Alfred Tatar: „Der Fußballgott war nicht auf Seiten des Fußballs“

  • Marco Rose: „Ich bin sehr stolz der Verantwortliche für diese Gruppe zu sein“
  • Christoph Freund: „Sie haben keine Chancen gehabt und machen zwei Tore“
  • Andreas Ulmer: „Wir hätten es verdient gehabt“
  • Munas Dabbur: „Es macht keinen Sinn, dass wir zehnmal besser waren“
  • Alfred Tatar: „Ich bin fassungslos, was ich heute hier leider erleben musste“
  • Alfred Tatar: „Roter Stern hat seine einzige Waffe ausgegraben: Hektik“
  • Alfred Tatar: „Es wird jetzt ein ganz mühsamer Herbst werden für Salzburg“

 

Der FC Salzburg scheitert auch im elften Versuch in die Champions League Gruppenphase einzuziehen. Das Rückspiel in Salzburg gegen Roter Stern Belgrad endet mit 2:2. Alle Stimmen zum Spiel bei Sky Sport Austria.

 

FC Salzburg – Roter Stern Belgrad, 2:2 (1:0)

Schiedsrichter: Cüneyt Çakır (TUR)

 

Marco Rose (Trainer FC Salzburg):

…nach dem Spiel: „Warum soll ich wütend sein, es ist ein herber Schlag, tut richtig weh, es fühlt sich ganz beschissen an, weil es unser großes Ziel war. Die Mannschaft hat viel dafür getan, viel investiert, am Ende haben wir in zwei Minuten die Führung aus der Hand gegeben. Man muss schon auch sagen, dass wir uns die Tore selber zuschreiben müssen. Es standen heute vier Spieler in der Anfangsformation, die die Youth League gewonnen haben. Wir haben eine junge Mannschaft, da macht man auch mal Fehler. Nach dem 2:2 haben wir noch Torchancen und Möglichkeiten gehabt. In der Kabine sitzen Leute, die weinen und nicht auf dem Platz standen. Ich bin sehr stolz Teil dieser Gruppe zu sein und ich bin verantwortlich für diese Gruppe. der Verantwortliche für diese Gruppe zu sein. Ich habe die Verantwortung alle jetzt wieder auf den Weg zu bringen und weiterzumachen – das gehört auch zum Fußball. Ich glaube, dass der Verein noch irgendwas ganz Großes vorhat, weil die Geschichte so langfristig in dem Bewerb … das ist schon sehr spannend und ich glaube, wir hätten es heute wirklich verdient gehabt. Hannes (Wolf) hat heute ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht – den Elfmeter rausgeholt, Bälle festgemacht, viel gegen den Ball gearbeitet. Im Fußball kann man Dinge nicht so einfach erklären. Ein extrem bitterer Abend für uns, ich habe die Verantwortung für diesen coolen Haufen hier, wir werden weitermachen. Ich empfinde das auch so für mich, ich sehe die Leute wenn ich in die Kabine komme und da wird mir warm ums Herz, dass ich mit denen zusammenarbeiten darf.“

…über mögliche Abgänge nach Verpassen der Champions League: „Ich glaube, dass es überhaupt nicht der richtige Zeitpunkt ist darüber nachzudenken und darüber zu reden.“

…über den Salzburger Champions League Fluch: „Es ist mittlerweile Teil unserer Geschichte, ich bin noch nicht so lange dabei. Ich glaube nicht an Flüche, es ist speziell und tut weh.“

 

Christoph Freund (Sportdirektor FC Salzburg):

…nach dem Spiel: „Es war ein richtig gutes Spiel und in zwei Minuten bekommen wir zwei Tore. Normal bekommen wir keine Tore. Es ist eine große Leere da. Im Frühjahr haben wir ganz andere Partien gehabt gegen internationale Top-Mannschaften. Belgrad ist körperlich stark, schlägt hohe Bälle nach vorne. Nach dem 2:0 dürfen wir das nicht mehr aus der Hand geben. Richtig, richtig bitter. Aus dem Nichts, sie haben sich keine Chancen erspielt. Die Mannschaft hat sich unglaublich gut vorbereitet, aber solche Fehler werden auf dem Niveau bestraft. Alles, was wir im Sommer gemacht haben, war auf das ausgerichtet. Schwierig das in Worte zu fassen. Sie haben keine Chancen gehabt und machen zwei Tore. Die letzten zwei Jahre sind wir ausgeschieden ohne ein Spiel zu verlieren. Wir müssen jetzt schauen, dass wir wieder aufstehen, es ist natürlich nicht leicht.“

…über mögliche Abgänge nach Verpassen der Champions League: „Das befürchte ich nicht, wir haben eine Vereinbarung getroffen, dass wir zusammenbleiben. Natürlich wollten wir Champions League spielen. Nach einigen Tagen abschütteln, gehen wir motiviert in die Europa League.“

 

Andreas Ulmer (FC Salzburg):

…nach dem Spiel: „Schwierig, die Enttäuschung ist sehr groß. Wir haben über weite Strecken ein großes Spiel gemacht, sehr viele Torchancen und trotz zweier Gegentore hätten wir auf jeden Fall gewinnen können. Es war ein paar Minuten im Spiel, wo sie vielleicht eine gute Phase gehabt haben. Trotzdem haben wir probiert, am Schluss noch zwei Riesenmöglichkeiten gehabt, um das Spiel zu gewinnen. Mein Gefühl war es nicht, dass es (die Hektik, Anm.) Thema war. Es gehört dazu, trotzdem haben wir heute eine gute Leistung gebracht, die Enttäuschung sitzt tief drinnen. Wir haben bis zur letzten Sekunde alles probiert. Wir hätten es verdient gehabt. Wenn man gegen eine gute Mannschaft auf internationalem Niveau ein paar Minuten nachlässt, dann klingelt es im Tor. Morgen wird es sicher ein schwerer Tag, aber dann sollten wir uns schön langsam auf die nächste Aufgabe am Wochenende konzentrieren.“

 

Munas Dabbur (Doppeltorschütze FC Salzburg):

…nach dem Spiel: „Man kann nichts sagen, wir haben alles gegeben. Das ist Fußball. Wir haben Anfängerfehler gemacht. Ich habe keine Ahnung was da heute passiert ist, das erste Gegentor war der Wendepunkt. Sie hatten keine Chancen, haben auch beim Stand von 0:0 nicht versucht Fußball zu spielen. Es macht keinen Sinn, dass wir zehnmal besser waren. Schade. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauert (bis wir das verarbeitet haben), wir haben aber eine lange Saison vor uns. Wir versuchen die Liga zu gewinnen, um nächstes Jahr fix in die Champions League einzuziehen. Das Spiel am Sonntag wird wichtig, ich hoffe wir sind bereit.“

 

Alfred Tatar (Sky Experte):

…mit seiner Analyse: „Ich bin fassungslos, was ich heute hier leider erleben musste. Jede Medaille hat zwei Seiten. Was in unserer Liga für Red Bull vielleicht nicht da ist. Ein Gegner der im Prinzip gar nichts kann fußballerisch. Obwohl man die serbische Liga dominiert, ist das Offensivspiel eine Offenbarung und man konnte eigentlich gar kein Tor erzielen. Hat das aber deshalb getan, weil man die einzige Waffe, die man aus dem Effeff beherrscht, ausgegraben hat – das war Hektik, Hektik, Hektik, Hektik. Die junge Salzburger Mannschaft konnte genau in diesem Moment, als man das 2:0 gemacht hat, mit dieser Hektik, die Roter Stern ins Spiel gebracht hat, einfach nicht umgehen. Da ist die Partie gekippt, Pongračić landet auf Pavkov und danach sind die serbischen Spieler ja fast wahnsinnig geworden, das war das Signal für Roter Stern. In dieser Sekunde hat Roter Stern das Aggressionshormon in unermessliche Höhen geschossen und Red Bull ist immer kleiner geworden. Hannes Wolf hat nicht gewusst, wie man mit solchen Gegenspielern umgehen muss. Salzburg war fußballerisch ganz klar besser, wenn ich 2:0 führe und zuhause bin, dann zeige ich dem Gegenspieler, wie man selber auch ein Spiel zerstören kann – Foulspiel und den Ball auf die Tribüne schießen. Salzburg will am eigenen 16er den Ball rausführen. In den entscheidenden Momenten muss man sich so verhalten, dass man das ganz große Ziel nicht aus den Augen verliert. Ich erinnere an Malmö, auch hier war die körperliche Note entscheidend und Basel das gleiche. Das ist eine Qualität auf diesem Niveau, die man haben muss, mit unfairem Spiel auch weiterkommen kann. In dem Moment, als das Spiel mit der Rudelbildung und den Emotionen eine andere Richtung genommen hat, die nicht gut war für Salzburg, hätte man vielleicht andere Kräfte bringen können. Klar war es (nach dem 2:2) nicht, dass Salzburg ausscheidet, der Lucky Punch ist in der Luft gelegen. Es sollte einfach nicht sein. Jeder der beide Spiele gesehen hat, wird sich denken, dass der Fußballgott nicht auf Seiten des Fußballs war.“

…über Hannes Wolf: „In der Meisterschaft sichern sie den Ball und wollen weiter Fußball spielen, hier hat es sich als Boomerang erwiesen. Für ihn wird es ganz schwierig sein jetzt. Im Laufe der zweiten Halbzeit wäre es gescheiter gewesen ihn vom Feld zu holen, das soll aber jetzt keine Kritik an dir (Marco Rose) sein.“

…mit einem Zitat von Hans Rinner: „Es gibt einen schönen Spruch vom verstorbenen Bundesligapräsidenten Hans Rinner, der gesagt hat: ‚Siege nähren die Seele, aber Niederlagen schärfen den Verstand.‘ Bei Salzburg muss man den Verstand schärfen, wie man es endlich schafft da hineinzukommen, wo man es schon elfmal nicht geschafft hat.“

…mit einer Prognose, wie es für Salzburg nach diesem schweren Rückschlag weitergehen wird: „Wir sollten auch verstehen, dass hier Menschen am Werk sind, die eine herbe Enttäuschung erfahren haben, die ganz tief geht. Die Frage ist wie schnell steht man auf, weil die nächste Aufgabe muss es sein den Meistertitel zu holen, damit man endlich einmal ohne Qualifikation in die Champions League kommt und dafür muss Salzburg sehr schnell wieder aufstehen, weil alle in Lauerstellung wissen, Salzburg ist verwundbar. Für Salzburg wird es in der Liga schwierig und noch schwieriger in der Europa League, weil was sollte man noch in der Euro League, die Euro League gewinnen? Nein, das kann nur der kühnste Träumer hoffen, das geschieht nicht. Es wird jetzt ein ganz mühsamer Herbst werden für Salzburg, es sei denn Marco Rose findet so einen Zugang zur Mannschaft, dass er sie so aufrichtet, dass sie wieder marschiert.“

…über mögliche Abgänge nach Verpassen der Champions League: „Wenn ein Verein aus der Champions League einen Stürmer sucht, dann weiß ich sofort, wen ich holen möchte – Munas Dabbur. Pongračić ist ein super Verteidiger, das muss man auch erwähnen.“