Arbeit statt Show: Schweiz will gegen Serbien abliefern

Kaliningrad (APA/sda/dpa) – Nach dem 1:1-Coup gegen Brasilien will die Schweiz am Freitag die entscheidende Weichenstellung in Richtung Achtelfinale vornehmen. Im zweiten Spiel der Gruppe E gegen Serbien (20.00 Uhr MESZ) baut die „Nati“ wieder auf ihre exzellente Balance im Spiel, eine sattelfeste Defensive und den Gehorsam zum Fokus aufs Wesentliche: Der Erfolg steht über der Ästhetik.

Lediglich neun Gegentore in den vergangenen 18 Partien seit dem Out im EM-Achtelfinale 2016 lassen keine Zweifel: Die Schweiz weiß sich zu verteidigen. „In den letzten Spielen haben wir unseren Job gut gemacht“, bilanzierte Fabian Schär, der im Abwehr-Verbund mit dem Dortmunder Manuel Akanji maßgeblich für die gute Quote verantwortlich zeichnet.

Davor werken im Mittelfeld mit Valon Behrami und Granit Xhaka zwei Schwerarbeiter, die sich wenig Auszeiten gönnen. Zum Aufakt zermürbten sie die brasilianischen Superstars. Dass sich die Aggressivität vor allem gegen Neymar nicht immer im Rahmen des Erlaubten bewegte, war ob des überraschenden Punktgewinns nebensächlich. 19 Fouls der Schweizer zählte die Statistik, davon 10 alleine am fast schutzbedürftig wirkenden Edeltechniker.

Mit Serbien folgt nun ein anderer Gegner. Die Eidgenossen erwarten in Kaliningrad Wucht statt spielerische Raffinesse. Mit im Schnitt 1,86 Metern sind die Serben die größte Mannschaft unter den WM-Teilnehmern. Es bahnt sich ein Abnützungskampf an. Schär geht provisorisch von einem „intensiven und harten“ Spiel aus.

Teamchef Vladimir Petkovic dürfte der „Nati“ auch gegen die Osteuropäer ein taktisch enges Konzept auf den Leib schneidern. Schär ist, wie der Rest des Kollektivs, gewillt, dies umzusetzen. „Wir müssen alles daran setzen, die Partie nicht zu verlieren“, sagte der Abwehrspieler von Deportivo La Coruna. Spektakel, soviel scheint voraussagbar, wird die Nummer sechs der Fußball-Welt auch dieses Mal keines bieten.

Serbien steht nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Costa Rica noch weniger unter Siegpflicht. Zusätzlich wird das Duell mit der multikulturellen Schweizer Auswahl am Balkan wieder einmal politisch aufgeladen. Auslöser ist ein eigentlich schon knapp ein Monat altes Instagram-Foto von Xherdan Shaqiri, das zwei Fußball-Schuhe zeigt: Einen mit der Schweizer und den anderen mit der kosovarischen Flagge darauf.

In Serbien, das den Kosovo mit seiner albanischen Bevölkerungsmehrheit nicht als Staat anerkennt, wurde die Vorlage dankbar angenommen. „Der Schweizer Spieler Shaqiri begann einen Sonderkrieg gegen Serbien“, witterte „Srbin.info“ eine grobe Provokation. Die Antwort aus Albanien ließ nicht lange auf sich warten. „Wir werden diesen Serben zeigen, dass die Niederlage ein Teil ihrer DNA ist“, schrieb „Albanian Soccer“ vor der Partie.

Albanien ist bei der WM zwar gar nicht dabei, doch die Albaner bezeichnen die Schweizer gerne als ihre Ersatz-„Nati“: Mit Xhaka, Behrami, Shaqiri und Blerim Dzemaili stehen gleich vier Spieler mit albanischen Wurzeln im Kader der Eidgenossen.

Serbiens Trainer Mladen Krstajic war bemüht, den Blick auf das Sportliche zu lenken. „Ich bin aus einem Land mit mehreren Kulturen, aus Bosnien. Mein Vater ist Montenegriner, meine Mutter Serbin. Ich bin ein internationaler Mensch. Die Nationalität ist für mich nicht relevant, dafür aber, dass die Schweiz ein gutes Team ist – und ein extrem multikulturelles“, sagte Krstajic.

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