nicht mehr dieses Jahr fällt, werden wir auch ganz ruhig bleiben“
  • Mario Sonnleitner: „Habe Andi Müller gesagt, dass ich mich nicht verjagen lasse“
  • Sky-Experte Heribert Weber: „Wenn man die 22 Runden nicht im Herbst spielt, wird es problematisch“

Die ganze Sendung im VIDEO


Wien, 04.12.2016.
Zu Gast bei „Talk & Tore – Die Tipico Fußballdebatte“ waren am Sonntag Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, Altach-Geschäftsführer Sport Georg Zellhofer, Rapid-Spieler Mario Sonnleitner und Sky-Experte Heribert Weber. Hier einige Aussagen des von Martin Konrad moderierten Live-Talks.

Christian Ebenbauer:

sieht die kommende Ligareform als große Chance:

Wir dürfen nicht vergessen, warum wir zu diesem Schritt gekommen sind. Wir hatten in der letzten Saison drei Klubs [Anmk. Austria Salzburg, Austria Klagenfurt, SV Grödig], die aus der Bundesliga abgestiegen sind und keiner aus sportlichen Gründen. Wir hatten aus dem letzten Jahr die Thematik, dass zwei Absteiger aus der SkyGo-Erste Liga zuviel sind. Das konnte auch nicht geändert werden und deswegen ist es der absolut richtige Schritt.

über diverse Beweggründe, die Ligareform durchzusetzen:

Von den Landesverbänden kam der verständliche Wunsch, dass ein Meister aufsteigen können muss. Dazu kommen wir zu der Thematik, wieviel können wir spielen? Dann sind wir schnell bei dem Thema, wenn wir nicht zehn Klubs in der SkyGo-Erste Liga haben und dann noch zehn Klubs in der Tipico Bundesliga und die Wirtschaftskraft in Österreich nicht so groß ist, dann müssen wir irgendwo ansetzen. Entweder steigert man die Erlöse oder man verringert die Ausgaben. Die Verringerung der Ausgaben war die beste Alternative und deswegen hat man die SkyGo-Erste Liga reformieren müssen. Doch dann muss man natürlich oben ansetzen, weil wir der Meinung sind, dass wir Platz für mehr als zehn Vereine haben. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren noch mehr als zwölf sind.

über den künftigen Spielplan der Bundesliga: Wir müssen die international tätigen Klubs schützen. Ein Land lebt davon, dass das Nationalteam stark ist und an zweiter Stelle, dass die Klubs Österreich international gut vertreten. Darauf müssen wir achten. Es ist wichtig, dass man keine Überbelastung der Spieler herbeiführt, wo wir heuer schon ziemlich nah dran sind. Und deswegen wird es sehr schwer werden, 22 Runden im Herbst zu spielen. Das werden wir erst nächstes Jahr irgendwann wissen.

sieht den Prozess für die künftige zweite Liga noch lange nicht abgeschlossen:

Wir sind gerade dabei, bei der nächsten Hauptversammlung die Teilnahmevoraussetzungen festzusetzen. Da geht es vor allem um die wirtschaftlichen, personellen und infrastrukturellen Bestimmungen. Der wesentliche Punkt dahinter war ja der, dass man krampfhaft ein 2-2,5 Millionen-Budget stemmen muss, damit man heutzutage in der zweithöchsten Spielklasse spielen kann. Künftig soll das auch mit einem sechstelligen Budget möglich sein. Der Begriff semi-professionell gefällt mir nicht, weil es eher darum geht, dass sich Klubs künftig bemühen, für die höchste Spielklasse interessant zu werden.

Wie die aktuelle Tabelle nach der Punkteteilung aussehen würde

Georg Zellhofer:

freut sich auch über den Vize-Herbstmeistertitel: Herbstmeister der Herzen kann man auch sagen. Das ist vielleicht der richtige Ausdruck. Gratulation an Sturm Graz. Ich denke, punktegleich mit dem Herbstmeister zu sein, das hätte uns vorher niemand zugetraut.

glaubt an die erneute Titelverteidigung von Salzburg: In den letzten Spielen sehe ich wieder das alte Red Bull-Spiel, auch wenn gegen die Admira verloren wurde. Ball jagen, ein, zwei Kontakte, in die Tiefe laufen, das ist perfekt. Sie haben auch extrem schnelle und technisch versierte Spieler. […] Sie haben für mich enormes Potential. Schade, dass sie nicht in die Champions-League gekommen sind. Sie wären dort eine tolle Mannschaft gewesen. Sie werden sich den Titel nicht nehmen lassen.

war aktiv in den Reformprozess der Bundesliga eingebunden:

Man muss dieser Ligareform eine Chance geben. Nicht vorher schon die ersten Kritikpunkte suchen. Ich glaube, dass für zwanzig Profiklubs der Markt nicht vorhanden ist. Ich war bei den ganzen Gesprächen dabei, man hat es sich nicht einfach gemacht.

über vier erfolgreiche Jahre mit Damir Canadi in Altach: Ich habe ihn nach Altach geholt, mit der Aufgabe, aufzusteigen. Das haben wir überragend geschafft. Wir sind dann in den Europacup gekommen. Ein Vorteil war, dass er die Mannschaft gekannt hat und den Schritt, in die Bundesliga zu kommen, selbst gemacht hat. Man darf nicht vergessen, dass es dann ein sehr schweres Jahr mit 18 Niederlagen gab und zum Glück in den letzten Runden der Kopf aus der Schlinge gezogen wurde. Die Saison jetzt war wieder top. Ich kenne ihn in- und auswendig, seine Philosophie und wie er den Fußball sieht. Er ist ein Trainer, der jenen die Chance gibt, die sich im Training qualifizieren. Das ist eine klare Ansage von ihm.

über die Suche nach einem neuen Trainer:

Ich weiß es noch nicht, habe gewisse Vorstellungen. Wir haben nicht den Druck, unbedingt einen Schnellschuss zu machen. Ich möchte auch nicht die Latte zu hoch legen, dass man glaubt, dass ein Trainer ständig Erster, Zweiter oder Dritter werden muss. Er muss gut zur Mannschaft passen, ein Teamplayer sein, eine gute Ansprache haben. Wenn die Entscheidung nicht mehr dieses Jahr fällt, werden wir auch ganz ruhig bleiben.

über einen möglichen Wechsel von Torhüter Lukse zu Rapid:

Es gibt eine gute Gesprächsbasis mit Rapid, bin gespannt. Wir haben aber auch einen sehr guten zweiten Tormann. Da sind wir mit Martin Kobras gut aufgestellt. Es ist keine Anfrage von Rapid gekommen, also ist es für mich kein Thema.

Mario Sonnleitner:

über seine schwierigen Monate bei Rapid: Der damalige Trainer [Anmk. Mike Büskens] hat zu mir gesagt, dass es schwer wird, weil vorher Entscheidungen getroffen worden sind, die er mitträgt. Ich habe aber gesagt, dass ich weiter Gas geben werde und glaube, dass ich der Mannschaft weiterhin helfen kann. Es war nicht mein Ziel, einen Vertrag zu verlängern und dann zu gehen. […] Der Trainer hat mir bestätigt, dass es nicht an der Leistung liegt, sondern an Dingen, die ich nicht beeinflussen kann. Ich habe dann mit Herrn Müller, den ich sehr schätze, das Gespräch gesucht und gesagt, dass ich mich nicht verjagen lasse. Ich bin ein Spieler, der jede Konkurrenz annimmt. Ich glaube auch, dass die Leistung entscheidet und so haben wir das auch besprochen. Er hat gesagt, dass er das so weiter gibt, aber es hat sich leider nicht viel geändert.

über die Umstellung auf eine Fünfer-Abwehrkette: Wir haben ein sehr schwaches Spiel in Salzburg abgeliefert. Dann hat der Trainer uns gesagt, dass er das System umstellt und das muss man dann sehr schnell adaptieren. Wir haben sehr viel Videostudium gehabt und akribisch gearbeitet, auch am Platz sehr viele taktische Trainings abgehalten. Die vielen Spiele helfen natürlich. Wir sind sehr lernwillig.

über die vielen eingesetzten Spieler unter Damir Canadi: Für ihn zählen Leistungen und wer sich anbietet, der spielt.

Sky-Experte Heribert Weber:

kann sich eine Vertragsverlängerung von Franco Foda bei Sturm sehr gut vorstellen: Er hat sehr gute Arbeit geleistet. Man darf nicht vergessen, dass viele neue Spieler gekommen sind, dass sie sehr schnell intergriert wurden und dass die Mannschaft von Beginn an funktioniert hat.

sieht bei der Ligareform noch einiges an Diskussionspotential: Wenn man nicht die Möglichkeit hat, die 22 Runden zu spielen, dann wird es im Frühjahr problematisch, weil dann die Transferzeit ist. Da haben einige Vereine die Möglichkeit, sich zu verstärken. Ob das finanziell tragbar ist, wird man erst sehen. […]  Es ist auch wichtig, dass man jedem vorher sagt, wenn es zur Halbierung der Punkte kommt, dann kann man nachher nicht jammern.

gratuliert Mario Sonnleitner zu seinem Verhalten in der Zeit unter Mike Büskens und Andi Müller:

Wie er sich damals verhalten hat, das war mehr als professionell. Wenn ich in so eine Situation gekommen wäre als Kapitän einer Mannschaft und ich weiß, wie wichtig ich sein kann und auf einmal kommt einer daher, egal ob das der Sportdirektor oder Trainer ist, und sagt mir ich bin Vierter oder Fünfter, ich würde das nicht verstehen.

Wiederholungstermine der aktuellen Sendung auf Sky Sport Austria HD:
Montag, 05. Dezember, 6.45 Uhr und 23.45 Uhr
Dienstag, 06. Dezember, 8.15 Uhr