Argentinien zittert sich ins Achtelfinale

Quasi in letzter Sekunde hat sich Argentinien für das Achtelfinale der Fußball-WM qualifiziert. Ein Treffer von Marcos Rojo in der 86. Minute sicherte dem schwer unter Druck stehenden Vizeweltmeister am Dienstag in St. Petersburg in einer emotionalen Partie einen 2:1-(1:0)-Sieg über Nigeria und Platz zwei in Gruppe D. Die nächste Bewährungsprobe wartet im Achtelfinale am Sonntag mit Frankreich.

Der zuletzt farblose Superstar Lionel Messi hatte Argentinien mit seinem ersten WM-Tor seit vier Jahren – auch damals traf er ebenso wie Rojo gegen Nigeria – früh in Führung gebracht (14.). Durch einen Foulelfer glich Victor Moses (51.) bald nach Wiederbeginn etwas überraschend aus, ehe sich in einem spannenden Finish der Doppelweltmeister doch noch durchsetzte. Nigeria muss als Gruppendritter mit einem Punkt weniger als Argentinien die Heimreise antreten.

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Viel war vor der Partie über das Verhältnis von Trainer Jorge Sampaoli und der Mannschaft spekuliert worden. Ob Messi tatsächlich die Aufstellung bestimmt hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Im Tor jedenfalls debütierte anstellte des zuletzt patzenden Wilfredo Caballero der 31-jährige Franco Armani. Auch das neuformierte 4-3-3 samt der Offensivreihe mit Messi, Di Maria und erstmals von Beginn an Gonzalo Higuain machte sich ganz gut.

Dass sich Messi zudem von Beginn an bestens aufgelegt präsentierte, war für Argentiniens Fans wohl die erfreulichste Erkenntnis Nachricht des Abends. Der im Nationalteam zumeist verhinderte Heilsbringer sorgte auch für den ersten Paukenschlag: Nach weitem Zuspiel Ever Banegas bewies er viel Gefühl bei der Ballannahme und schloss trotz leichter Bedrängnis mit einem Schuss ins obere, lange Eck ebenso sauber ab – es war das 100. Tor bei dieser WM.

Die argentinische Dominanz setzte sich bis zur Pause ungebrochen fort. In der 27. Minute verhinderte Nigerias Tormann das 0:2, Francis Uzoho warf sich in den Schuss von Higuain, der von Messi mustergültig bedient worden war. Wenig später wäre aber auch Uzoho geschlagen gewesen – nur die Stange stand bei einem Messi-Freistoß von der Strafraumgrenze dem zweiten argentinischen Treffer entgegen.

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Das kam Nigeria zupass, das in der ersten Hälfte abgesehen von letztlich ungefährlichen Kontern und einem Schuss Ahmed Musas knapp über die Latte (9.) kaum offensiv in Erscheinung getreten war. Nach Wiederbeginn drehten die „Super Eagles“ auf und profitierten schließlich auch von Javier Mascheranos ungeschickter Umklammerung Leon Baloguns. Schiedsrichter Cüneyt Cakir entschied auf Elfer, den Victor Moses ebenso locker wie souverän verwertete.

Nigeria war zu diesem Zeitpunkt weiter, Argentinien ausgeschieden. Von der spielerischen Leichtigkeit der ersten Hälfte war nichts mehr zu sehen. Nigeria verteidigte höher und suchte seinerseits offensives Heil. Erst nach einer guten Stunde erfingen sich die Südamerikaner, hatten in der 75. Minute aber auch zweimal Glück: Erst vergab Odion Ighalo völlig alleinstehend, dann gab Cakir nach Videostudium und einem – unabsichtlichen – Handspiel Rojos keinen zweiten Strafstoß.

Im Finish warf Sampaoli mit Sergio Aguero eine weitere Offensivkraft in die Abwehrschlacht, in die sich die Partie nun verwandelt hatte. Der Erfolg schien vorerst auszubleiben, als Higuain aus elf Metern über das Tor zielte (81.). Fünf Minuten später sorgte Rojo für die Erlösung: Eine perfekte Hereingabe Gabriel Mercados übernahm er eiskalt volley und schoss unhaltbar für Uzoho ein.

Beitragsbild: Gettyimages

(APA)