Keine Schadensbegrenzung: Rapid geht 0:4 gegen Valencia unter

(APA) Österreichs Fußball-Rekordmeister Rapid Wien hat sich der Überlegenheit von Valencia auch zu Hause beugen müssen. Die Hütteldorfer schlitterten nach dem 0:6 im Hinspiel in Spanien am Donnerstag im Sechzehntelfinal-Rückspiel der Europa League in ein 0:4-(0:0)-Debakel. Der letzte heimische Europacup-Vertreter schied mit dem Gesamtscore von 0:10 aus dem Bewerb aus.

Die Tore vor 39.800 Zuschauern erzielten Rodrigo (59.), Sofiane Feghouli (64.), Pablo Piatti (72.) und Ruben Vezo (88.). Mit der Heimpleite verpasste Rapid auch die Chance, Österreich in der Saison 2017/18 einen zusätzlichen fünften Europacup-Startplatz und einen zweiten in der Champions-League-Qualifikation zu bescheren. Mit einem Sieg hätte Österreich in der maßgeblichen UEFA-Fünfjahreswertung die auf Rang 15 liegenden Rumänen überholt. Daraus wurde nichts.

Beide Teams traten nicht in Bestbesetzung an. Rapid-Trainer Zoran Barisic brachte statt Philipp Schobesberger und Matej Jelic in der Offensive Deni Alar und Philipp Prosenik. Dazu kam der erst 18-jährige Maximilian Wöber wegen einer Hüftblessur von Stefan Stangl auf der für ihn ungewohnten Position als Linksverteidiger zu seinem Profidebüt. Der Kapitän der Rapid Amateure spielt eigentlich in der Innenverteidigung.

Dennoch war es Wöber, der nach 27 Minuten den ersten Warnschuss aufs Tor abgab. Rapid präsentierte sich vor der Pause zwar bemüht. In der Offensive fehlten ohne die ebenfalls blessierten Florian Kainz (Gehirnerschütterung) und Steffen Hofmann (Wadenprobleme) aber die Ideen. Zudem mehrten sich mit Fortdauer des Spiels auch in der Defensive die Fehler.

Valencia, der Elfte der spanischen Liga, war auch mit einem B-Team die bessere Mannschaft. Trainer Gary Neville hatte seine Elf im Vergleich zum Hinspiel an fünf Positionen umgestellt, im Vergleich zum jüngsten Ligasieg gegen Granada (2:1) gar an deren neun. Dennoch befanden sich zahlreiche prominente Namen in der Startformation – darunter der frühere spanische Teamstürmer Alvaro Negredo oder der deutsche Weltmeister Shkodran Mustafi.+

Einen guten Versuch von Danilo parierte Rapid-Torhüter Richard Strebinger (36.). Ein Schuss von Pablo Piatti strich knapp am linken Kreuzeck vorbei (44.). Nach Seitenwechsel reichten aber zwei präzise lange Bälle, um die Rapid-Defensive zu überlisten. Erst überhob der den Youngsters Maximilian Hofmann und Wöber enteilte Rodrigo Strebinger. Fünf Minuten später setzte Danilo den Algerier Feghouli ein, der per Flachschuss ins linke Eck abschloss.

Kurz vor dem Doppelschlag hatte Stefan Schwab nach einem Alar-Eckball die größte Rapid-Chance ausgelassen. Sein Kopfball ging zu zentral aufs Tor (54.). Stattdessen legte Valencia mit einem weiteren schnellen Gegenstoß nach. Feghouli bediente Piatti in die Schnittstelle der Abwehr. Der Argentinier schloss trocken ab. Im Finish traf auch noch Ruben Vezo nach einem Corner per Kopf.

Die Szenerie erinnerte phasenweise an das Hinspiel, als Rapid in die bisher höchste Europacup-Niederlage der Clubgeschichte geschlittert war. Nun egalisierten die Grün-Weißen ihre höchste Europacup-Heimpleite. Mit dem Gesamtscore von 0:10 waren sie bis dahin noch nie gescheitert. Die Rapid-Fans unterstützten ihre Mannschaft dennoch bis in der Schlussphase. Allerdings sorgten sie auch mit Parolen gegen Valencia sowie einem beleidigendem Spruchband für Aufregung.

Rapid kann sich nach dem Aus in Cup und Europa League nun voll auf die Meisterschaft konzentrieren. Dort liegen die Hütteldorfer nach zuletzt drei Zu-Null-Siegen in Serie punktegleich mit Spitzenreiter Salzburg auf Platz zwei. Am Sonntag geht es mit einem Heimspiel gegen Grödig weiter. Mut machte auch das Kurz-Comeback von Jungstar Louis Schaub (83.). Der Offensivspieler hatte wegen einer Sprunggelenksverletzung seit Anfang Dezember pausiert.

Stimmen

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): „Valencia ist, was die Qualität betrifft, über uns zu stellen. Das haben wir heute wieder gesehen. Wir hätten vielleicht eine Chance gehabt, wenn wir bei 0:0 den Kopfball vom ‚Schwabi‘ reinhauen mit etwas Glück. Alles in allem ist es so, dass Valencia von der Qualität her über uns zu stellen ist. Das ist eine Mannschaft auf Champions-League-Niveau.

Wir haben in der zweiten Hälfte sehr ambitioniert begonnen, waren auch nicht so schlecht. Valencia hat die Räume aber eiskalt ausgenutzt. Dieses Spiel ist für uns einfach zu früh gekommen. Gegen so einen Gegner muss von der ersten Sekunde an alles passen, da muss auch das Glück auf der eigenen Seite sein. Sonst hat man gegen eine Mannschaft auf diesem Niveau keine Chance.“

Maximilian Wöber (Rapid-Debütant): „Es war ein tolles Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Man träumt als Kind davon, dass man vor 40.000 Zuschauern auflaufen darf. Aber es war natürlich nicht so einfach für mich. Bei Valencia sind alle viel schneller und technisch besser als wir.“

Gary Neville (Valencia-Trainer): „Mit der Mentalität und mit dem Charakter meines Teams bin ich sehr zufrieden. Wir haben zwei Ziele gehabt: das Weiterkommen und Charakter zu zeigen, das haben wir beides geschafft. Wir wollten unsere Serie fortsetzen, das war uns im Hinblick auf die nächsten schweren Spiele auch wichtig. Wenn man sich die Ergebnisse von Rapid in der Europa League anschaut, dann sieht man, was sie eigentlich können. So schlecht sind sie nicht. Wir haben einfach fehlerlos und fantastisch gespielt. Das war der Unterschied.“

Zum beleidigenden Transparent der Rapid-Fans gegen Valencia: „Ich habe die Banner gesehen und fand es sehr unpassend. Ich habe die UEFA dann gebeten, die Banner zu beseitigen. Das haben sie dann auch gemacht. Sie haben sehr gut reagiert. Der Rapid-Trainer und auch der Präsident haben sich danach bei mir entschuldigt. Jetzt muss die UEFA darüber entscheiden. Fußball ist immer sehr viel Leidenschaft, aber hier wurde die Grenze überschritten.“

Die höchsten Heimniederlagen von Rapid Wien im Fußball-Europacup:

0:4 – 25. Februar 2016 gegen Valencia (Europa-League-Sechzehntelfinale, Rückspiel)

0:4 – 25. Oktober 2012 gegen Bayer Leverkusen (Europa-League-Gruppenphase)

2:6 – 22. November 1961 gegen AC Fiorentina (Cup der Cupsieger, Achtelfinale, Rückspiel)

Bild: GEPA