Blick hinter die Kulissen: Training mit Marcel Hirscher

MIND & MISSION. Der Erfolg von Marcel Hirscher hat viele Väter und, wie er selbst sagt, einen Zentralschlüssel: Das Team um ihn. Heute gewährt uns Marcel einen Blick in den engsten Kreis rund um das Phänomen Hirscher. 

„KEINEN MEINER ERFOLGE GÄBE ES OHNE DIESES TEAM.“

Es sind nicht die Big Events, an denen die Power-Performance von Marcel Hirscher entsteht – es sind die Tage dazwischen. Kein Weltcup-Athlet investiert so viel Energie in sein Material wie er. 30 Paar Ski-Schuhe und 100 Paar Atomic Redster Renn-Ski (Splitt: je 40 Paar für Slalom und RTL, 20 Paar für Speed-Einsätze) werden für ihn vor jeder Saison produziert. Eine Grundausstattung, die sich im Laufe des Winters immer wieder um neue Modelle mit minimalen Veränderungen erweitert. Performance bleibt ein Prozess. Das Fundament für Marcel Hirscher´s vielzitierte Race Intelligence sind die Trainingspisten auf der Reiteralm.

 

DER WORKFLOW IN DER BESTEN RACE-UNIT DER WELT

Einer dieser Tage zwischen zwei Big Events. Der letzte Rest an Morgendämmerung liegt noch über der Reiteralm, als Coach Mike Pircher mit der Kurssetzung – ein anspruchsvoller Riesentorlauf mit gefinkelten Rhythmuswechseln, Laufzeit um die 40 Sekunden – fertig ist. Fast fertig: „Zu meinen Aufgaben gehört, für Marcel immer wieder neue Reize zu setzen“, sagt Pircher, ehe er eine nach außen hängende Passage mit richtig viel Wasser flutet. Bis Marcel Hirscher eineinhalb Stunden später per Skidoo zum Start gebracht werden wird, wird der Rechtsschwung zu einer für Normalskifahrer unfahrbaren Eisplatte gefroren sein – Racing-Reize braucht Marcel…

 

ALLES BEREIT, MARCEL HIRSCHER KOMMT PER SKIDOO      
Marcel´s Vater Ferdinand Hirscher („Marcel und ich sind seit seiner Kindheit bei diversen Rennen unterwegs. Diese Erfahrung bringe ich ein. Ich achte darauf, dass wir mit Trainern und Service im Team das Maximum herausholen“) und Atomic-Servicemann Edi Unterberger treffen zeitgleich auf der Trainingspiste ein. Routiniertes Teamwork: Zeitnehmung bereit. Fünf Paar rennfertige Redster-Doubledeckmodelle bereit. Coach Pircher mit seiner Spezialkamera bereit. Punkt 8 Uhr: Am Skidoo kommt Marcel zum Start. Kurzbriefing. Einmal rutscht Marcel – wie bei einer Besichtigung – durch den Lauf. Recht rasch. Nur beim künstlich vereisten Schwung scheint er seine Ideallinie gedanklich ein paar Mal vor dem inneren Auge nachzuzeichnen. Jeder Lauf ein Rennen. Marcel startet explosiv, fährt am Limit, auf tiefe Hocke und vorgestreckten Arm zur Zeitauslösung an der Ziellinie verzichtet er in allen vier Läufen. Damit ist Teil 1 der Übung auch schon wieder erledigt: Marcel Hirscher fährt nachhause, die Crew baut ab, die Piste ist frei für den Publikumsskilauf.

VIDEOSTUDIUM MIT EINER SPEZIELLEN ANALYSE-SOFTWARE            
Während Coach Mike Pircher das Videomaterial der vier Läufe auf ein Internetportal mit sämtlichen Analyse-Features (Head-to-Head, Super-Slowmotion, …) uploaded, beginnt Edi Unterberger, früher an der Seite von Atomic-Größen wie Hermann Maier und Michael Walchhofer, alle Redster-Modelle für den nächsten Trainingstag wieder rennfertig zu machen. Drei Stunden dauert das pro Paar Ski.

Unterdessen verschaffen sich alle anderen im Team via Video Überblick über den Outcome dieses ganz normalen Trainingstages. Danach: Conference-Call. Es geht um Details im High End-Bereich. Marcel Hirscher gibt Feedback über sein Fahrgefühl. Das Superzoom-Standbild eines Schwunges, den er mit extremer Innenlage gefahren ist, liefert eine neue Idee – eine Winzigkeit, ein Experiment.

      

UND SO ENTWICKELT SICH DIE REDSTER-SERIE IMMER WEITER
Service-Guru Edi Unterberger kann 1.640 unterschiedliche Einstellungsvarianten beim Race-Tuning an einem RTL-Doubledeck vornehmen. Diesmal einigt sich das Team Hirscher aber darauf, im Innenleben des Skis einen Versuch zu starten. Eine der 40 Komponenten von Titan bis Holz, die in 20 Schritten zu einem Rennski zusammengebaut und gepresst werden, soll im Ski um Millimeter in Richtung Schaufel verschoben werden.

Und die Arbeit zahlt sich aus. Als Weltcup-Gesamtführender nach Vail gereist und jetzt schon zwei Goldmedaillen nach den ersten beiden Bewerben gesammelt.

Text: ATOMIC