Baumann: Einige Ex-Kollegen „neidisch“ auf seinen Verbandswechsel

Eine Rückkehr zum Österreichischen Skiverband (ÖSV) steht „nicht zur Diskussion“, stellte Romed Baumann in Cortina mit einem breiten Grinsen klar. Mit Silber im WM-Super-G erreichte der Tiroler den vorläufigen Höhepunkt seiner persönlichen Piefke-Saga, die mit dem Wechsel zum DSV 2019 offiziell begann. Möglich gemacht habe den Erfolg nicht zuletzt die freundliche Atmosphäre im deutschen Team. „Es gönnt jeder dem anderen was. Da fühlt man sich einfach wohl“, sagte Baumann.

Im ÖSV hatte er diesen Spirit im Winter 2018/19, aber auch schon davor vermisst. In der österreichischen Mannschaft gab es zuletzt weder im Super-G noch in der Abfahrt einen Fixplatz für den Tiroler. Der permanente Druck, sich für das Team qualifizieren zu müssen, behagte ihm nicht. Hinzu kam, dass er sich nach der Geburt seiner Kinder – Baumann ist Vater zweier Töchter – laut eigenen Aussagen selbst nicht mehr so viel zugetraut, in gewissen Passagen das Tempo rausgenommen habe.

2019 nahm der mit einer Deutschen verheiratete Hochfilzener die deutsche Staatsbürgerschaft an und wechselte ins Zebra-Outfit des Nachbarlands. Das ließ bei ihm von Anfang an neue Motivation aufkeimen. „Irgendwo war zum Schluss der Hund drinnen“, erklärte er später, „dann kommt man in ein Radl rein und es läuft dann nicht mehr so. Wenn ich noch ein Jahr drinnengeblieben wär, hätte sich wahrscheinlich nicht viel geändert.“

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So aber hatte er auf einmal ein komplett neues Umfeld, neue Mannschaftskollegen, neue Trainer – und sportlich ging es wieder bergauf. „Aus der Freude heraus passiert dann auch Gutes. Meine Teamkollegen haben mich da aufgenommen, besser ist es nicht gegangen“, berichtete Baumann im Zielraum in Cortina. „Ich habe auch den Luxus, dass ich mich nicht um Startplätze raufen habe müssen. Bei uns hat jeder die Quali geschafft.“ Er konnte sich „richtig auf das Wesentliche fokussieren, das hilft extrem“.

Super-G-Weltmeister Vincent Kriechmayr, der lediglich sieben Hundertstelsekunden schneller war, betonte, „dass ich mich irrsinnig für Romed freue. Er war oft, wie er noch für Österreich gefahren ist, der Buhmann der Nation. Er hat so viel Kritik abgekriegt, oft nicht zurecht. Er hat oft über Social Media ziemlich Kritik einstecken müssen, dabei war viel Kritik, die ziemlich tief war.“ Dass Baumann ein Topfahrer sei, habe man immer gewusst. „Vor allem bei flachen Passagen, wo man so dahinschleichen muss, war er im Training auch immer fast unschlagbar.“

Die Gratulationen der Österreicher seien eine Ehre für ihn, sagte Baumann. „Ich habe kein Problem mit meinen Ex-Kollegen, wir sind immer noch gut befreundet. Sie haben das auch mitgekriegt, wie das Ganze zustande gekommen ist“, erzählte er. „Es haben auch einige sogar gesagt, dass sie neidisch sind. Sie hätten den Schritt selber gern gemacht, wenn es möglich wäre.“

Wie ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel auf Baumanns Silbermedaille reagiert hat, ist nicht überliefert. Seine Ex-Trainer freuten sich aber wie die ÖSV-Athleten mit dem 35-Jährigen, der nach 2011 (Team-Silber) und 2013 (Kombi-Bronze) zum dritten Mal WM-Edelmetall überreicht bekam. „Der Romed ist sensationell. Auf diesem Schnee ist er sehr schnell, er hat sehr viel Gefühl und ist vom Kopf her wieder voll da. Ich gönne es ihm, dass er es so hingekriegt hat, wirklich“, sagte Speed-Chefcoach Josef Brunner zur Leistung seines ehemaligen Schützlings.

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Laut Brunners Chef Andreas Puelacher wisse man, dass „Romed ein super Skifahrer ist. Es war schade, dass er bei uns diese Leistung nicht mehr erbracht hat“. Der Verbandswechsel sei deshalb „der richtige Schritt“ gewesen. „Er hat in diesem Team die Ruhe und nicht den Quali-Druck wie bei uns. Er hat sich in meinen Augen sehr, sehr gut entwickelt.“

(APA)

Artikelbild: GEPA